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107, Nr. 5, 1.3.2017, (472)
Durch Fortschritte in der zahnärztlichen
Prävention und Therapie können Senioren
heute ihre eigenen Zähne bis in ein hohes
Alter behalten. Aufgrund altersbedingter
Veränderungen – wie zum Beispiel der Rück-
bildung des Zahnhalteapparats – besteht
für die erhaltenen Zähne jedoch ein hohes
Risiko für die Entwicklung von Wurzelkaries
(Abbildung 1).
In der aktuellen Deutschen Mundgesund-
heitsstudie (DMS V) konnte gezeigt werden,
dass insbesondere Zähne von pflegebedürf-
tigen Senioren häufig Wurzelkaries aufweisen.
Da Wurzelkariesläsionen in unzugänglichen
Bereichen wie Approximalräumen schwer
zu therapieren sind (Abbildung 2) und die
Therapieoptionen bei pflegebedürftigen
Patienten meist eingeschränkt sind, ist es
von großer Bedeutung, der Entstehung von
Wurzelkaries bei Senioren vorzubeugen.
Ziel
Das Ziel unserer Untersuchung war, den
Effekt von unterschiedlichen kariesprophy-
laktischen Substanzen in verschiedenen
Darreichungsformen (als Lack oder Spü-
lung) auf die Entstehung von Wurzelkaries
in einem kariogenen Biofilmmodell zu
untersuchen.
Methoden
Aus den Wurzeln von Rinderzähnen wurden
140 Dentinproben gewonnen (Abbildung 3)
und randomisiert einer von sieben Gruppen
mit je 20 Proben zugeteilt. In vier Gruppen
wurden jeweils Lacke appliziert: 38-prozen-
tiges Silberdiaminfluorid, 35-prozentiger
Chlorhexidinlack, 22,600 ppm Natrium-
fluoridlack, Plazebolack (Lack ohne karies-
protektive Substanz). In zwei Gruppen
wurden Spüllösungen appliziert: 500 ppm
Natriumfluoridspülung und 0,1-prozentige
Chlorhexidinspülung. Eine Gruppe wurde
nicht kariespräventiv behandelt und diente
als Kontrolle.
Aus der Grundlagenforschung
Prophylaxestrategien gegen Wurzelkaries
In einem Laborversuch wurde der Einfluss von Natrium-
fluorid, Chlorhexidin und Silberdiaminfluorid in unter-
schiedlichen Applikationsformen auf die Prävention von
Wurzelkaries untersucht – preiswürdig! Für ihre Studie
erhielten die Autoren aus der Zahnklinik der Charité in
Berlin den 2. Platz beim Wrigley-Prophylaxe-Preis 2016.
Abbildung 1: Wurzelkaries in verschiedenen Stadien an unterschiedlichen Bereichen der frei-
liegenden Wurzeloberfläche: Die Wurzeloberfläche stellt eine Kariesprädilektionsstelle bei
Senioren dar.
Fotos: Falk Schwendicke
Abbildung 2:
Bissflügelaufnahme
mit Wurzelkaries in
unterschiedlichen
Stadien bei einem
75-jährigen, pflege-
bedürftigen Patienten:
Einige ansonsten
kariesfreie Zähne
weisen ausgeprägte
Wurzelkariesläsionen
im Approximalbereich
auf.
Studie
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Zahnmedizin