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107, Nr. 5, 1.3.2017, (490)

Das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM)

listet aktuell (Stand: 08.02.2017) 22 Wirk-

stoffe auf, bei denen Lieferengpässe be-

stehen – darunter mehrere Antibiotika. Seit

Weihnachten gibt es zum Beispiel massive

Probleme mit Piperacillin, ein verbreitetes

Antibiotikum, das gegen Klinikkeime ein-

gesetzt wird. Metronidazol steht nicht –

oder noch nicht – auf der Liste. Dennoch

scheint es ebenfalls nicht mehr über den

Großhandel verfügbar zu sein, wie die

Deutsche Apotheker Zeitung berichtet.

Als Grund nennen mehrere Hersteller

„Probleme bei der Wirkstoffbeschaffung“

des Antibiotikums.

„Kein Wunder“, sagt der Hersteller-Verband

Pro Generika: Das Problem sei hausgemacht,

verantwortlich: der Kostendruck. Im Auftrag

von Pro Generika hat die Unternehmens-

beratung Roland Berger die Ursachen für die

Lieferengpässe untersucht. Ergebnis: Laut

Studie sind die „sehr hohen Investitions-

und Produktionskosten und das sehr niedrige

Preisniveau für Antibiotika in Deutschland“

dafür verantwortlich, dass Antibiotika nicht

in Deutschland beziehungsweise nicht in

der EU produziert werden.

Hersteller drücken Preise

Insgesamt gebe es eine sehr hohe Abhän-

gigkeit der Antibiotikaversorgung vor allem

von Herstellern aus China, die bereits

„wesentliche Teile der gesamten Weltmarkt-

produktion auf sich vereinigen“. Im Klartext

heißt das: 80 Prozent der für die Antibiotika-

Produktion in Deutschland benötigten

Wirkstoffe kommen mittlerweile aus dem

Nicht-EU-Ausland.

Welche Konsequenzen das haben kann,

zeigt sich am Beispiel Piperacillin: So gibt es

für dieses Antibiotikum nur noch zwei große

Hersteller. Beide sitzen in China und decken

nahezu den gesamten globalen Bedarf für

diesen Wirkstoff. Als es in einer der dortigen

Fabriken vor Weihnachten zu einer Explosion

kam, brach ein wesentlicher Teil der Produk-

tionskette zusammen. Seitdem steht der

Wirkstoff auf der Liste des BfArM – mit

dem Hinweis „Aktuell keine Ware, mögliche

Zwischenbelieferung ist in Klärung“.

Auch bei Metronidazol werden die Apothe-

ker vermutlich noch eine Weile mit Liefer-

engpässen zu kämpfen haben. Hersteller

Stada gibt an, die Liefersituation mit dem

Rohstofflieferanten werde sich voraussichtlich

erst wieder Mitte des Jahres entspannen.

Auch bei Hexal wird wegen Produktions-

schwierigkeiten für die Packung à 14 Stück

und 400 mg kein Nachschub vor Ende April

erwartet. Für die größere Packung mit 20

Stück kann die Firma derzeit gar keinen Lie-

fertermin nennen. Ebenfalls nicht lieferfähig

ist derzeit Ratiopharm. Der Hersteller geht

davon aus, dass vermutlich Ende Februar

beziehungsweise Anfang März wieder Ware

zur Verfügung stehen wird. Von Aristo liegen

keine Informationen zur Lieferfähigkeit vor –

ebenso wenig bei Heumann.

Pro Generika fordert die Politik zum Handeln

auf und dafür zu sorgen, dass in der EU die

Produktionskapazitäten für Wirkstoffe von

Antibiotika wieder aufgebaut werden.

Deutschland dürfe nicht länger am Tropf

Chinas hängen.

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Lieferengpässe bei Arzneimitteln

„Wir hängen am Tropf Chinas!“

Das Standardantibiotikum Metronidazol, eingesetzt zur Behandlung von

schweren Parodontitiserkrankungen, ist aktuell vielfach nicht mehr verfügbar,

klagen Apotheker. Der Grund sind Schwierigkeiten bei der Wirkstoffbeschaffung,

sagen die Hersteller. Dies ist kein Einzelfall. Und das Problem ist hausgemacht,

wie eine Studie jetzt zeigt.

Metronidazol gehört zur Gruppe der

Nitroimidazole und wird zur Behand-

lung von bakteriellen Infektionen vor

allem im Mund- und Kieferbereich

sowie im Hals-Nasen-Ohren-Bereich

eingesetzt. Im Unterschied zu anderen

Antibiotika wird Metronidazol jedoch

deutlich seltener verordnet. So wurden

etwa 2014 von Amoxicillin rund 84,4

Millionen Tagesdosen verschrieben –

von Metronidazol dagegen nur etwa

drei Millionen.

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Metronidazol

Foto: Kadmy - Fotolia.com

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