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107, Nr. 5, 1.3.2017, (478)
der Akademie für Krisenmanagement, Not-
fallplanung und Zivilschutz des Bundesamts
für Bevölkerungsschutz und Katastrophen-
hilfe in Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Diese
Lehrgänge sind alle als einwöchige Blöcke
konzipiert und können über den Zeitraum
von drei Jahren absolviert werden, so dass
eine flexible Planung möglich ist“, erläutert
er. „Ist es der Wunsch des Reservisten und
sind ausreichend freie Lehrgangsplätze ver-
fügbar, ist es auch möglich, die Ausbildung
binnen eines Jahres abzuschließen.“
„Es gibt Gründe genug, als
Reservist tätig zu sein“
Damit der Reservist nicht mit dem Praxis-
inhaber kollidiert, versucht die Bundeswehr,
Aus- und Weiterbildungen in die Zeit von
Freitag- bis Sonntagnachmittag zu legen.
Nach Abschluss der Ausbildung reduziert
sich der Zeitaufwand auf regelmäßige
Übungen und die Kontaktpflege mit den
zivilen Partnern. „Hier kommt es auf das per-
sönliche Engagement an“, weiß Hölscher.
„So haben wir Reservisten, die sehr aktiv
sind und aus eigenem Antrieb viel Zeit mit-
bringen, während andere aufgrund ihrer be-
ruflichen und persönlichen Verpflichtungen
nur zwei bis drei Tage pro Jahr erübrigen
können. Glücklicherweise sind wir in der
Lage, sehr flexibel vorzugehen, sobald die
Ausbildung durchlaufen ist.“
Diehm kennt den Konflikt zwischen Praxis,
Familienzeit und Ehrenamt. „Es ist leider
nicht immer möglich, alle Ausbildungs-
maßnahmen zu besuchen – besonders,
wenn diese unter der Woche stattfinden.
Hier steht die selbstständige Tätigkeit in der
Praxis, die seine wirtschaftliche Grundlage
ist, in Konkurrenz zur Tätigkeit als Reservist.
Die Ausbildung an Wochenenden ist zwar
praxisfreundlicher, auf der anderen Seite
aber nicht gerade familienfreundlich“, sagt
der vierfache Vater. „Es gehört schon eine
gehörige Portion Idealismus dazu, wenn
man sich für eine derartige Tätigkeit zur
Verfügung stellt. Was für mich aber nie ein
Thema war, da ich immer leidenschaftlich
und aus voller Überzeugung Soldat war und
es auch in Zukunft sein werde.“
Diehm steht, wie er sagt, „voll und ganz“
hinter der Bundeswehr – die Abwechslung
zum alltäglichen Beruf, das militärische Um-
feld, die Kameradschaft, die Herausforde-
rung jenseits des Behandelns, das Engage-
ment – machen für ihn den Reiz aus. „Ein
weiterer Attraktivitätsfaktor ist sicherlich die
Möglichkeit, einen umfassenden Einblick in
den Bevölkerungsschutz seines Landkreises
zu bekommen und sich einzubringen“,
schätzt Hölscher. „Dies ist eine klassische
Win-win-Situation, denn die Bundeswehr
profitiert natürlich davon, dass die Reservis-
ten im Regelfall fest in das soziale Netzwerk
ihres Umfelds eingebunden sind und so als
Mittler dienen. Auf der anderen Seite er-
möglicht das ZMZ-Netzwerk den Reservis-
ten einen bundesweiten fachlichen Aus-
tausch mit Kollegen, Ärzten, Veterinären,
Apothekern aller Fachschwerpunkte“, meint
Hölscher. Zudem werden auch die Weiter-
bildungen der ZMZ regelmäßig durch me-
dizinische Fachvorträge von Referenten aus
Forschung und Lehre ergänzt. Diese werden
durch die Kammern zertifiziert und gehen
so in die geforderte fachliche Fortbildung
der Kammern und KZVen mit ein. Die Vor-
teile sieht auch Diehm. Und doch ist seine
Motivation als Reservist in der Bundeswehr
aktiv zu sein, eine ganz persönliche: „Es ist
die Verbundenheit zur Bundeswehr, positive
Erfahrungen und die Erkenntnis, dass die
Tätigkeit eventuell einmal sehr wichtig sein
kann. Das sind Gründe genug, als Reservist
tätig zu sein.“
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Ein Interview mit Ge-
neralarzt Dr. Andreas
Hölscher finden Sie
online.
GA Dr. Hölscher im Interview
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EHR AUF ZM
-
ONLINE
Zahnarzt Dr. Holger Diehm trat 1991 als
Sanitätsoffizieranwärter in Giebelstadt bei
Würzburg in die Bundeswehr ein. Nach seinem
Zahnmedizinstudium in Mainz war er zu-
nächst als Sanitätsoffizier Zahnarzt in der
Zahnarztgruppe des Jagdbombergeschwaders
33 in Cochem eingesetzt. Im Oktober 2000
übernahm er die Zahnarztgruppe als Leiter.
Am 31.12.2006 schied Diehm im Dienstgrad
Oberfeldarzt aus der Bundeswehr aus. Seit
dem 01.01.2007 ist er in eigener Praxis in
Titisee-Neustadt niedergelassen.
Foto: privat
Das Netzwerk der Reserve-
dienstleistenden besetzt
verschiedene Beratungs-
ebenen. Diese spiegeln die
Verwaltungsstruktur der
jeweiligen Bundesländer
wider: So erfolgt die Bera-
tung auf Ebene der Land-
kreise durch die Kreisver-
bindungskommandos
(KVK), die Beratung auf
Ebene der Regierungs-
bezirke durch die Bezirks-
verbindungskommandos
(BVK). Auf Länderebene
wird das jeweilige Landes-
kommando durch zwei
Sanitätsstabsoffiziere der
Reserve und einen Sani-
tätsfeldwebel der Reserve
verstärkt, um den Kom-
mandeur und die Landes-
regierung zu beraten.
Foto: Bundeswehr
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