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zm

107, Nr. 11, 1.6.2017, (1342)

Bei Kariesrisiko-Patienten kann die tem-

poräre Fissurenversiegelung mit einem GIZ

(Prä-Fissurenversiegelung) in Erwägung

gezogen werden. Dies ist eine einfache,

präventive, aber provisorische Interims-

lösung.

Bei Zähnen mit einer nachgewiesenen

Dentinkaries im Bereich der Fissuren bezie-

hungsweise Grübchen ist die Versiegelung

aus heutiger Sicht kontraindiziert und

die minimal-invasive Füllungstherapie an-

gezeigt.

Milchzähne, deren Exfoliation unmittelbar

bevorsteht bedürfen keiner Versiegelung.

Eine

absolute Kontraindikation

zur Fissuren-

und Grübchenversiegelung besteht bei

einer nachgewiesenen Allergie gegenüber

Versiegelungsmaterialien oder einzelnen

Materialbestandteilen.

Materialauswahl

zur Versiegelung

Im Rahmen einer Meta-Analyse, die die

verfügbaren klinischen Studien mit einer

Mindestlaufzeit von zwei Jahren berücksich-

tigte, wurde gezeigt, dass das Überleben

beziehungsweise Retentionsverhalten von

Fissuren- und Grübchenversiegelungen in

Abhängigkeit vom verwendeten Material

Unterschiede aufweist. Auto- und licht-

polymerisierende Versiegelungsmaterialien

wiesen dabei das günstigste Retentionsver-

halten auf. Insbesondere Materialgruppen

beziehungsweise Vorgehensweisen, die auf

eine Säurekonditionierung verzichteten,

waren mit zum Teil deutlich höheren

Verlustraten verbunden.

Daher sollen Materialgruppen mit einer

hohen Retentionsrate und damit Über-

lebenswahrscheinlichkeit bevorzugt in der

klinischen Praxis eingesetzt werden. Dazu

zählen niedrigvisköse Methacrylat-basierte

Versiegelungskunststoffe, die in Verbindung

mit der Säurekonditionierung angewendet

werden. Bei Zähnen im Durchbruch bezie-

hungsweise wenn keine adäquate Trocken-

legung möglich ist, kann alternativ der Ein-

satz von GIZ erwogen werden.

Licht-Polymerisate sollten als Einkomponen-

ten-Materialien im Vergleich zu Auto-Poly-

merisaten bevorzugt verwendet werden. Die

Materialien sind weniger Technik-sensitiv zu

verarbeiten, da der Anmischvorgang entfällt

und die sofortige Lichtpolymerisation die

Behandlungszeit verkürzt.

Die einzelnen

Arbeitsschritte

Die Applikation einer Fissuren- und Grübchen-

versiegelung ist im Vergleich zur Füllungs-

therapie ein weniger zeitintensives und ein-

facheres Procedere. Dennoch sind auch hier

alle klinischen Arbeitsschritte zur Qualitäts-

sicherung sorgfältig auszuführen (Tabelle) und

eine gute Kooperation bei den kindlichen

beziehungsweise jugendlichen Patienten

ist sicherzustellen. Eine Vierhand-Technik er-

möglicht darüber hinaus die konsequente

Einhaltung der nachstehend formulierten

Qualitätsstandards sowie ein sicheres und

effizientes Arbeiten [Griffin et al., 2008].

Fissurenreinigung:

Im Rahmen von klinischen

Studien wurden unterschiedliche Vorgehens-

weisen bei der professionellen Zahnreinigung

vor der Versiegelung nur in wenigen klinischen

Untersuchungen in Relation zur Retention

untersucht. Die Mehrheit aller klinischen

Studien verweist auf eine vorab durchge-

führte Zahnreinigung.

So ist die Zahnreinigung ein unverzichtbarer

Teilarbeitsschritt der Grübchen- und Fissuren-

versiegelung und soll daher immer vor der

Versiegelung erfolgen. Dieser Arbeitsschritt

ist zudem Grundlage für eine korrekte

kariesdiagnostische Untersuchung an den

Fissuren und Grübchen.

Trockenlegung:

Der Einfluss der Trocken-

legung auf die Retentionsrate von Fissuren-

und Grübchenversiegelungen wurde in

einzelnen vergleichenden klinischen Unter-

suchungen verifiziert. Die dokumentierten

Retentionsraten deuten auf eine Gleich-

Arbeitsschritte bei der Fissuren- und

Grübchenversiegelung am bleibenden Zahn

Zahnreinigung

Präparation des Schmelzes mit

rotierenden Instrumenten

Trockenlegung

Säurekonditionierung

Schmelz- und Dentinbonding

bevorzugtes Material

Lichtpolymerisation

Okklusionskontrolle und

ggf. -korrektur

Politur und Fluoridierung

Tabelle, Quelle: Leitlinie

Fissuren- und Grübchenversiegelung

rotierendes Bürstchen

nein

absolute Trockenlegung (Kofferdam) oder

relative Trockenlegung mit effektiver Absaugung

zur Vermeidung einer Speichelkontamination

30 bis 60 Sekunden am bleibenden Zahn

grundsätzlich nicht erforderlich, zusätzlicher

Auftrag eines Haftvermittlers aber möglich

Methacrylat-basierter Versiegelungskunststoff

abhängig vom verwandten Material und der

Polymerisationslampe (i. d. R. 20 Sekunden)

ja

ja

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Zahnmedizin