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zm

107, Nr. 11, 1.6.2017, (1334)

Das Projekt „TeleArzt“ ist seit dem 1. Mai in

Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-

Pfalz und Hessen am Start: Um den teil-

nehmenden Hausarzt zu entlasten, fährt

die VERAH (

Ver

sorgungs

a

ssistentin in der

H

ausarztpraxis) bei Bedarf zu den Patienten

nach Hause. Für diese vom Hausarzt an

sie delegierte Tätigkeit wurde sie speziell

geschult, eine ärztliche Expertise ist nicht

notwendig.

Die VERAH ist ausgestattet mit einem Ruck-

sack mit folgendem Inhalt:

ein 3-Kanal-EKG

ein Pulsoximeter

ein Blutzuckermessgerät

ein Spirometer

ein Blutdruckmessgerät

eine Waage

ein Tablet-PC zur mobilen Datenübertra-

gung und zur Videokommunikation mit

dem Arzt, falls notwendig.

Mit diesem Equipment kann die Assistentin

vor Ort die wichtigsten Vitaldaten eines

Patienten – etwa EKG, Puls und Blutdruck –

erheben, in die Praxis senden und über ein

Videotelefon per Tablet eine Televisite des

Hausarztes ermöglichen.

Kontrolle durch Hausarzt

via Videotelefonie

Das TeleArzt-Projekt geht auch konform mit

dem sogenannten Fernbehandlungsverbot

in der ärztlichen Berufsordnung. Danach

dürfen Ärzte individuelle Behandlungen

und Beratungen nicht ausschließlich über

Kommunikationsmedien durchführen. Seit

dem E-Health-Gesetz können Ärzte unter

bestimmten Voraussetzungen auch Online-

Videosprechstunden anbieten. Arzt und

Patient müssen sich allerdings zuvor in der

Praxis persönlich kennengelernt haben. Die

Kommunikation am Bildschirm dient dann

eher der Kontrolle.

Die VERAH ist also nicht als Ersatz für den

Arzt gedacht. Das betont jedenfalls der

Geschäftsführer der TAG TeleArzt GmbH,

Dr. Thomas Aßmann, der das Projekt ent-

wickelt und eineinhalb Jahre im Oberber-

gischen Kreis getestet hat, bevor es in die

Fläche ging. Für ihn geht darum, die für den

Patienten bewährte hausärztliche Versorgung

sinnvoll zu ergänzen: „In vielen Regionen,

insbesondere in strukturschwächeren, kann

schon heute der Bedarf nach hausärztlicher

Versorgung nicht überall gedeckt werden.

Ein wesentlicher Grund ist der demografische

Wandel“, erläutert er. „Hier bietet die

Digitalisierung enorme Chancen, um die

Hausärzte bei ihrer Arbeit zu entlasten und

zugleich eine hohe Versorgungsqualität

sicherzustellen. Wichtig ist dabei, dass

Projekt zur hausärztlichen Versorgung auf dem Land

VERAH kommt

Digitale Technologien berühren viele Kernbereiche des ärztlichen Berufsbildes –

und gehören längst zum Alltag von Praxen. Wie Telemedizin in die Versorgungs-

prozesse bei Hausärzten integriert werden kann und teilweise auch schon wird,

zeigt das Beispiel des „TeleArzt“-Projekts, mit dem Hausärzte in ländlichen

Regionen entlastet werden sollen.

Die VERAH besucht den Patienten zu Hause, der Hausarzt kontrolliert via Videotelefonie die von

ihm delegierten Tätigkeiten.

Foto: A. Popov - Fotolia.com

Eine 65-Jährige lebt eigenständig zu

Hause. Sie ruft in der Praxis an, weil sie

Kreislaufprobleme hat. Die VERAH fährt

zu ihr nach Hause, um ihren Zustand und

ihre Vitaldaten zu prüfen. Der Arzt kann

auf diese Daten zugreifen und sich über

die weiteren Behandlungsmöglichkeiten

mit ihr abstimmen. Bei Bedarf kann er

sich über die Videotelefonie aus der

Praxis in die Wohnung zuschalten.

Ein junger Rollstuhlfahrer lebt zu

Hause. Die VERAH kommt regelmäßig

zu ihm, um Routineuntersuchungen

(Blutdruckmessung, Blutabnahme) vor-

zunehmen, die sie sonst in der Praxis

durchführen würde. Ein persönliches

Gespräch zwischen Arzt und Patient ist

per Videochat möglich. Der Besuch der

VERAH spart dem Patienten Wege, ein

Besuch in der Praxis ist jederzeit möglich.

Fallbeispiele

Patientenbetreuung

44

Politik