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107, Nr. 4, 16.2.2017, (360)
Die Zahnheilkunde nimmt seit jeher Innova-
tionen aus der Industrie auf und integriert
sie maßgeschneidert in ihre Therapiekon-
zepte. Dazu zählten in den 1920er- und
1930er-Jahren neue Erkenntnisse aus der
aufstrebenden Luftfahrt über das Härten
von Legierungen, die zur Ablösung der
Goldschmiedekunst durch das praktische
Gießverfahren führten. Zur Jahrtausend-
wende hielt mit Zirkonoxid ein aus der
Raumfahrt und dem Automobilbau stam-
mender Werkstoff als Restaurationsmaterial
Einzug in die Prothetik. Ein Gebiet der
Spitzenforschung unserer Zeit stellt die
Lasertechnologie dar.
1964 wollte der berühmte Goldfinger alias
Gert Fröbe seinen Widersacher James Bond
(Sean Connery) mit einem roten Laserstrahl
in der Körpermitte zerteilen. Heute könnten
Laser dem Patienten in der Zahnheilkunde
„ein großes Stück Angst“ nehmen, indem
sie eine schmerzfreie, sicherere und weniger
invasive Behandlung erlauben. Therapie
und Diagnose rücken dabei noch enger
zusammen, weil sie teilweise mit ein und
demselben Laser durchgeführt werden kön-
nen („Theragnostik“).
Ein Laser erzeugt elektromagnetische Wel-
len. Liegen diese im sichtbaren Bereich,
nehmen wir sie als farbiges Licht wahr (Wel-
lenlänge etwa 380 bis 780 Nanometer).
Charakteristisch sind die hohe Intensität, die
scharfe Bündelung des Strahls und der enge
Frequenz- beziehungsweise Wellenlängen-
bereich. Um dies für den sichtbaren Bereich
zu formulieren: Es wird sehr genau eine
einzige Farbe getroffen (zum Beispiel rot)
und nicht etwa ein breiteres Band (zum
Beispiel gelbrot bis rotviolett) – auch wenn
im zweiten Fall der Farbeindruck beim
Beobachter ebenfalls „rot“ sein wird, da
er sich automatisch aus dem Spektrum
unterschiedlicher Farben einen Mittelwert
„errechnet“.
Laser stehen jenseits des sichtbaren Lichts
sowohl für größere Wellenlängen (Infrarot,
Mikrowellen) zur Verfügung als auch für
kleinere (Ultraviolett, Röntgen) [1]. Inwie-
weit sich ein Laser in der Medizin verwen-
den lässt, hängt von der Wechselwirkung
der elektromagnetischen Strahlung mit
dem menschlichen Gewebe ab.
Die dentale Ästhetik
Die Wechselwirkung Laserstrahlung <–>
Gewebe beruht wesentlich auf der Absorp-
tion, was nichts anderes bedeutet, als
dass das Gewebe dem eindringenden Laser-
strahl Energie entzieht. Jene kann dann
Elektronenübergänge induzieren (sichtbares
Licht und Ultraviolettbereich), Schwingungs-
zustände von Molekülen verändern (Nah-
infrarot) und Wärme erzeugen.
Eine ganze Reihe von Molekülen im
menschlichen Gewebe ist in der Lage,
Laserenergie zu absorbieren, zum Beispiel
Wasser, Porphyrine, Hämoglobin, Melanin,
Flavin, Retinol, DNA, RNA und andere
Nukleinsäuren sowie reduziertes Nikotin-
säureamidadenindinukleotid (NAD). Das
Ausmaß hängt von zahlreichen Faktoren
ab, wie etwa von der Reflexion (Strahlen
dringen nicht ins Gewebe ein, sondern
werden „weggespiegelt“) und von der
Streuung (Strahlen nehmen im Gewebe-
inneren keinen geraden, sondern einen „ge-
zackten“ Weg). Ein Beispiel für die komplexe
Ausbreitung von elektromagnetischer
Strahlung stellt die Lichtdynamik im natür-
lichen Zahn dar. Wir nehmen sie als
„dentale Ästhetik“ wahr und wissen, dass
für die Farbwirkung die Richtung eine Rolle
spielt (Anisotropie). Zum Beispiel werden
bestimmte Effekte durch Streuung an der
Neue Laserverfahren
Eine Alternative zum Bohrer
Christian Ehrensberger, Anton Kasenbacher
Lange galten Laser als eine Option der adjuvanten Therapie. Grundsätzlich bieten
sie aber auch die Möglichkeit einer echten Alternative zu etablierten Verfahren.
Der Ausblick auf die Internationale Dental-Schau (IDS) in Köln zeigt, wohin die
Reise geht.
Foto: Dentsply Sirona
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