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zm

107, Nr. 11, 1.6.2017, (1306)

Die Patientin wurde in die Mund-,

Kiefer- und Gesichtschirurgie der Mediplus

Praxisklinik überwiesen, wo sich bei der

klinischen Untersuchung retroangulär eine

nur wenige Millimeter große, verrukös

wachsende Raumforderung zeigte, die

eine irreguläre weißliche Oberfläche hatte

(Abbildung 1).

Ihr zwei Jahre älterer Bruder wies ähnliche

Veränderungen – jedoch am Integument –

auf, mit Veränderungen am Naseneingang

und hier vor allem im Bereich der Kante des

Crus laterale des Flügelknorpels, aber auch

weniger prominent im Bereich der Columella,

interessanterweise jedoch nur linksseitig

(Abbildung 2). Der größte Befund zeigte

einen ähnlichen Aufbau wie der enoral

gelegene Befund der Schwester. Aber auch

an der linken Hand, an den Strahlen 1 bis 3,

jeweils am Endglied, hatte der Patient Haut-

veränderungen (Abbildung 3). Im Rahmen

der weiteren Anamneseerhebung stellte

sich ein Habitus heraus, bei dem sich der

Patient mit den Fingern dieser Hand über

die Nase fuhr; hierbei bestand primär Kon-

takt zur Nase links.

In Lokalanästhesie wurden bei der Patientin

wie beim Patienten die Befunde in der

Mundhöhle respektive an der Nase entfernt.

Die histopathologische Aufbereitung (Abbil-

dung 4) bestätigte die Verdachtsdiagnose

des Vorliegens einer Verruca vulgaris in

beiden Fällen.

Diskussion

Es gibt unterschiedliche Arten von Warzen,

die allesamt benigne epidermale Tumore

darstellen. Ein Subtyp ist die Verruca vulga-

ris, die synonym unter dem Begriff der vul-

gären Warze bekannt ist. Verursacht werden

Warzen durch humane Papillomaviren.

Alle Altersklassen können betroffen sein,

meist sind es Kinder. Typische Prädilektions-

stellen sind Finger, Hände und Füße. Aber

auch Schleimhäute – wie im vorliegenden

Fall – können betroffen sein, wobei ein Befall

der Schleimhäute insgesamt selten ist. Die

Inkubationszeit, bis die Warzen dann nach

einem Persistieren von drei bis fünf Jahren

häufig involuieren, liegt zwischen wenigen

Monaten bis zu mehreren Jahren. Durch Ver-

letzungen von Haut und Schleimhaut wird

eine Virusinokulation mit Humanen Papilloma-

viren (HPV) erleichtert, so dass es auch leicht

zu Autoinfektionen kommen kann.

Über 80 HPV-Typen werden mit der Ent-

wicklung von Warzen in Verbindung ge-

bracht. Die Verruca vulgaris wird vornehm-

lich durch HPV-2 und HPV-4 verursacht,

Plantarwarzen durch HPV-1 [Cohen, 2007].

HPV-16 und -18 hingegen werden mit der

Entstehung von Plattenepithelkarzinomen

des Oropharynx in Zusammenhang ge-

bracht [Kruger et al., 2014]. In aller Regel

sind diese Veränderungen selbstlimitierend,

so dass bei ihrer Persistenz kongenitale

und/oder erworbene Immundefekte ausge-

schlossen werden sollten.

Der besondere Fall mit CME

Multiple Verrucae bei einem

Geschwisterpaar

Christian Walter, Christoph Renné

Im Rahmen der kieferorthopädischen Therapie fiel bei einem zwölfjährigen

Mädchen eine Mundschleimhautveränderung im Bereich der Wange unmittelbar

hinter dem Mundwinkel auf. Es stellte sich heraus, dass auch bei ihrem zwei

Jahre älteren Bruder diese Raumforderungen zu sehen waren.

Kliniker präsentieren Fälle mit hohem

diagnostischem Schwierigkeitsgrad.

Abbildung 1: Zwölfjährige Patientin mit enoraler Verruca vulgaris, retroangulär rechts gelegen

Foto: Walter

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Zahnmedizin