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107, Nr. 4, 16.2.2017, (388)
Frau Prof. Wiegand, die Teilnehmer
Ihrer Studie mussten auf dem Petzi-
ball sitzend oder auch einäugig die
zahnärztliche Behandlung trainieren.
Warum sind sie besser als die
konventionell arbeitende Kontroll-
gruppe?
Prof. Annette Wiegand
: Üblicherweise wer-
den feinmotorische Handlungsfertigkeiten im
Zahnmedizinstudium zunächst am Phantom
durch wiederholendes Üben und Bewegungs-
korrektur gelernt. Das differenzielle Lernen
versucht durch eine Vergrößerung der
Fluktuationen der Bewegungsdurchführung
einen zentralnervösen Selbstorganisations-
vorgang beim Lernenden zu initiieren, der
zu einem individuell optimierten, stabileren
Bewegungsmuster führen soll.
Beim differenziellen Lernen geht man zu-
nächst davon aus, dass sich Bewegungen
vermutlich nie exakt wiederholen lassen
und dass das Gehirn aus den neuen Anteilen
einer Bewegung lernt, indem es sich an diese
anpasst. Daher sollen bewusst Varianzen in
eine Bewegung eingebaut werden, um die
neuen Anteile zu verstärken. Wenn während
einer Übung immer die gleichen Reize ange-
boten werden, wie zum Beispiel bei Wieder-
holungen, können sich nur für diese Reize
neuronale Verbindungen entwickeln. Wir
gehen daher davon aus, dass die Testgruppe
effektiver gelernt hat, weil sie nicht immer
gleichförmig geübt hat.
Welche Möglichkeiten sind denn
denkbar, um die Bewegungsführung
zu variieren?
Sehr einfache und kostenlose Möglichkeiten
sind zum Beispiel Übungen mit der nicht-
dominanten Hand oder Variationen in der
Behandlungsposition (Behandlung im Ste-
hen statt im Sitzen, Drei-Uhr-Position statt
Neun-Uhr-Position) und bei der Patienten-
lagerung. Etwas aufwendigere Maßnahmen
sind zum Beispiel das Anlegen einer Gips-
manschette oder die Verwendung einer
Umkehrbrille. Diese Variationen haben wir
unter anderem in unserer Studie verwendet.
Und wie lange muss man die Metho-
dik anwenden, um auch signifikant
bessere Ergebnisse in der praktischen
Prüfung zu zeigen?
Zumindest für die Zahnmedizin ist noch
nicht genau bekannt, wie lange man die
Methode anwenden muss und in welcher
Dauer und Frequenz die Variationen ange-
boten werden sollten. Das versuchen wir
gerade im Rahmen anderer Studien zu
ermitteln. Aus dem Sporttraining ist aller-
dings bekannt, dass Anfänger mit weniger
Variationen unterrichtet werden sollten als
Fortgeschrittene.
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Dental Education Award 2016
Behandeln mit Torwarthandschuhen?
Das Beschleifen der Zähne für Teilkronen mit Torwarthandschuhen üben? Oder
einäugig Füllungen am Phantom legen? Gaga, oder? Prof. Annette Wiegand,
Göttingen, hat ihre Studenten genau das tun lassen – und dafür zusammen mit
ihren Kollegen den Dental Education Award bekommen.
Studierende können spezielle Fertigkeiten einer zahnärztlichen Behandlung besser lernen, wenn
sie die Bewegungsabläufe unter wechselnden Bedingungen üben. Eine Bewegungsvariation ist
das Behandeln mit Torwarthandschuhen.
Alle Fotos: UMG
Die Dental Education Awards der Kurt-
Kaltenbach-Stiftung werden jährlich
unter der Schirmherrschaft der Deut-
schen Gesellschaft für Zahn-, Mund-
und Kieferheilkunde (DGZMK) und
der Vereinigung der Hochschullehrer
für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
(VHZMK) ausgeschrieben. Der Preis ist
mit 7.000 Euro dotiert. Die Verleihung
findet stets im Rahmen des Deutschen
Zahnärztetages statt.
Ziel ist die Förderung der zahnmedi-
zinischen Lehre in Deutschland. Der
Preis wird für herausragende Arbeiten
in der universitären zahnmedizinischen
Lehre vergeben. Dies gilt sowohl für
neue Formen der Lehre als auch für
Verbesserungen bei der Umsetzung
theoretischer und praktischer Veran-
staltungen einschließlich E-Learning.
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Dental Education
Award
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TIFTUNG
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Zahnmedizin