zm
107, Nr. 6, 16.3.2017, (671)
[Glosser et al., 2003]. Auch eine maligne
Transformation einer medianen Halszyste
soll diffenzialdiagnostisch besonders bei Pa-
tienten mittleren Alters in Betracht gezogen
werden [Flavo et al, 2006; Gordini et al.,
2015; Chala et al., 2016; Zizic et al., 2016].
Entzündliche Prozesse wie ein Abszess,
Phlegmone und Lymphadenitiden konnten
im präsentierten Fall anhand intra- und extra-
oraler Untersuchungen sowie anhand der
laborchemischen Untersuchungen ausge-
schlossen werden. Beim extraoralen Befund
ergaben sich außer der hyoidalen Schwellung
keine weiteren Hinweise auf einen entzünd-
lichen Prozess. Auch der intraorale Befund
zeigte einen entzündungsfreien Zahnstatus
beziehungsweise keine odontogenen Ur-
sachen. Trotz der schnell verfügbaren und
nebenwirkungsarmen diagnostischen Unter-
suchungsmethode mittels B-Mode-Sono-
grafie mit relativ sicherer Diagnose bei einer
abgekapselten zystischen Läsion können eine
eindeutige Zuordnung und eine genaue
Ausdehnung des Befunds nur mithilfe eines
schnittbildgebenden Verfahrens wie MRT und
CT erreicht werden [Allard, 1982; Koeller et
al., 1999; Jones und Koch, 1999; Ahuja et al.,
2005 (b); Ahuja und Ying, 2005; Koeller et
al., 1999]. Dabei ist die MRT-Untersuchung
aus strahlenhygienischer Sicht das bevor-
zugte Darstellungsverfahren [Koch, 2005;
Acierno und Waldhausen, 2007].
Das operative Vorgehen darf im Normalfall
keine ausgedehnten Narben – beziehungs-
weise störende Zungenbeinfixierung im
Operationsgebiet – verursachen. Insbeson-
dere bei jungen Patienten soll der Verlauf
der Schnittführung im Einklang mit dem
Verlauf der „Relaxed Skin Tension Lines“
(RSTL) beziehungsweise einer Hautfalte
stehen. Somit lässt sich postoperativ ein
unangenehmes Spannungsgefühl im Hals-
bereich vermeiden und die Bildung ungüns-
tiger Narben minimieren. Die Verletzung von
Nerven und Blutgefäßen des Halses zählt zu
den Hauptrisiken des Eingriffs, insbesondere
bei ausgedehnten Befunden mit postopera-
tiver Blutung oder atmungsbeeinträchtigen-
dem Ödem. Das Rezidivrisiko ist bei unvoll-
ständiger Resektion mit 19 Prozent relativ
hoch, insbesondere bei unvollständiger
Ausräumung des angrenzenden Zysten-
bereichs und in der Nachbarschaft des Os
hyoideum [Knipping und Goetze, 2008].
PD Dr. Dr. Bassam Saka
Dr. Birte Julia Siegmund
Dr. Ferenc Öri
Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische
Gesichtschirurgie
Schillingallee 35
18055 Rostock
Bassam.saka@med.uni-rostock.dePD Dr. Stine-Kathrein Kraeft
Institut für Pathologie Universitätsmedizin
Rostock
Schillingallee 35
18055 Rostock
\
Ein Globusgefühl oder eine schmerz-
lose, progredient wachsende Raumfor-
derung bei Patienten mittleren Alters
muss vorrangig auf mögliche Neopla-
sien abgeklärt werden.
\
Bei fehlenden diagnostischen Hin-
weisen auf eine Neoplasie oder odon-
togene Ursache nach eingehender
klinischer Untersuchung bei einer
medianen Halsschwellung stellt die
mediane Halszyste als eine embryonale
Fehlentwicklung eine wahrscheinliche
Ursache dar und muss in die zentralen
differenzialdiagnostischen Überlegun-
gen einbezogen werden.
\
Bei der genauen Bestimmung der
Lokalisation und Ausdehnung ersetzt
die Sonografie trotz der hohen Zuver-
lässigkeit diagnostischer Hinweise be-
züglich der Beschaffenheit und Größe
der Raumforderung nicht die Schnitt-
bildgebung, wie MRT oder CT.
\
Therapie der Wahl bei einer media-
nen Halszyste bleibt die operative
Entfernung. Eine kontinuitätsunter-
brechende Resektion des Os hyoideum
zur Vermeidung von Rezidiven ist
in den meisten Fällen erforderlich.
Zur Diagnosesicherung ist die histo-
logische Aufarbeitung des Resektats
notwendig.
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