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107, Nr. 9, 1.5.2017, (1104)
Erinnern Sie sich an meine letzte Kolumne,
liebe Zahnärztinnen, werte Zahnärzte? Da
habe ich Ihnen vorgerechnet, dass Sie im
Laufe des Lebens locker vom Hocker eine
Million (Euro) in die gesetzliche Krankenkas-
se einzahlen. Ich hoffe von Herzen, dass Sie
sich von diesem „Schock“ erholt haben, weil
ich Ihnen heute erzählen will, worauf Sie
achten sollten, wenn Sie in die private Kran-
kenkasse wechseln wollen. Das zeige ich Ih-
nen – wie immer – am lebenden Objekt.
Hier ist der aktuelle Steckbrief: Sie sind 32
Jahre jung, Bayer, dynamisch, Katholik und
ledig. Bitte beachten Sie die Reihenfolge.
Das bedeutet, dass Sie anständig verdienen,
brutto 7.500 Euro pro Monat, natürlich Kir-
chensteuer von monatlich 165 Euro bezah-
len und darüber hinaus kräftig zur Ader ge-
lassen werden. Insgesamt müssen Sie mo-
natlich 3.461 Euro abführen,
so dass von den 7.500 Euro
abgerundet 4.000 Euro übrig
bleiben.
Das ist für einen angestellten
Zahnarzt nicht schlecht, doch
wenn Sie reich und berühmt
werden wollen, werden Sie
andere Wege einschlagen
müssen. Darüber werden wir
in den folgenden Kolumnen
sprechen.
Was ist im Moment noch zu
sagen? Ach ja, genau, Sie sind
ein Mann, schönen Frauen nicht abgeneigt,
doch von Kindern wollen Sie – noch – nicht
viel wissen, weil Sie es mit Wilhelm Busch
halten: Vater werden ist nicht schwer, Vater
sein dagegen sehr! Statt dessen träumen Sie
von der eigenen Praxis, und bei diesen Rah-
menbedingungen ist der Wechsel in die pri-
vate Krankenversicherung von Vorteil, wie
Sie gleich sehen werden.
Vorab: Es geht nur um die von Ihnen gezahl-
ten Beiträge, die Arbeitgeberbeiträge sind
außen vor gelassen und bei dem PKV-Bei-
spiel wurde der Zahnarzttarif gewählt. Die
gesetzliche Krankenkasse knöpft Ihnen mo-
natlich 365 Euro ab. Dieser Betrag kann auf
303 Euro sinken, wenn Sie sich zum Beispiel
für die Krankenkasse der Halleschen ent-
scheiden. In den „Top-Schutz“ des Unter-
nehmens ist ein jährlicher Selbstbehalt von
300 Euro enthalten. Zusätzlich bekommen
Sie bei Krankheit – nach einer Karenzzeit von
sechs Wochen – täglich 135 Euro. Die Er-
sparnis von 62 Euro pro Monat ist zwar kein
Anlass, um in Jubelstürme auszubrechen,
doch jeder Millionär hat einmal klein ange-
fangen. 62 Euro mal 12 Monate mal 53 Jah-
re bis zum (statistischen) Exitus bieten in der
Summe einen Vorteil von 39.432 Euro. Das
ist besser als nichts, oder sehen Sie das an-
ders?
Die heutige Kolumne würde natürlich nicht
erscheinen, wenn ich nicht einen Trumpf im
Ärmel hätte. Sie können die Prämien gewal-
tig senken, falls Sie sowohl den Selbstbehalt
als auch die Karenzzeit maximieren. Wenn
der Selbstbehalt auf 3.000 Euro erhöht wird,
weiterhin die Karenzzeit des Krankentage-
geldes auf 91 Tage verlängert wird, sinkt die
monatliche Prämie auf 140 Euro. Das ist im
Vergleich zu den 303 Euro des Tarifs mit ge-
ringem (300 Euro) Selbstbehalt eine zusätz-
liche monatliche Ersparnis von 163 Euro be-
ziehungsweise ein Vorteil von 103.668 Euro
über die gesamte Laufzeit.
Nun warte ich auf Ihre persönliche Invectiva,
zu deutsch Schmähungen, liebe Doktores,
ich hätte doch einen Knall, bis zu 3.000 Euro
pro Jahr selbst zu bezahlen. Genauso wird
der eine oder die andere von Ihnen den Kopf
schütteln bei dem Gedanken, mit 41 Grad
Fieber im Bett zu liegen und kein Krankenta-
gegeld zu bekommen. Damit werden Sie
mich jedoch nicht aus Fassung bringen, weil
ich gute Karten zu haben glaube, Ihnen mit
Zahlen widersprechen zu können.
Zwischen dem Tarif mit niedrigem (300
Euro) und der Variante mit hohem (3.000
Euro) Selbstbehalt liegt eine Differenz von
2.700 Euro. Der Unterschied der beiden Prä-
mien beträgt 163 Euro. Dürfte ich Sie bitten,
mittels Taschenrechner mal eben 163 Euro
mit 12 zu multiplizieren? Das Ergebnis lautet
1.956 Euro und bedeutet für Sie, dass Sie
schlimmstenfalls 744 Euro, die Differenz zu
2.700 Euro, aus der eigenen Tasche bezah-
len müssen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ih-
nen das jedes Jahr passiert, ist jedoch derma-
ßen gering, dass der hohe Selbstbehalt für
Sie die bessere Lösung sein dürfte.
Auf diesen „Spartipp“ aus demMunde eines
Vermittlers können Sie mit hoher Wahr-
scheinlichkeit bis zum jüngsten Tag warten.
Die Damen und Herren an der Verkaufsfront
erhalten eine Provision in Höhe von sechs bis
zwölf Monatsprämien. Wenn Sie neun Mo-
nate jeweils 305 Euro (auf Basis der Brutto-
Prämie, das heißt mit Arbeitgeberanteil)
sparen, müssen die Vertriebsleute neunmal
305 Euro beziehungsweise 2.745 Euro ver-
lieren. Das sind bei 50 Abschlüssen pro Jahr
insgesamt 137.250 Euro. Diese finanzielle
„Einbuße“ setzt viel Nächstenliebe voraus,
auf die Sie vielleicht in der Kirche, aber nicht
gerade beim Geld hoffen dürfen. Oder wür-
den Sie sich anders verhalten?
Hand aufs Herz, liebe Zahnärzte! Wann ha-
ben Sie zuletzt mehr als 14 Tage im Bett ge-
legen? Eher geht ein Kamel durch ein Nadel-
öhr als dass sich ein (niedergelassener)
Zahnarzt wegen Husten, Schnupfen und
Heiserkeit ins Bett legt. Folglich kann ich Ih-
nen nur raten, sowohl die Karenzzeit und
das Krankentagegeld zu maximieren, frei
nach dem Motto: Kurze Verdienstausfälle
bezahlen Sie aus der Portokasse, und lange
Verdienstausfälle drücken Sie der Versiche-
rung aufs Auge. Fertig ist die Laube!
Volker Looman zu kluger Prämiengestaltung in der PKV
Bezahlen Sie den Schnupfen aus der Portokasse!
Der Autor ist freiberuf-
licher Finanzanalytiker
in Stuttgart. Jede Woche
veröffentlicht er in der
BILD und in der FAZ
einen Aufsatz über
Geldanlagen. Außerdem
unterstützt er Zahnärzte
auf Honorarbasis bei
der Gestaltung des
Privatvermögens.
www.looman.deKolumnen entsprechen nicht immer der Ansicht der Herausgeber.
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Praxis