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107, Nr. 4, 16.2.2017, (320)
Fremdkörper in der Kieferhöhle – So würde ich vorgehen
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Zum Beitrag „Fremdkörper in der Kieferhöhle“, zm 23/2016, S. 52–58.
Sehr geehrte Kollegen Dres.
Buttchereit und Kämmerer,
vielen Dank für Ihren interes-
santen Artikel in der zm vom
1.12.2016, dem ich in vielen
Punkten zustimme.
Zu Recht weisen Sie darauf hin,
dass sowohl die radikale Aus-
räumung der entzündlich verän-
derten Kieferhöhlenschleimhaut
als auch die Anlage eines Fensters
im unteren Nasengang nach
Caldwell-Luc seit langem obsolet
ist. Nach Wegfall des entzünd-
lichen Agens und Sicherstellung
der physiologischen Belüftung
bilden sich ödematös veränderte
Schleimhäute wieder zurück und
nehmen ihre Funktion in der
physiologischen mukoziliaren
Clearance wieder auf, sofern die
Sekretstraßen der medialen Kiefer-
höhlenwand durch Fenster oder
Narben nicht unterbrochen sind.
Genau dies tun Sie jedoch in
Ihrem Beispielfall: Wegen Ver-
legung des Ostium laterale wird
ein Fenster zum unteren Nasen-
gang angelegt (siehe S. 54).
Bei einer Dicke der knöchernen
medialen Kieferhöhlenwand von
etwa 1 mm und einem Weich-
gewebeüberzug beidseits (nasal
und antral) durch Periost und
respiratorischem Epithel
von
nur etwa 0,5 mm ist mit einer
Persistenz oder Vernarbung
zu rechnen, was die physiolo-
gischen Sekretstraßen dauerhaft
stört.
Für die „Belüftung“ der Kiefer-
höhle scheint mir die Beseiti-
gung der Verlegung des Hiatus
semilunaris durch abschwellende
Maßnahmen (Nasenspray; hohe
Einlage) oder anatomieerwei-
ternde Maßnahmen (Bougie-
rung des Ostiums; Medialisie-
rung der mittleren Concha;
Infundibulotomie) zielführender
zu sein.
Anders verhält es sich bei
purulenten Sinusitiden. Hier wird
eine Schwerkraft- und Spül-
drainage notwendig, da mit dem
Abtransport auf natürlichem
Weg nicht mehr zu rechnen ist.
Um auch in diesem Fall Folge-
schäden durch ein Fenster im
unteren Nasengang auszu-
schließen, möchte ich auf den
„temporären oro-mukosalen
Antrum-Stent“ verweisen, den
ich bereits in der Zeitschrift
„Der MKG-Chirurg 2/2015“ vor-
stellen durfte. Zur Verdeut-
lichung erlaube ich mir ein Drä-
nageschema und ein klinisches
Bild beizufügen.
Dr. Dr. Thomas Neisius, Berlin
Klinische MAV-Deckung mit Drainage
Drain schwarz MAV grün Nasengang blau Vestibulum
Quelle: Neisius
Fremdkörper in der Kieferhöhle – Antwort der Autoren
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Antwort von I. Buttchereit & P. W. Kämmerer auf den Leserbrief von T. Neisius zum Beitrag „Fremdkörper in der Kieferhöhle“, zm 23/2016, S. 52–58.
Sehr geehrter Kollege,
vielen Dank für diese wichtige Ergänzung. Wir möchten allerdings
darauf hinweisen, dass es sich bei einer vorsichtigen Ausräumung
eines Fremdkörpers aus der Kieferhöhle mit Schonung der Kiefer-
höhlenschleimhaut, Anlage eines temporären Nasenfensters und
osteoplastischem transoralem Zugang nach Feldmann nicht um
eine Caldwell-Luc-Operation handelt. Bei dieser obsoleten Radikal-
methode wird nach osteoklastischer Eröffnung die gesamte Kiefer-
höhlenschleimhaut entfernt und ein breites unteres Nasenfenster an-
gelegt. Eine Wiederherstellung normaler physiologischer Verhältnisse
wird danach nicht mehr erreicht.
Wie Sie richtig anmerkten, ist die funktionserhaltende, möglichst
atraumatische Kieferhöhlenchirurgie das Ziel, die u. a. davon ausgeht,
dass eine veränderte Kieferhöhlenschleimhaut nach Beseitigung des
inflammatorischen Reizes unter suffizienter physiologischer Dränage
ausheilt. Wir sehen ein temporär angelegtes Nasenfenster als Dränage
und Belüftungsmöglichkeit, die eingesetzt werden kann, wenn bei ent-
zündlicher Schleimhautschwellung die Dränage über das Ostium ma-
xillare nicht ausreicht. Da wir präoperativ im DVT keine Engstelle am
Ostiummaxillare diagnostizieren konnten, sahen wir hier eine Infundi-
bulotomie als nicht notwendig. Dies lässt sich aber sicher diskutieren,
wobei der Stellenwert der Infundibulotomie bei der Therapie der odon-
togenen Sinusitis aus unserer Sicht derzeit noch nicht definitiv geklärt ist.
Zusätzliche abschwellende Maßnahmen halten wir für notwendig.
Ihr Vorschlag eines oro-mukosalen Antrum-Stents ist sicherlich eine
weitere interessante Alternative bei der purulenten Sinusitis.
I. Buttchereit & P. W. Kämmerer, Rostock
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