zm
107, Nr. 7, 1.4.2017, (782)
Approximalkaries im Milchgebiss tritt erst
nach dem Schluss der Zahnzwischenräume
im reiferen Milchgebiss – etwa ab dem
vierten Lebensjahr – auf. Klinisch fallen erste
Läsionen häufig erst um das fünfte Lebens-
jahr auf. Dabei sind zunächst die distalen
Flächen der ersten Milchmolaren betroffen
und bei weiterem Voranschreiten auch die
Mesialflächen der zweiten Milchmolaren
[Cortes et al., 2017]. Im Wechselgebiss,
nach Durchtritt der ersten bleibenden
Molaren können auch die Distalflächen der
zweiten Milchmolaren Approximalkaries
entwickeln. Dies betrifft dann meist ältere
Kinder ab dem achten Lebensjahr [Mejare et
al., 2005].
Prävalenz und Diagnostik
Die Approximalflächenkaries ist in ihrem
frühen Stadium bei einer rein visuell-taktilen
Befundung häufig für das ungeübte Auge
nicht sicher zu diagnostizieren (Abbildung
1a). Die erschwerte Diagnostik ist in dem
sehr tief liegenden und breitflächigen Kon-
taktpunkt der Milchmolaren begründet, der
im unteren Drittel häufig durch die Zahn-
fleischpapille zusätzlich verdeckt wird [Pitts
& Rimmer, 1992].
Ist die Karies gut erkennbar, handelt es sich
meist um kavitierte Läsionen, die mit einer
pulpanahen Dentinkaries korrelieren. Nicht
selten sind hier auch bereits klinische Symp-
tome Anlass des Zahnarztbesuchs.
Die Prävalenzzahlen die für Deutschland zur
Karies bei Kindern vorliegen, sind nicht aus-
reichend belastbar, um eine Aussage über
die Häufigkeit des Vorkommens von Zahn-
zwischenraumkaries zu treffen (DAJ-Studie).
Im Rahmen von Reihenuntersuchungen
lassen sich lediglich sichtbar kavitierte oder
restaurierte Läsionen sicher erfassen. Allge-
mein wird geschätzt, dass das Vorkommen
von Approximalkaries im Milchgebiss nicht
nur in Deutschland unterschätzt wird [Cor-
tes et al., 2017].
Bei einem vermeintlich kariesfreien Milch-
gebiss sollten insbesondere Plaqueanlage-
rungen im Bereich des Zahnfleischsaumes
und des Approximalraums sowie dort lokali-
sierte Initialläsionen, die sich in den Appro-
ximalraum hineinziehen, den Zahnarzt auf-
merksam werden lassen. Zusätzlich tragen
eine negative Fluorid- und Ernährungs-
anamnese zur Bewertung des individuellen
Kariesrisikos und zum möglichen Vorliegen
einer versteckten Zahnzwischenraumkaries
bei. Insbesondere sind hier die Verwendung
fluoridfreier Zahncremes, eine mangelnde
Zahnzwischenraumhygiene und der regel-
mäßige Konsum zucker- und säurehaltiger
Getränke zu nennen.
Für die Diagnostik dieser „versteckten“
Läsionen steht außer der rein visuellen
Inspektion in der täglichen Praxis vor allem
die Anwendung von Bissflügelröntgenbil-
dern zur Verfügung, vor deren Anfertigung
aufgrund der Strahlenexposition eine
gründliche Risiko-Nutzen-Abwägung ver-
pflichtend ist [RöV; Ekstrand et al., 2015].
Approximalkaries im Milchgebiss
Die versteckte Läsion
Die Approximalkaries im Milchgebiss wird Experten zufolge unterschätzt. Eine
Klinikerin und eine Praktikerin erörtern die Problematik und geben Tipps zur
Vorbeugung für den Praxisalltag und das Gespräch mit den Bezugspersonen.
Abbildung 1a: Der Zahn 84 weist durch seine Form einen besonders breitflächigen Kontaktpunkt
auf. Eine rein visuelle Diagnostik der distal-approximalen Läsion an Zahn 84 war nicht möglich.
Die Patientin berichtete über gelegentliche Überempfindlichkeit.
Alle Fotos: K. Bücher
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