zm
107, Nr. 6, 16.3.2017, (573)
Jeder, der in und für die Zahnmedizin tätig
ist, wird meist schon zu Beginn seiner bzw.
ihrer Tätigkeit mit dem Spruch „Wir sind
eine dentale Familie“ konfrontiert. Ob es
diese im Wortsinne tatsächlich gibt, möchte
ich der Entscheidung der Leser überlassen.
Allerdings: Die Interessen der Familien-
mitglieder, bestehend aus Zahnärzteschaft,
Zahntechnikerhandwerk, Dentalfachhandel
und Dentalindustrie, sind vom jeweils
eigenen Standpunkt betrachtet, nicht
deckungsgleich. Wie auch? Die übergreifende
Bezeichnung Dentalmarkt impliziert ja
bereits den Wettbewerb. Gefühlt schließen
sich Zahnheilkunde und Kommerz aus,
der individuelle Patient als Subjekt des
zahnärztlichen Handels widerspricht der
industriellen Objektbetrachtung als
Zielgruppe und Umsatzpotential. In der
Realität kann jedoch der eine nicht ohne
den anderen: Ohne Industrie und deren
Produktlösungen ist eine erfolgreiche
Zahnmedizin, wie sie hierzulande geleistet
wird, nur schwerlich möglich.
Insoweit enthält der Terminus von der
„dentalen Familie“ durchaus Wahres. Diese
wird allerdings nur dann Bestand haben
können, wenn es ihr gelingt, die (Markt-)
Fliehkräfte der einzelnen Mitglieder so aus-
zutarieren, dass der jeweilig andere nicht
überfordert wird. Viele der mittlerweile
angebotenen industriellen Lösungen haben
durchaus das Potenzial – lassen Sie es mich
so sagen – das eine oder andere Familien-
mitglied zumindest in Teilen überflüssig
zu machen. Manche dieser technischen
Lösungen, so faszinierend sie auch sind,
erfordern zu ihrer Finanzierung seitens der
Zahnärzteschaft Strukturen mit „Zwang
zur Größe“. Ein Trend, der in dem mittel-
ständisch geprägten Dentalmarkt bereits
seit Jahren deutlich zu sehen ist. Unterneh-
mensaufkäufe und Fusionen verändern die
Struktur der Dentalindustrie und stellen ganz
neue Anforderungen an das Beziehungs-
management der Unternehmen. Wobei
Beziehungsmanagement eben nicht nur
Kommunikation mit den Kunden, vulgo
Zahnärzten, bedeutet, sondern eben auch,
wie man den jeweiligen (Teil-)Markt gestaltet
und mit seinen Kunden „umgeht“. Als
Beispiel sei an dieser Stelle nur der Hygiene-
markt genannt. Echter Wettbewerb hat
auch was Gutes.
Ob der „kurze Draht“ der Familienmitglieder
ein im weitesten Sinn familiärer Aspekt ist,
sei dahin gestellt. Gerade dieser intensive
Austausch zwischen Industrie und Anwen-
dern ist aus meiner Sicht der Schlüssel zu
der enormen Innovationskraft der nationa-
len wie auch der internationalen Dental-
industrie auf Produkt- und Anwendungs-
ebene, den es in dieser Breite und Tiefe in
anderen Industrien kaum gibt.
Aber was wäre eine Familie ohne Familien-
treffen? Zumindest gibt es ein herausragendes
Ereignis, das diesem Terminus sehr nahe-
kommt. Es ist beeindruckend zu sehen, wie
sich der gesamte Dentalmarkt auf dieses alle
2 Jahre stattfindende Ereignis hin ausrichtet,
geradezu fokussiert – die Internationale
Dental-Schau, kurz IDS, die vom 21. bis
zum 25. März zum 37. Mal wieder in Köln
stattfinden wird. Nahezu 2.300 Unternehmen
aus 60 Ländern stellen aus, mehr als
140.000 Fachbesucher werden erwartet. In
der Tat ist die weltgrößte Dentalmesse, die
vom VDDI (Verband der Deutschen Dental-
industrie) unter der Schirmherrschaft u. a.
der Bundeszahnärztekammer veranstaltet
wird, eine Messe der Superlative. Höher,
schneller, weiter – das immer „Mehr“
scheint für diese internationale Messe
nicht nur im Programm zu stehen, es wird
vielmehr erreicht. Um in dem „Gewusel“
nicht den Überblick zu verlieren, sei an
dieser Stelle auf unsere Vorberichte in den
vergangenen Ausgaben* der Zahnärztlichen
Mitteilungen hingewiesen, in denen wir
Trends und viele interessante und preiswerte
Produkte für die Praxis vorgestellt haben.
Zu guter Letzt möchte ich Sie noch auf eine
Neuerung in den zm aufmerksam machen:
Zukünftig erscheinen die Marktseiten
in jeder Ausgabe auf blauem Papier. In
dieser Ausgabe sind Sie ein Spiegelbild
der IDS – mit Hang zur Superlative. Aber
das ist in einer IDS-Ausgabe ja nichts
Ungewöhnliches.
Foto: zm-Axentis.de
IDS – ein Familienmarathon ...
Dr. Uwe Axel Richter
Chefredakteur
*
u. a. zm 5/2017, S. 24–28
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Editorial