Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 1

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zm 107, Nr. 1, 1.1.2017, (9)
ERGO direkt – Man degradiert uns zu Gewerbetreibenden
\ Zum Titel: „ERGO Direkt & , zm 21/2016, S. 30ff.
Bei meinem Patienten handelte
es sich um eine prothetische
Behandlung des Ober- und des
Unterkiefers mit einen Eigen-
anteil von ca. 4.100,- Euro. Be-
reits vor Beginn der Zahnersatz-
behandlung legte ich mit Ein-
verständnis des Patienten in
zwei Schreiben die seitens der
Versicherung geforderten Anga-
ben zur Vorbehandlung offen.
Nachdem sich der Patient an
die Ergo Direkt gewandt hatte
mit der Fragestellung hinsicht-
lich der zu erwartenden Erstat-
tungskosten. In dem Gespräch
meines Patienten mit dem Sach-
bearbeiter der Versicherung
muss dieser das Angebot des
„Zahnkosten-Optimierers“ er-
wähnt haben, denn er schickte
dem Patienten eine vorgefertigte
Einwilligungsbestätigung zur
Unterschrift zu, um die Behand-
lungsmaßname in das Zahnarzt-
portal „2te-Zahnarztmeinung“
eintragen zu lassen. Auf den
Einwand meines Patienten, sich
aber lieber von seiner Zahnärztin
behandeln zu lassen, wurde
entgegnet, dass beim Vorliegen
eines „günstigeren Angebots“
er ja mit der Ärztin „handeln
könne“.
Das „Ergebnis der Behandlungs-
auktion“ ergab, dass „keiner der
teilnehmenden Zahnärzte ein
günstigeres Angebot abgegeben
habe. Der Patient könne davon
ausgehen, dass sein Zahnarzt
fair und angemessen kalkuliert
hätte. Unter dieser Vorausset-
zung bliebe der Patient sicher-
lich bei seinem Zahnarzt“.
Als Ärztin empfinde ich eine
solche Vorgehensweise einer
Zusatzversicherung als eine aus
Geschäftsinteressen bewusst be-
absichtigte oder zumindest in
Kauf genommene Verunsiche-
rung des „Versicherten“ – denn
für Ergo Direkt handelt es sich
ja nicht um einen Patienten,
sondern einen „Kunden“ – und
Beeinträchtigung des Vertrauens-
verhältnisses zwischen Patienten
und Arzt und ist leider Ausdruck
eines Wandels in unserem Ge-
sundheitswesen. Die Ausübung
des ärztlichen und des zahnärzt-
lichen Berufes entwickelt sich
mehr und mehr zu einem Ge-
werbe, in dem nicht mehr der
Mensch im Mittelpunkt steht,
sondern monetäre Interessen.
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