zm
107, Nr. 5, 1.3.2017, (519)
mittlerweile die Größenordnung der Karies-
prävalenz (18,7 Prozent).
Unklar ist allerdings, ob es sich tatsächlich
um ein Krankheitsbild handelt, das eine ent-
sprechende Inzidenz aufweist, oder ob diese
entwicklungsbedingten Zahnhartsubstanz-
defekte in Zeiten niedriger Kariesprävalenz
epidemiologisch einfach besser erkannt
werden, da sie nicht frühzeitig durch Res-
taurationen kaschiert werden.
Ganz überwiegend (81,0 Prozent) lag bei
den Probanden mit einer MIH, gemessen an
den ersten Molaren und Schneidezähnen,
ein geringer Ausprägungsgrad vor, gefolgt
von umschriebenen Schmelzeinbrüchen
(9,8 Prozent) und atypischen Restauratio-
nen (7,4 Prozent). Großflächige Schmelz-
einbrüche und Extraktionen aufgrund von
MIH wurden nur in seltenen Fällen beob-
achtet (Tabelle 2).
Die Prävalenz ist als einzige
Kennzahl nicht ausreichend
Auch wenn sich für die MIH in der DMS V eine
bemerkenswerte Prävalenz herausgestellt
hat, sollte die Interpretation der Datenlage
mit angemessener Umsicht erfolgen: Hohe
Prävalenz bedeutet nicht automatisch hohe
klinische Relevanz, denn Ausmaß (mittlere
Anzahl an MIH-Zähnen) und Schwere (ma-
ximaler Ausprägungsgrad) der Erkrankung
liegen doch überwiegend auf niedrigem
Niveau, was zeigt, dass die Prävalenz als
alleinige epidemiologische Kennzahl nicht
immer ausreichend ist, um sich ein vollstän-
diges Bild über die Verteilung von Krank-
heiten in der Bevölkerung zu verschaffen.
Die deutliche Prävalenz jedoch verlangt
nach einer Intensivierung der Forschung
über Ursachen und Vermeidung der MIH.
PD Dr. med. dent. habil. A. Rainer Jordan,
MSc., ist Wissenschaftlicher Direktor des
Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ),
Universitätsstr. 73, in 50931 Köln.
Literatur
1. Weerheijm KL, Duggal M, Mejàre I,
Papagiannoulis L, Koch G, Martens LC, et al.:
Judgement criteria for Molar Incisor Hypomi-
neralisation (MIH) in epidemiologic studies:
a summary of the European meeting on MIH
held in Athens, 2003.
Eur J Paediatr Dent. 2003;4(3):110-3.
2. Cho S-Y, Ki Y, Chu V:
Molar incisor hypomineralization in Hong
Kong Chinese children.
Int J Paediatr Dent. 2008;18(5):348-52.
3. Soviero V, Haubek D, Trindade C,
Da Matta T, Poulsen S:
Prevalence and distribution of demarcated
opacities and their sequelae in permanent
1st molars and incisors in 7 to 13-year-old
Brazilian children.
Acta Odontol Scand. 2009;67(3):170-5.
4. Petrou MA, Giraki M, Bissar A-R,
Wempe C, Schäfer M, Schiffner U, et al.:
Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH):
Prävalenz und Therapiebedarf in Deutschland.
Unterschied zwischen Hypoplasie und Hypomineralisation
Entwicklungsdefekt
Entwicklungsstadium
Hauptproblem
fehlender Schmelz vor Zahndurchbruch
fehlender Schmelz beim Zahndurchbruch
fehlender Schmelz nach Zahndurchbruch
posteruptive Veränderungen
angrenzender Zahnschmelz
Tabelle 1, Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an „The D3 Group“,
www.thed3groups.orgHypoplasie
ja
sekretorisch
Schmelzdicke
ja
ja
ja
langsam
normal
Hypomineralisation
ja
post-sekretorisch
Mineraldefizit
nein
manchmal
manchmal
schnell
anomal/hypomineralisiert
Molaren-Inzisiven-Hypomineralisationen bei Kindern (12-Jährige)
Prävalenz (mindest. ein MIH-Zahn vorhanden)
mittlere Anzahl an MIH-Zähnen
mittlere Anzahl an MIH-Zähnen
begrenzte Opazität
umschriebener Schmelzeinbruch
großflächiger Schmelzeinbruch
atypische Restauration
Extraktion wegen MIH
Zahn nicht durchgebrochen
¹ gemäß EAPD-Definition wurden nur erste Molaren und Schneidezähne gewertet
Tabelle 2, Quelle: IDZ
Gesamt (n=1.468)
28,7%
0,8
MIH-Erkrankte¹ (n=422)
2,7
maximaler Schweregrad
81%
9,8%
1,3%
7,4%
0,4%
0,0%
77
Scannen Sie den QR-
Code, um zur zm-
Themenseite MIH zu
gelangen.
Themenseite MIH
QR
-
CODE ZU ZM
-
ONLINE