zm
107, Nr. 4, 16.2.2017, (325)
Schmerzen, die ja häufig eine Folge entzündlicher Prozesse im den-
toalveolären Bereich sind, verändern sich die Erregungsschwellen
der Nozizeptoren sowie die Reizweiterleitung (Neuroplastizität).
Dies kann dazu führen, dass die Schmerzausschaltung für die not-
wendige Behandlung erschwert ist (Anästhesieversager). Darüber
hinaus steigt aber auch das Risiko für anhaltende postprozedurale
Beschwerden und (möglicherweise) chronische Schmerzen.
Welche Schmerzmittel empfehlen Sie für eine Selbstbehand-
lung, zum Beispiel auch nach einem operativen Eingriff?
Für die Bewertung für die Effektivität von Analgetika hat sich
die Berechnung der NNT (number needed to treat) bewährt. Die
ermittelte Zahl sagt aus, wie viele Patienten behandelt werden
müssen, damit einer profitiert. Ibuprofen 400mg liegt etwa bei
zwei und ist damit deutlich wirksamer als Paracetamol und andere
freiverkäufliche Medikamente. Ein weiterer wichtiger Parameter ist
das Verhältnis von Effektivität und Risiko (risk-benefit-ratio) eines Me-
dikaments. Auch hierin ist Ibuprofen den übrigen OTC-Präparaten
(over the counter = freiverkäuflich) überlegen. Eine höhere Einzel-
gabe macht hinsichtlich einer besseren Schmerzreduktion vermut-
lich keinen Sinn (ceiling-Effekt).
Bei einem mittleren oder größeren operativen Eingriff ist aber auch
eine Schwellungsprophylaxe sinnvoll, sowohl zur Schmerzreduktion
als auch zur Funktionsverbesserung. In diesem Fall sollte die Tages-
dosis von Ibuprofen mindestens 1.200 mg betragen, oder Diclofe-
nac oder Etericoxib (Arcoxia®) verordnet werden. Selbstverständlich
können natürlich auch andere Mittel wie Bromelain (Enzym aus
Ananas) oder auch Cortison zur Schwellungsprophylaxe eingesetzt
werden.
Würden Sie Monopräparate oder Kombinationspräparate
bevorzugen?
Generell sollten primär Monopräparate eingesetzt werden. Wichtig
ist die rechtzeitige Einnahme (entsprechend der Wirkungsdauer,
nicht nach aktueller Schmerzintensität), die richtige Einnahme
und die Beachtung der Maximaldosis. Ist allerdings die Schmerz-
reduktion nicht ausreichend, kann ein zweites Medikament zusätz-
lich sinnvoll sein. Die Kombination sollte sich bezüglich des Wirk-
mechanismus der Medikamente ergänzen, zum Beispiel wie bei
Ibuprofen und Paracetamol oder bei Ibuprofen und Novalgin. Erst
wenn auch dies nicht zu einer ausreichenden Schmerzreduktion
führt, sollten Opioide eingesetzt werden. Die Kombination von
Analgetika mit anderen Substanzen wie zum Beispiel Coffein kann zu
einer Wirkverstärkung führen.
Univ.-Prof. Dr. Dr. Monika Daubländer
Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie
Augustusplatz 2, 55131 Mainz
?
?