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107, Nr. 4, 16.2.2017, (361)
Mikrostruktur des Dentins, den zylinder-
förmigen Tubuli verursacht [2]. Die letztlich
entscheidende Frage aber lautet: Was ge-
schieht mit der absorbierten Energie und
wie lässt sie sich medizinisch nutzen?
Die LLLT-Applikation
Die sogenannte Biostimulation kann zum
Beispiel den Metabolismus und die bio-
chemischen Signalwege beeinflussen. Die
Ziele sind auf molekularer Ebene etwa
das Enzym Cytochrom-c-Oxidase (COX),
photoaktive Porphyrine oder – auf zellulärer
Ebene – die Mitochondrien. Darüber können
unter anderem die Zellproliferation ver-
mehrt, der Spiegel von Zytokinen, Wachs-
tumsfaktoren oder Entzündungsmediatoren
beeinflusst und die Gewebeoxygenierung
gesteigert werden. Die Einsatzgebiete er-
strecken sich auf das Heilen chronischer
Wunden, auf Verbesserungen bei der
Behandlung von Verletzungen und des
Karpaltunnelsyndroms sowie allgemein auf
die Schmerzminderung.
Auch in der Zahnmedizin gibt es Ansätze,
diese Therapieoption zu nutzen, unter an-
derem in Form der sogenannten Low-Level-
Laser-Technologie (LLLT) mit niedriger Leis-
tungsdichte (10 bis 50 mW; 500 bis 900
nm). Die LLLT-Applikation vermag offenbar
die Retentionszeit und die Relapse-Rate
nach Gaumennahterweiterung signifikant
zu verkürzen [Arbeitsgruppe um Heinrich
Wehrbein, Mainz]. Geeignet sind der He-Ne-
Laser (unter anderem 633 nm) oder der
Diodenlaser (Nahinfrarot-Bereich). Letzterer
wird auch zur Kariesdiagnostik unter Ver-
wendung von Laserfluoreszenz (655 nm),
zum beschleunigten Bleaching („photo-
katalytisches Bleichen“), zur Gewebedesin-
fektion in Endodontie und Parodontologie,
zur Weichgewebschirurgie (810 bis 980 nm)
und zur antiinfektiösen photodynamischen
Therapie (aPDT) eingesetzt (635 und 660
nm) [3].
Ein entscheidender Aspekt: Bei den betref-
fenden Wellenlängen gelangt die Laser-
strahlung durch Gewebekomponenten wie
Melanin, Wasser und Hämoglobin hindurch
und erreicht auf diese Weise tiefer gelegene
Bereiche – das heißt, die desinfizierende
Wirkung kann sich auch in ausgedehnten
Parodontaltaschen und bis in die Wurzel-
kanäle hinein entfalten. Bei Diodenlaser und
Nd:YAG-Laser dringt sie sogar noch weiter
vor als konventionelle Maßnahmen, denn
während eine Spülung (etwa mit Natrium-
hypochlorit) nur im Wurzelkanal selbst des-
infiziert, schafft er es noch einen Millimeter
weiter bis ins benachbarte Dentin, inklusive
Dentilkanälchen.
Krebsbehandlung
Die beeindruckendsten Potenziale der photo-
dynamischen Therapie (PDT) liegen in der
oralen Tumorbehandlung. Das Prinzip: Be-
stimmte Porphyrinfarbstoffe („Sensibilisato-
ren“) werden in den Blutkreislauf des Patien-
ten eingebracht und konzentrieren sich im
Tumorgewebe. Dort wirken sie unter Be-
strahlung mit einem roten Laser (630 nm bis
635 nm) als Zellgift. Genauer: Die Sensibili-
satoren absorbieren die (Laser-)Photonen
und werden durch sie angeregt, wechseln
dann noch von einem kurz- in einen lang-
lebigen Triplett-Zustand und geben ihre
Energie schließlich an Sauerstoff ab (photo-
toxische Reaktion), der dadurch in einen
angeregten Zustand (Singulett-Sauerstoff
oder Sauerstoffradikal) gelangt und das
Tumorgewebe zerstört.
Mit diesem Verfahren hat man schon orale
Tumoren geheilt, ohne eine klassische Exzi-
sion vornehmen zu müssen. Eine weiter-
entwickelte Form stellt die „targeted PDT“
dar. Indem er an Antikörper gebunden wird,
liegt der Farbstoff in noch konzentrierterer
Form vor. Weitere Fortschritte könnten neue
Wellenlängen bringen. Dabei ist insbeson-
dere der Nahinfrarotbereich im Blickpunkt.
Da die Sensibilisatoren in aller Regel fluores-
zieren, werden sie ebenso in der Diagnose
verwendet, zum Beispiel zur Visualisierung
von Blasentumoren in einem frühen Stadium.
In der Zahnmedizin kann in einer Sitzung
mit ein- und demselben Sensibilisator zuerst
die Diagnostik erfolgen und unmittelbar
danach die PDT.
Oft wird die Laserenergie im menschlichen
Gewebe in Wärme umgesetzt, insbesondere
bei der Absorption durch DNA/RNA,
Chromophore, Proteine, Enzyme und
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