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107, Nr. 5, 1.3.2017, (474)
Die Lacke wurden einmalig vor Versuchs-
beginn aufgetragen, die Spüllösungen ein-
mal täglich während des Versuchs appliziert.
Die kariogenen Bedingungen wurden in
einem kariogenen Biofilmmodell durch die
Kultivierung von Lactobazillus-rhamnosus-
Bakterien erzeugt. Die Bakterienkulturen
wurden dabei mehrmals täglich im Wechsel
mit Substrat (Saccharose-haltige Spülung)
und mit künstlichem Speichel umspült.
Nach zwölf Tagen wurde – als Maß für den
kariesprotektiven Effekt – der Mineralverlust
in den Proben unterhalb der behandelten
Flächen mittels Transversaler Mikroradio-
grafie ermittelt. Bei den Proben aus den
Lackgruppen wurde zusätzlich der Mineral-
verlust unterhalb der an den Lack angren-
zenden Flächen untersucht. Um die anti-
bakteriellen Eigenschaften der getesteten
Substanzen zu untersuchen, wurde zudem
die Bakterienzahl des die Proben bedecken-
den Biofilms bestimmt.
Ergebnisse
Die tägliche Spülung mit Natriumfluorid
hatte den stärksten kariesprotektiven Effekt
(Abbildung 4). Der Effekt von Silberdiamin-
fluorid- und Plazebolack war zwar geringer
als der von Natriumfluoridspülung, jedoch
signifikant besser als der kariesprotektive
Effekt von Chlorhexidinlack oder -spülung.
Keine der Behandlungen hatte einen sig-
nifikanten Effekt auf die Bakterienzahl und
keiner der Lacke hatte einen kariesprotekti-
ven Effekt auf die angrenzende, nicht von
Lack bedeckte Dentinoberfläche.
Fazit
Aufgrund der Ergebnisse der Studie kann an-
genommen werden, dass die regelmäßige
Applikation remineralisierender Substanzen
in Form von Spüllösungen wirksamer ist
als die einmalige Applikation in Form von
Lacken. Die antibakteriell wirkende Sub-
stanz Chlorhexidin hatte unabhängig von
der Applikationsform keinen Effekt auf die
Kariesprogression im Mundmodell. Da es
sich bei der vorliegenden Studie jedoch um
eine Laboruntersuchung handelt, sollten
zunächst weitere Untersuchungen unter
klinischen Bedingungen durchgeführt wer-
den, um klare Empfehlungen für die Praxis
ableiten zu können.
Dr. Gerd Göstemeyer
Anna Kohls
Prof. Dr. Sebastian Paris
PD Dr. Falk Schwendicke
Charité Centrum für ZMK-Heilkunde
Abteilung für Zahnerhaltungskunde und
Präventivzahnmedizin
Aßmannshauser Str. 4–6
14197 Berlin
gerd.goestemeyer@charite.deAbbildung 3: Design der Proben für den Versuch: Quaderförmige Proben wurden aus Rinder-
zahnwurzeln gewonnen. Ein Teilbereich der Proben wurde als Referenz mit Nagellack abgedeckt.
Quelle: Gerd Göstemeyer
Abbildung 4: Mineralverluste in
den unterschiedlichen Versuchs-
gruppen als Parameter für den
kariesprotektiven Effekt:
Je geringer der Mineralverlust,
desto besser ist der kariesprotektive
Effekt (Abkürzungen: SDF = Silber-
diaminfluorid, CHX = Chlorhexidin,
NaF = Natriumfluorid). Die hell-
blauen Diagrammsäulen stellen
die Messwerte für die an den Lack
angrenzenden Flächen dar.
Quelle: Gerd Göstemeyer
0
3000
6000
9000
12000
15000
Mineralverluste nach Applikation verschiedener
kariesprotektiver Substanzen
Gruppen
SDF
CHX-Lack
NaF-Lack
Plazebolack CHX-Lösung NaF-Lösung Kontrolle
Mineralverlust (Vol% x μm)
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Zahnmedizin