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zm

107, Nr. 5, 1.3.2017, (486)

Hätte man das Ereignis aus Sicht des Berich-

tenden verhindern können?

1. Hier wird die Bedeutung eines Praxis-

Qualitätsmanagements deutlich. Die Praxis

erstellt nun ein Merkblatt mit Ansprech-

partnern und Überweisungswegen für sol-

che (zum Glück seltenen) Fälle, das regel-

mäßig aktualisiert wird. Bei Bedarf liegt

dann ein klares Ablaufschema vor.

2. Eine Kommunikationsstrategie muss er-

arbeitet und eingeübt werden, die den Pa-

tienten nicht unnötig beunruhigt, gleich-

zeitig aber professionell die Dringlichkeit

einer Abklärung aufzeigt. Gespräche mit

Kollegen können sicher helfen.

3. Vor Anwendung der Bürstenzytologie muss

ein Gespräch mit dem Pathologen geführt

werden, um seine Expertise in Bezug auf die

Bürstenzytologie zu eruieren. Ist diese ge-

währleistet, muss man dem falschen Ergeb-

nis der Bürstenbiopsie auf den Grund gehen

(Plausibilität): Ein Abstrich im Mund-Rachen-

Raum ist kein geeignetes Mittel zur Abklärung

beim Verdacht auf maligne Erkrankungen!

CAVE: Wenn eine falsche Lokalisation ausge-

sucht wird, kann der Pathologe keine atypi-

schen oder dysplastischen Zellen erkennen.

Die in diesem Fall möglicherweise korrekt

durchgeführte, jedoch an einer falschen

Stelle entnommene Bürstenzytologie ver-

hinderte somit eine schnelle Überweisung

zum MKG-Chirurgen (doctor‘s delay).

Literatur zum Thema

S3-Leitlinie „Diagnostik und

Therapie des Mundhöhlen-

karzinoms“, Arbeitsgemein-

schaft der Wissenschaftlichen

Medizinischen Fachgesell-

schaften e.V., 2012,

Download:

www.awmf.org/

leitlinien/detail/ll/

007–100OL.html

S2k-Leitlinie der DGZMK

„Diagnostik und Management

von Vorläuferläsionen des

oralen Plattenepithelkarzinoms

in der Zahn-, Mund- und Kie-

ferheilkunde“, 2010 (zurzeit

in Überarbeitung)

A. M. Schmidt-Westhausen, L. Daniel,

H. Ebhardt: Die Bürstenbiopsie in der

Diagnostik – Eine retrospektive Studie

basierend auf der S2k-Leitlinie der DGZMK,

DZZ 2016; 71(3) 226-232

Schwerpunkthema „Mundhöhlenkrebs“, IGZ

Die Alternative 2014/03, Download:

http://www.i-g-z.de/index_htm_files/

IGZ_2014–03.pdf

Weitergehende Hilfe

Die DGZMK bietet eine Mundschleimhaut-

beratung an. Per E-Mail können Sie Befund-

daten und Fotos dorthin senden, die von

Experten begutachtet werden. Sie erhalten

dann eine Verhaltensempfehlung und – wenn

möglich – eine Arbeitsdiagnose. Der Service

ist für DGZMK-Mitglieder kostenlos. Info:

www.dgzmk.de/zahnaerzte/mitgliederservice/

mundschleimhaut-beratung.html

Einen ähnlich strukturierten Service bietet

die KZV Brandenburg ihren Mitgliedern an.

Info-Tel.: 0331/2977-0

„CIRS dent – Jeder Zahn zählt!“ ist ein

Online-Berichts- und Lernsystem von

Zahnärzten für Zahnärzte. Auf der

Website

www.cirsdent-jzz.de

können

angemeldete Kollegen auf freiwilliger

Basis, anonym und sanktionsfrei über

unerwünschte Ereignisse aus ihrem

Praxisalltag berichten, sich informieren

und austauschen. Ziel ist, so aus den

eigenen Erfahrungen und denen ande-

rer Zahnärzte zu lernen. Damit leistet

jeder Teilnehmer einen aktiven Beitrag

zur Verbesserung der Patientensicher-

heit. Mehr als 4.800 Zahnärzte haben

sich bereits registriert und mehr als

100 Berichte eingestellt. Machen auch

Sie mit – es lohnt sich!

Zur Anforderung eines neuen Regis-

trierungsschlüssels, etwa im Fall eines

Verlusts, können sich Praxisinhaber

an ihre zuständige KZV oder an cirs-

dent@kzbv.de

wenden. Privatzahnärzt-

lich tätige Kollegen und die Leiter uni-

versitärer zahnärztlicher Einrichtungen

erhalten die Registrierungsschlüssel

von ihrer Zahnärztekammer.

\

So kann ich mitmachen

CIRS dent – Jeder Zahn zählt!

Die Bürstenbiopsie sollte nicht angewandt

werden, wenn schon der Verdacht auf ein

tumoröses Geschehen vorliegt – dann ist

immer die Überweisung zur chirurgischen

Biopsie mit histopathologischer Unter-

suchung (nach wie vor Goldstandard) an-

geraten.

1. Begrenzung der Bürstenbiopsie auf die

Diagnostik der homogenen Leukoplakien:

Die Bürstenbiopsie muss richtig ange-

wandt werden, neben oberflächlichen

Zellen müssen auch Zellen aus tieferen

Schichten gewonnen werden – sonst steigt

die Wahrscheinlichkeit für falsch negative

Ergebnisse mit schwerwiegenden Konse-

quenzen für die Prognose und den wei-

teren Verlauf. Bemerkung: Ein Pathologe,

der sieht, dass nicht alle Zellschichten ge-

troffen wurden, übermittelt dem Behand-

ler den Befund „Unzureichendes Material,

Wiederholung angeraten“.

2. Patienten mit Läsionen mit Karzinom-

verdacht müssen zur weiterführenden

Diagnostik an eine kieferchirurgische

Fachpraxis überwiesen werden.

3. Die klinische Erfahrung zeigt, dass nicht

selten selbst chirurgische Biopsien mehr-

fach wiederholt werden müssen, um ein

Karzinom nachzuweisen. Bei Unklarheiten

ist deshalb die sofortige Überweisung zum

Spezialisten die für den Patienten sicherste

Lösung.

\

Kommentar des CIRS dent-Fachberater-

teams.

Was kann man aus dem Ereignis lernen?

Kommentar

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Praxis