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107, Nr. 1, 1.1.2017, (54)

Durch den demografischen Wandel werden

Patienten in zahnärztlichen Praxen stetig

älter, so dass der Zahnarzt entsprechend

häufiger mit alterstypischen Erkrankungen

und Medikationen konfrontiert wird. Eine

wichtige Subgruppe stellen Patienten mit

antiresorptiver Therapie, wie Bisphospho-

nate und Denosumab, die bei Osteoporose

oder Malignomen mit ossären Metastasen

zum Einsatz kommen. Eine unerwünschte

Wirkung beim Einsatz dieser Wirkstoffgrup-

pen stellt die Medikamenten-assoziierte

Osteonekrose der Kiefer dar.

Durch die Deutsche Gesellschaft für Implan-

tologie unter Mitarbeit weiterer Fachgesell-

schaften wurden auf Basis einer systemati-

schen Literaturrecherche eine Leitlinie erar-

beitet, um eine Entscheidungshilfe in der

Indikationsfindung für den Einsatz dentaler

Implantate in dieser Patientengruppe zu

offerieren, indem ein individuelles Risiko-

profil des Patienten erstellt wird.

Die Medikamenten-assoziierte Osteonekro-

se der Kiefer wird definiert als nekrotischer

Knochen, der für einen Zeitraum von acht

Wochen der Mundhöhle gegenüber expo-

niert ist, bei einer positiven Anamnese ge-

genüber antiresorptiver Medikmente. Bei in

Deutschland über 200 Millionen verschrie-

benen Tagesdosen für Bisphosphonate

alleine geht man in Abhängigkeit von der

Grunderkrankungen von einer Prävalenz für

die Bisphosphonat-assoziierte Osteonekrose

von 0,1 Prozent bei primärer über 1 Prozent

bei sekundärer Osteoporose bis zu 20 Pro-

zent bei bestimmten Subklientelen mit

maligner Erkrankung aus.

In den Zulassungsstudien für Denosumab

traten mehr Osteonekrosen im Vergleich zu

Patienten mit Bisphosphonat-Therapie auf,

so dass die Inzidenz unter Denosumab

etwas höher sein dürfte. Das Risiko der Ent-

wicklung einer Medikamenten-assoziierten

Osteonekrose hängt neben der antiresorpti-

ven Medikation inklusive der Dauer der

Therapie und von der Grunderkrankung

unter anderem auch von Patienten-indivi-

duellen, meist enoralen Faktoren ab.

Als Auslöser wurden parodontal erkrankte

Zähne, Prothesendruckstellen, chirurgische

Eingriffe, wie Zahnextraktionen ohne

adäquate Begleittherapie und weitere Um-

stände mit gestörter Integrität der Mund-

schleimhaut identifiziert, wie zum Beispiel

auch Implantationen.

Durch die Verwendung dentaler Implantate

können tegumental getragener Zahnersatz

und in der Folge Prothesendruckstellen und

gegebenenfalls auch Osteonekrosen ver-

mieden werden.

Die durch die Leitlinie zu klärende Frage

lautete: „Für welches Subklientel der Patien-

ten mit antiresorptiver Therapie ist eine Ver-

sorgung mit dentalen Implantaten gegen-

über dem Verzicht auf dentale Implantate

eine Verbesserung der Kaufunktion und

Lebensqualität zu erreichen, ohne mit

einem unangemessenen Osteonekroserisiko

einherzugehen.“ Des Weiteren wurden Im-

plantatprognose, Prognose der Restbezah-

nung, Antibiotikagabe und radiologische

Patienten unter Antiresorptivatherapie

Implantieren bei Behandlung

mit Knochenantiresorptiva

Christian Walter, Knut A. Grötz

Erstmals haben die Deutsche Gesellschaft für Implantologie (DGI) und die

Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde (DGZMK) eine

S3-Leitlinie zur kaufunktionellen Rehabilitation bei Zahnunterzahl bzw. Zahn-

verlust bei Patienten unter Antiresorptivatherapie entwickelt. Eine Übersicht.

Abbildung 1: Bisphosphonatnekrose im Oberkiefer auf Basis einer

Prothesendruckstelle bei Vollprothese

Alle Fotos: Walter

Abbildung 2: Bisphosphonatnekrose im Unterkiefer bei einer Patientin

mit teleskopierend getragener Prothese

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Zahnmedizin