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107, Nr. 6, 16.3.2017, (581)
Funktionaloptometrie – Betrachtungs-
weisen sind different
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Anmerkung zu den Leserbriefen von Dr. Wissert und Dr. Maurer
Die Augenoptik, die Funktionaloptometrie und die Ophthalmologie
bewerten das Sehen aus unterschiedlichen Sichtweisen. In der Augen-
optik geht es primär darum, eine vorhandene Fehlsichtigkeit mithilfe
von optischen Gläsern zu korrigieren. Ziel ist, das zu betrachtende
Objekt mit optischen Hilfsmitteln als scharfes Bild auf der Netzhaut
abzubilden. Die Funktionaloptometrie sieht den Menschen in seiner
Ganzheitlichkeit und versucht, visuelle Dysfunktionen, die durch
falsches Sehverhalten entstanden sind, mithilfe eines Verhaltens- und
Visualtrainings zu verbessern. Sehen und Wahrnehmen wird als
Gesamtleistung des Gehirns angesehen und ist somit trainier- und
veränderbar. Die klassische Ophthalmologie befasst sich medizinisch
intensiv mit dem Organ Auge. Hier liegt der Fokus auf der Gesund-
erhaltung, Erkrankung oder Behandlung pathologischer Befunde.
Diese unterschiedlichen Betrachtungsweisen führen immer wieder zu
Diskussionen zwischen den einzelnen Berufsgruppen.
Alexandra Römer, Bremen
Augenoptikermeisterin, Funktionaloptometristin,
blicksprung optometrisches visualtraining
aber sicher geschäftstüchtige
Optiker und Optometristen
durch immer stärkere – und dem-
entsprechend teure – Prismen-
brillen in einen ausgeprägten
und dauerhaften Schielwinkel
mit permanentem Doppeltsehen
getrieben wurden.
Da ich bisher einen sehr guten
Eindruck von der wissenschaft-
lichen Arbeit der zm hatte,
wundert es mich sehr, dass einer
solchen Darstellung an derart
prominenter Stelle Platz einge-
räumt wurde.
Zu den vorgeschlagenen Übungen
möchte ich noch anfügen, dass
sie sicher nicht schaden und in
dieser Weise – bis auf die Perlen-
fixation – auch von Arbeits-
medizinern und Augenärzten zur
zwischenzeitlichen Entspannung
empfohlen werden. So gilt gerade
bei Bildschirm- und Naharbeit
der Grundsatz, alle 20 Minuten
für mindestens 20 Sekunden 20
Meter in die Ferne zu blicken. Ob
Sie dadurch jedoch ein verspätetes
Einsetzen der Altersweitsichtig-
keit erreichen, ist in keiner Weise
belegt. Da diese Aufgaben mit den
Augen spontan und dauerhaft im
Alltag erfüllt werden, ist hier aber
sicher keine Anleitung durch einen
„befähigten Trainer“ nötig.
Des Weiteren ist es unmöglich,
Stereosehen zu erlernen, wenn
man älter als 12 Jahre ist, da
danach die Sehentwicklung des
Gehirns abgeschlossen ist. Dass
man die nicht-fixierten Perlen
doppelt sieht, ist dadurch zu er-
klären, dass hinter dem Fixier-
punkt die Sehachsen divergieren.
Wenn Sie die Perlen nicht dop-
pelt sehen, liegt eine angeborene
Schwachsichtigkeit oder eine
erworbene Funktionseinschrän-
kung eines Auges vor, die in
keiner Weise mit reinem Training
korrigiert werden kann.
Patrick Wissert,
Facharzt für Augenheilkunde,
Wüstenrot