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107, Nr. 6, 16.3.2017, (672)
Ordnung und Überblick sind das halbe
Leben. Dazu gehört in besonderem Maß
der Überblick über das liebe Geld. Ich blicke
Woche für Woche in lange Gesichter, wenn
ich Zahnärzte frage, wie hoch Umsatz, Ge-
winn und Steuern sind. Stecknadeln höre
ich fallen, wenn ich die Frage gestellt habe,
wie hoch die festen und die variablen Privat-
ausgaben sind. Das veranlasst mich zu
der Offerte, Ihnen zu zeigen, wie Sie mit
wenigen Girokonten viel Licht ins Dunkel
und noch mehr Ruhe in Ihren stressigen
Alltag bringen. Das hat doch was, oder wie
sehen Sie das?
Ich will mit einem simplen Beispiel anfangen.
Sie sind eine charmante Zahnärztin, 28 Jahre
jung, oder Sie sind ein dynamischer Zahn-
arzt, 29 Jahre alt, und Sie sind beide ange-
stellt. Das monatliche Brutto-Gehalt beträgt
6.000 Euro. Die Liste der Ab-
züge beginnt mit der Arbeits-
losenversicherung und einem
Beitrag von 90 Euro. Die Kran-
kenkasse zieht 365 Euro ab.
Die Pflegeversicherung schlägt
mit 66 Euro zu Buche. In die
Rentenversicherung oder das
Versorgungswerk fließen 561
Euro. Der Fiskus hält zweimal
die Hand auf. Die Lohnsteuer
beträgt 1.441 Euro, und der
Solidaritätszuschlag liegt bei
79 Euro. Das macht zusam-
men 2.602 Euro, so dass Ihnen monatlich
3.398 Euro ausbezahlt werden.
Nun kommt es, liebe Jung-Zahnärzte: Wie
gehen Sie mit diesem Geld um, wie mana-
gen Sie die Finanzen, wie verwalten Sie den
Zaster? In meinen Augen genügt in dieser
Lebensphase ein Girokonto. Darauf gehen
jeden Monat die 3.398 Euro des Arbeit-
gebers ein und davon werden jeden
Monat bestimmte Beträge abgebucht. Das
werden die Miete und ihre Nebenkosten
sein. Genauso werden Sie das Handy und
die Versicherung(en) bezahlen. Damit dürfte
es sich freilich haben, weil ich hoffe, dass Sie
keine Ratenkredite abstottern.
Bei diesen Rahmenbedingungen wird das
Girokonto bei einer Direktbank für Sie die
beste Lösung sein. Das Einzelkonto ohne
Vollmacht(en) läuft auf Ihren guten Namen
und kostet kein Geld. Mit Bankcard, Kredit-
karte und Laptop können Sie rund um die
Uhr auf die Kohle zugreifen. Da kann man in
meinen Augen nicht viel falsch machen, und
wenn Sie lieber eine Bank vor Ort haben
wollen, dann gehen Sie eben zur blauen,
gelben oder roten Konkurrenz und bezahlen
die Grundgebühren.
Ich möchte Sie auf zwei Aspekte aufmerk-
sam machen. Bitte verzichten Sie auf einen
Kreditrahmen, weil Sie diesen „Unfug“ nicht
brauchen. Viel wichtiger ist in meinen Augen,
dass Sie auf dem Girokonto einen Dauer-
auftrag für sich selbst einrichten. Ich rate
Ihnen zu einem Fünftel des Nettolohns. Das
sind bei 3.398 Euro aufgerundet 700 Euro,
die jeden Monat auf ein „Extrakonto“ über-
wiesen werden. Der frühe Aufbau des Ver-
mögens wird Ihnen am Anfang weh tun,
doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier.
Irgendwann werden Sie die „Belastung“
nicht mehr spüren und sich über das Geld
auf dem Extrakonto freuen.
In der eigenen Praxis reicht ein Girokonto
natürlich nicht aus. Hier sind ein Praxiskonto,
zwei Privatkonten und ein Steuerkonto
nötig, und ich will Ihnen an einem Beispiel
erläutern, warum dieses „Kleeblatt“ unver-
zichtbar ist. Sie haben jährliche Einnahmen
von 500.000 Euro. Die halbe Million wird
auf dem Praxiskonto eingehen. Die betrieb-
lichen Ausgaben betragen 60 Prozent, so
dass von diesem Konto rund 300.000 Euro
wieder abfließen werden. Bei diesen Zahlen
wird eine Kreditlinie von 100.000 Euro sinn-
voll sein, weil die Einnahmen und Ausgaben
in verschiedenen Perioden ablaufen.
Das finanzielle Privatleben spielt sich auf den
beiden Privatkonten und dem Steuerkonto
ab, bei denen auf Kreditlinien verzichtet
wird. Über das erste Privatkonto werden die
„festen“ Ausgaben abgewickelt. Das sind
die Kreditraten, die Versicherungsprämien
und die Zahlungen an das Versorgungs-
werk. 60.000 Euro sind keine Schande,
aber wichtig ist, dass Sie die festen Aus-
gaben auf diesem Konto bündeln. Nur so
kennen Sie deren Höhe, und nur mit diesem
Wissen können Sie monatlich 5.000 Euro
vom Praxiskonto auf das (erste) Privatkonto
überweisen.
Genauso wichtig ist in meinen Augen das
Steuerkonto. Umsätze von 500.000 Euro und
Betriebskosten von 300.000 Euro ergeben
Gewinne von 200.000 Euro. Sie führen bei
ledigen Zahnärzten zu Abgaben von 86.000
Euro und bei verheirateten Zahnmedizinern
zu Steuern von 77.000 Euro. Ich will Sie
mit diesen Hinweisen nicht zum Heiraten
animieren, da die Ehe unter Umständen das
schlechtere Geschäft ist, doch ich will Sie vor
dem Finanzamt warnen. Mit denen ist nicht
gut Kirschen essen, so dass ich Ihnen vor-
schlage, auf dem Praxiskonto einen Dauer-
auftrag einzurichten und monatlich 7.000
Euro auf das Steuerkonto zu übertragen.
Nun kommen wir zum traurigen Rest: Praxis-
einnahmen (500.000 Euro) abzüglich Betriebs-
kosten (300.000 Euro) minus Festausgaben
(60.000 Euro) weniger Steuern (77.000 Euro)
ergeben 63.000 Euro. Das sind 5.250 Euro
pro Monat und der Vorschlag, höchstens
5.000 Euro auszugeben. Mir ist bewusst,
dass das für Sie harte Kost ist, doch es ist,
wie es ist. Bitte richten Sie auf dem Betriebs-
konto einen Dauerauftragmit 5.000 Euro für
das zweite Privatkonto ein und verzichten
Sie auf jede Kreditlinie.
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Volker Looman zur zwingend notwendigen Grundstruktur für die eigenen Finanzen
Mit dem Konten-Kleeblatt zum Glück
Der Autor ist freiberuf-
licher Finanzanalytiker
in Stuttgart. Jede Woche
veröffentlicht er in der
BILD und in der FAZ
einen Aufsatz über
Geldanlagen. Außerdem
unterstützt er Zahnärzte
auf Honorarbasis bei
der Gestaltung des
Privatvermögens.
www.looman.deKolumnen entsprechen nicht immer der Ansicht der Herausgeber.
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Praxis