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107, Nr. 4, 16.2.2017, (393)
alternativen existieren und weshalb sie sich
für die vorläufige Entscheidung entschieden
hat. Die Person möchte nun Ihre Ein-
schätzung und Beratung dazu hören. Nun
beraten Sie diese Person. Sie können das im
Geiste tun oder auch laut aussprechen
(dann bietet es sich an, das Gesprochene
mit dem Handy aufzunehmen und hinter-
her anzuhören). Was haben Sie dieser
Person geraten? Und mit welcher Be-
gründung? Das Ergebnis dieser Beratung
schreiben Sie sich (mit den entsprechenden
Begründungen) ebenfalls auf.
In einem zweiten Schritt können Sie sich
nun auf eine weitere Imagination einlassen.
Stellen Sie sich vor, heute sei Ihr 70. Ge-
burtstag. Sie haben Ihr Arbeitsleben erfolg-
reich abgeschlossen. Vor sehr vielen Jahren
haben Sie sich für die vorläufige Entschei-
dung entschieden. Diese Entscheidung haben
Sie dann umgesetzt und Ihr Leben lang
entschieden weiterverfolgt. Beschreiben Sie
Ihren Gästen auf dem 70. Geburtstag, wie
gut die Ergebnisse Ihrer Entscheidung
waren. Sie können auch überlegen, was Sie
jetzt, mit 70, ihrem „Jüngeren Selbst“ raten
würden. Auch diese Ratschläge sollten Sie
sich anschließend notieren. Oft ist es so,
dass hierbei auch einige Herausforderungen
in den Blick kommen. Dann ist es hilfreich,
in der Vorstellung herauszufinden, wie Sie
mit diesen Herausforderungen umgegan-
gen sind.
Zum Schluss:
Der Werte-Check
In einem abschließenden Schritt gilt es
nun zu überprüfen, ob die vorläufige Ent-
scheidung auch zu Ihren Werten passt. Dazu
ist es hilfreich, sich eine Liste anzulegen
auf der Sie notieren, was Ihnen im Leben
wichtig ist. Das kann erst einmal ganz grob
geschehen und braucht noch keinen be-
stimmten Kategorien zu entsprechen. Wenn
Sie diese Liste erstellt haben, können Sie sich
bei jedem einzelnen Punkt fragen „Weshalb
ist mir das wichtig?“. Zum Beispiel könnte
auf Ihrer Liste stehen: „Ich möchte gerne
jedes Jahr mindestens dreimal zwei Wochen
Urlaub haben!“ Bei der Frage „Weshalb ist
mir das wichtig?“ wäre zum Beispiel die
Antwort „Weil ich genug Zeit für meine
Familie haben möchte“. Ihr Wert wäre also
in diesem Beispiel die Familie. Wenn Sie auf
diese Weise einige Werte zusammengestellt
haben, überlegen Sie sich, welches die
wichtigsten drei davon sind. Nun können
Sie sich fragen: Will ich unter dem Aspekt,
dass ich das, was mir wirklich wichtig ist
– diese drei Werte –, leben möchte, die
Verantwortung für meine vorläufige Ent-
scheidung übernehmen?
Falls während der drei letzten Schritte
irgendwo Differenzen auftauchen, haben
Sie neue Informationen für Ihre Tabelle
gewonnen und können den Prozess mit
der geänderten Entscheidung noch einmal
durchlaufen. Wenn Sie zuerst die Tabelle
umfassend aufgefüllt haben, dann in beiden
Imaginationen zum gleichen Ergebnis ge-
langt sind, und bereit sind, die Verantwor-
tung dafür zu übernehmen, dann haben sie
ihre Entscheidung nach bestem Wissen und
Gewissen getroffen. Glückwunsch!
Natürlich ist ein derartig aufwendiges
Verfahren nur dann sinnvoll, wenn es sich
um langfristige, weiterreichende Lebens-
entscheidungen handelt. In diesem Fall gibt
ein derartiges Verfahren jedoch das Gefühl,
diese Entscheidung aus der größtmöglichen
Sicherheit getroffen zu haben. Die so ge-
fundene Entscheidung ist anschließend die
Basis für eine systematische Zielarbeit.
Die Autorin, Dr. med. dent. Anke Handrock,
leitet seit 1995 ihr eigenes Beratungsunter-
nehmen für Coaching und Training in der Me-
dizin. Sie hat sich insbesondere auf Patienten-
führung und systemisch-strategische Team-
kommunikation spezialisiert. Seit 2012 ist sie
auch die Leiterin des Steinbeis-Transfer-Insti-
tuts „Positive Psychologie und Prävention“
der Steinbeis-Hochschule Berlin.
Hier finden Sie Tipps
von Fachautoren und
die Dokumentation
einer Praxisgründung.
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