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107, Nr. 6, 16.3.2017, (578)
Dr. Günther E. Buchholz (l.),
Dr. Jürgen Fedderwitz (r.)
Stellvertretende Vorsitzende
der KZBV
Foto: KZBV-Darchinger/Baumann
”
Berechenbarkeit, Verläss-
lichkeit und eine hohe fach-
liche Expertise – mit diesen Werten
ließ und lässt sich punkten.
Auf der Vertreterversammlung am 17. und
18. März wird der KZBV-Vorstand neu ge-
wählt. Wir beide haben diesem Gremium
lange Jahre angehört – zunächst im Ehren-
amt, später als „Hauptamtliche“, und
werden unsere Tätigkeit für die KZBV nun
beenden. Zeit also für einen klassischen
Rückblick? Mitnichten.
Wir beschränken uns hier auf Ereignisse, die
sich in dieser Zeit als für den Berufsstand
besonders markant eingeprägt haben.
Und die beispielhaft zeigen, wie Selbst-
verwaltung funktioniert. Was vielleicht ge-
rade jetzt, wo das GKV-Selbstverwaltungs-
stärkungsgesetz in Kraft getreten ist, keine
unwichtige Botschaft sein mag.
Mit der Umrelationierung des BEMA in
2003 haben wir im ehrenamtlichen Vor-
stand gezeigt, dass die Zahnärzteschaft in
der Lage ist, gesetzliche Verpflichtungen
eigenverantwortlich zu erledigen. Mit der
Einführung der Hauptamtlichkeit 2005 sah
sich der Vorstand mit einschneidenden
Neuerungen konfrontiert. Da war zualler-
erst die Umsetzung des Festzuschusssystems
beim Zahnersatz. Es gab über viele Jahre
dicke Bretter zu bohren, um Akzeptanz
sowie die Grundlagen für das heutige,
bestens bewährte System zu schaffen und
mit hohem Respekt auch bei und mit der
Politik durchzusetzen. Möglicherweise hat
dies zu dem konstruktiven Verhältnis zur
Politik beigetragen, dass die KZBV sich
offiziell von der damaligen alten standes-
politischen Marschrichtung „Raus aus der
GKV“ verabschiedet hat. Diesem Vorstand
ist es gelungen, Vertrauen in die KZBV
aufzubauen – nach innen wie nach außen.
Überhaupt hat sich die KZBV über die Jahre
als verlässlicher Partner für die Politik
etabliert. Berechenbarkeit, Verlässlichkeit,
eine hohe fachliche Expertise – mit diesen
Werten ließ und lässt sich punkten.
Ein wichtiger Schritt für die Vertragszahn-
ärzteschaft war die Entbudgetierung. Die
KZBV hat mit fundierten Materialien und
Argumenten die Politik überzeugen können,
wesentliche Verwerfungen aus Jahren
falscher Budgetpolitik zu korrigieren. Auch
mit unseren Konzepten für AuB und ECC
konnten wir der Politik glaubhaft machen,
dass es den Zahnärzten nicht um die
Erschließung neuer Geschäftsfelder geht,
sondern um unsere Versorgungsverantwor-
tung im Sinne der Patienten.
Ein weiteres wichtiges Thema für die Kolle-
genschaft war der Datenträgeraustausch –
mit der 2012 geschlossenen Vereinbarung
zur Einführung der vollständig papierlosen
elektronischen Abrechnung zwischen
Vertragszahnarzt und KZV. Das geschah
bekanntlich nicht ganz geräuschlos, zeigte
sich am Ende aber doch von Erfolg gekrönt.
Und wir haben uns – im Sinne einer Weiter-
entwicklung der Digitalisierung – bereits
auf den Weg gemacht, auch noch die
letzte Lücke zu schließen, das elektronische
Genehmigungsverfahren.
Eine Dauerherausforderung sind und bleiben
der Aufbau der Telematikinfrastruktur im
Gesundheitswesen und die Einführung der
elektronischen Gesundheitskarte. Immer
neue Verzögerungen durch die Industrie,
der Druck aus dem BMG, den Start der
Erprobung der eGK zeitnah zu erzwingen,
bis hin zu den gesetzlich festgelegten ver-
schuldensunabhängigen Sanktionen für die
Haushalte der Körperschaften – wir werden
alles daransetzen, um im ersten Halbjahr
2017 die Arbeiten für den Rollout abzu-
schließen. Dabei macht es schon betroffen,
dass die Körperschaften so massiv tangiert
sind, obwohl sie keinerlei Einfluss auf den
Test haben.
Was haben wir noch erreicht? Wir haben
vor Kurzem mit den Kieferorthopäden
Kostentransparenz und Therapieaufklärung
vereinbart. Wir haben eine erfolgreiche
Zusammenarbeit mit der Wissenschaft
und ihren Fachgesellschaften aufgebaut.
Das beste Beispiel für ein Zusammenspiel
zwischen Standespolitik und Wissenschaft
ist das aktuelle gemeinsame Projekt einer
fortschrittlichen Parodontalbehandlung,
das für den zahnärztlichen Berufsstand in
den nächsten Jahren auf der Agenda steht
und wohl eines der Hauptthemen eines
zukünftigen KZBV-Vorstands sein wird.
Was uns bleibt, ist ein Fazit: Selbstverwaltung
funktioniert – in Verantwortung, Fachlich-
keit und Selbstbewusstsein. Im Sinne der
Kollegen, der Patienten und auch der
Gesellschaft. Wir sind stolz, im Team mit
dem KZBV-Vorsitzenden Dr. Wolfgang Eßer
daran gestaltend mitgewirkt zuhaben.
„Selbstverwaltung funktioniert“
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Leitartikel