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107, Nr. 1, 1.1.2017, (6)
Dr. Peter Engel
Präsident der
Bundeszahnärztekammer
Foto: BZÄK-Axentis.de/zm
”
Es braucht die gemeinsame
Anstrengung aller konstruk-
tiven Kräfte in unserem Land, um
die vor uns liegenden Aufgaben im
Gesundheitssystem zu bewältigen.
Wird 2017 als das Jahr in die Geschichte
eingehen, in dem in Deutschland eine
Systemwende in der deutschen Gesund-
heitspolitik hin zur Bürgerversicherung und
Staatsmedizin vollzogen wurde?
Mit dem Gesetz zur Bekämpfung von
Korruption im Gesundheitswesen hat
die Bundesregierung die Heilberufe unter
den Generalverdacht der Korruption
gestellt und mit den Vorbereitungen zum
GKV-SVSG zum Rundumschlag gegen
das bewährte Selbstverwaltungssystem
ausgeholt.
Diskreditierung der Heilberufe und
Demontage der Selbstverwaltung sind
die Negativschlagzeilen über den Kapiteln
einer fehlgeleiteten Gesundheitspolitik in
Deutschland, die von Misstrauen und
Repression gegen uns Zahnärzte und Ärzte
sowie die Träger der gemeinsamen und der
sozialen Selbstverwaltung geprägt ist.
Diese ernüchternde Bilanz prägt zu Beginn
des Neuen Jahres unseren Blick auf das vor
uns liegende Jahr 2017. Die herausragenden
Beiträge unseres Berufsstandes zur Verbes-
serung der zahnärztlichen Versorgung in
Deutschland, hier sei nur beispielhaft an die
bemerkenswerten Ergebnisse der DMS V
ebenso erinnert wie an die rasanten Fort-
schritte in der aufsuchenden Versorgung
von Alten, Pflegebedürftigen und
Menschen mit Behinderungen, können
nur kurzfristig unseren sorgenvollen Blick
auf die Zukunft vertreiben.
Dabei braucht es die gemeinsame Anstren-
gung aller konstruktiven Kräfte in unserem
Land, um die vor uns liegenden Aufgaben
im deutschen Gesundheitssystem zu
bewältigen. Konzepte und Strukturen zur
Bewältigung des demografischen Wandels
müssen erarbeitet und realisiert werden.
Das wird ohne die im Gesundheitswesen
Tätigen und ohne uns Zahnärzte und Ärzte
nicht gelingen können.
Wir bieten der Politik unsere konstruktive
Unterstützung an, dies aber nicht, ohne
klare Bedingungen zu stellen:
•
Die neue AOZ muss endlich realisiert wer-
den.
•
Die zunehmende Vergewerblichung und
Industrialisierung des Heilwesens muss
beendet werden.
•
Die Diskreditierung und Desavouierung
der Heilberufe muss gestoppt werden.
•
Die Freiberuflichkeit der Heilberufe
und ihr Recht auf Selbstverwaltung mit
einem weiten Gestaltungs- und Ermessens-
spielraum müssen garantiert werden.
•
Die Aufsichtsfunktion des Staates
muss auf eine maßvolle Rechtsaufsicht
beschränkt werden.
•
Das duale Krankenversicherungssystem
muss erhalten und die Gebührenordnungen
an die steigenden Kosten und Anforderungen
angepasst werden.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen.
Wir wollen für ein liberales und sozial
gerechtes Gesundheitssystem arbeiten,
in dem sozialer Schutz und Eigenverant-
wortung keine Gegensätze darstellen. Das
Recht auf freie Arztwahl und Wahlfreiheit,
auf Freiberuflichkeit, auf Niederlassungsfrei-
heit und Selbstverwaltung gehören für uns
zwingend zu einem solchen System.
Wollen wir als Berufsstand für dieses Ziel
eintreten, wollen wir uns auch für das
kommende und die darauf folgenden Jahre
zukunftsfest aufstellen, muss ein Ruck durch
die Kollegenschaft gehen. Wir müssen uns
wieder deutlicher zu Wort melden und
darauf besinnen, dass wir nur gemeinsam
und mit einer Stimme unsere Ziele erreichen
können. Nur so werden wir eine Chance
haben, uns gegen diejenigen zu behaupten,
die die Zukunft in einem staatszentrierten
Gesundheitswesen sehen, das von Gleich-
macherei auf niedrigstem Niveau geprägt
ist und in dem wir Zahnärzte und Ärzte nur
noch Handlager einer übermächtigen
Staatsbürokratie sind.
Wir, Bundeszahnärztekammer und Kassen-
zahnärztliche Bundesvereinigung, stehen
zusammen mit den Landes-KZVen und
Landes-ZÄKn zu unseren gemeinsamen
Zielen und vertreten diese Schulter an
Schulter gegen alle Widerstände.
Dies tun auch wir beide ganz persönlich
und bitten um Ihre engagierte Unterstüt-
zung.
„Es muss ein Ruck durch die Kollegenschaft gehen“
Dr. Wolfgang Eßer
Vorstandsvorsitzender
der KZBV
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Grußwort 2017