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107, Nr. 1, 1.1.2017, (58)

der Erkrankung, wobei generell das Ziel

darin besteht, das Fortschreiten der COPD

zu hemmen, Komplikationen wie beispiels-

weise akute Exazerbationen zu verhindern,

die Symptomatik zu bessern und damit zu-

gleich die körperliche Belastbarkeit sowie

die Lebensqualität der Betroffenen zu stei-

gern. Behandelt wird in aller Regel medika-

mentös, wobei verschiedene Wirkstoffgrup-

pen zur Anwendung kommen. Es handelt

sich vor allem um kurzwirksame Bronchodila-

tatoren zur Therapie akuter Symptome sowie

langwirksame Bronchodilatatoren als Basis-

therapie.

Verabreicht werden dabei vor allem Beta-

2-Sympathikomimetika sowie Anticholiner-

gika und gegebenenfalls auch Theophyllin.

Die therapeutische Bedeutung der Kortiko-

steroide ist bei der COPD derzeit noch

Gegenstand wissenschaftlicher Diskussio-

nen. Zusätzlich können Mukolytika zur Lin-

derung der Symptomatik sinnvoll sein.

Bei fortschreitender Erkrankung und anhal-

tender Atemnot ist außerdem eine Sauer-

stoff-Langzeittherapie angezeigt.

Kommt es zur Entwicklung einer akuten

Exazerbation der COPD, so ist die Dosie-

rung der Wirkstoffe zu steigern und gegebe-

nenfalls eine antibiotische Therapie einzu-

leiten. In schweren Fällen sollte die Behand-

lung wegen der akuten Gefährdung des

Patienten unbedingt stationär erfolgen.

Besser Training

statt Schonung

Patienten mit COPD neigen in aller Regel

aufgrund der Symptomatik unter Belastung

dazu, sich körperlich zu schonen. Damit

aber wird ein Teufelskreis in eine zuneh-

mend sich verschlechternde körperliche

Leistungsfähigkeit und auch in eine zuneh-

mend nachlassende Lungenfunktion ge-

bahnt. Bei körperlicher Schonung droht zu-

dem der soziale Rückzug, die Lebensqualität

lässt damit nach und das Auftreten von

Ängsten und Depressionen im Zusammen-

hang mit der Erkrankung wird gefördert.

Zur Therapie der COPD gehört daher eine

gezielte Atem- und Physiotherapie, bei der

der Patient lernt, die Atmung durch speziel-

le Atemtechniken in Ruhe und unter Belas-

tung zu erleichtern. Es wird außerdem

COPD-Patienten explizit geraten, sich ent-

sprechend der individuellen Möglichkeiten

einem gezielten körperlichen Training ein-

schließlich Ausdauertraining und Kraftsport

zu unterziehen. Dies ist am einfachsten im

Rahmen einer speziellen Lungensportgrup-

pe möglich.

Christine Vetter

Merkenicher Str. 224

50735 Köln

Da die COPD einen

schleichend progredienten

Verlauf aufweist, wird sie häufig erst spät

diagnostiziert, wenn schon erhebliche

Veränderungen des Lungengewebes ein-

getreten und eine Leistungsminderung

für die Patienten spürbar geworden sind.

Unter Umständen wird auch die Diagnose

erst nach einer akuten Exazerbation ge-

stellt. Diese entwickeln sich häufig im

Rahmen viraler oder bakterieller Infekte

und führen zu deutlicher Dyspnoe und

Husten mit prolongiertem und verstärk-

tem Auswurf.

Im zahnmedizinischen Setting sind fol-

gende Aspekte bei Patienten mit COPD

von Bedeutung:

\

Bei der Lagerung auf dem Behandlungs-

stuhl sollte auf die Bedürfnisse der Patienten

geachtet werden, um keine Dyspnoe aus-

zulösen oder zu verstärken. Die Frage nach

der nächtlichen Schlafposition (Oberkörper

hoch beziehungsweise flach und in Rücken-

lage) beziehungsweise die Antwort des

Patienten dazu, ist ein Hinweis auf eine

möglich Reklination des Oberkörpers auf

dem Behandlungsstuhl.

\

Des Weiteren ist bei ausgedehnter Lokal-

anästhesie insbesondere von Zunge und

weichem Gaumen zu beachten, dass die

Patienten den Luftstrom bei der Atmung

nicht wahrnehmen können und damit das

Gefühl haben, dass ihre Ventilation einge-

schränkt ist. Dies kann ebenfalls eine Dys-

pnoe auslösen und verstärken. Angst und

Stress verstärken dieses Gefühl. Gleiches

gilt für die Verwendung von Kofferdam.

\

Außerdem gibt es Hinweise dafür, dass

parodontale Infektionen, wie auch andere

Infektionen im oberen Respirationstrakt,

die COPD negativ beeinflussen können.

\

Ebenso sollten bei COPD-Patienten keine

Sedierungsmaßnahmen allein durchs zahn-

ärztliche Team vorgenommen werden.

\

Im Rahmen der Therapie einer Obstruk-

tiven Lungenerkrankung werden als Bron-

chodilatatoren Beta-2-Sympathomimetika

verabreicht, ebenso Anticholinergika. Dies

muss bei der Auswahl der Lokalanästhesie-

lösung – vor allem im Hinblick auf den

Vasokonstriktor – berücksichtigt werden.

Durch den additiven Effekt wird die Sym-

pathikusstimulation verstärkt.

\

Selbstverständlich bedürfen auch die durch

die COPD ausgelösten Organschäden, wie

zum Beispiel die Rechtsherzinsuffizienz

und das cor pulmonale, Aufmerksamkeit.

Besondere Bedeutung haben bei der

Anamnese daher Fragen nach der aktuel-

len Belastbarkeit des Patienten wie zum

Beispiel Einschränkungen der Wegstrecke,

beim Gehen und beim Treppensteigen.

Einen Selbsttest zur COPD-Risikoerkennung

finden Sie online unter:

http://www.lungenaerzte-im-netz.de/file

admin/pdf/rauchen/fragebogen_zur_

copd_risikoerkennung.pdf

Univ.-Prof. Dr. Dr. Monika Daubländer

Leitende Oberärztin der Poliklinik für

Zahnärztliche Chirurgie

Universitätsmedizin der Johannes

Gutenberg-Universität Mainz

Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie

Augustusplatz 2

55131 Mainz

daublaen@uni-mainz.de

PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA

Leiter der zahnärztlich-chirurgischen

Poliklinik sowie

Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Mund-,

Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie der

Universitätsmedizin Rostock

Schillingallee 35

18057 Rostock

Aus Sicht der Zahnmedizin

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung

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