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107, Nr. 11, 1.6.2017, (1344)
der Fissuren- und Grübchenversiegelung
genutzt werden. Dem steht jedoch ein
zusätzlicher Geräteaufwand gegenüber.
Für die Nutzung der Laserkonditionie-
rung zur Vorbehandlung der Schmelzober-
fläche liegen nur unzureichende klinische
Daten vor. Zudem ist ein zusätzlicher
Geräteaufwand notwendig. Daher kann die
klinische Anwendung der Laserkonditionie-
rung gegenwärtig nicht vorbehaltlos emp-
fohlen werden.
Applikation des Versiegelungsmaterials:
Die Applikation des Versiegelungsmate-
rials soll grazil im Fissurenrelief erfolgen.
Materialüberschüsse, die zu okklusalen Vor-
kontakten und einem partiellen oder voll-
ständigen Retentionsverlust führen können,
sollen vermieden werden.
Polymerisation, Kontrolle der Okklusion
und Politur:
Die Polymerisationszeit ist abhängig
von der Lichtintensität und dem Versie-
gelungsmaterial und soll in der Regel
20 Sekunden betragen (Beachten: Alle
Versiegelungsanteile müssen vom Licht
ausreichend erfasst werden.). Nach der
Aushärtung soll eine Okklusionskontrolle
erfolgen; interferierende Überschüsse sollen
korrigiert werden.
Zur Entfernung der oberflächlichen
Sauerstoffinhibitionsschicht soll eine Politur
der Fissuren- und Grübchenversiegelung er-
folgen. Zur Remineralisation geätzter, aber
nicht versiegelter Schmelzareale wird die
Lokalapplikation eines Fluoridpräparats
empfohlen.
Die Literaturliste kann auf
www.zm-online.deabgerufen oder in der Redaktion angefordert
werden.
Zu Beginn der Achtzigerjahre wurde
erstmals über einen deutlichen Karies-
rückgang (caries decline) in kindlichen
und jugendlichen Populationen westlicher
Industrienationen berichtet, der sich bis
in die Gegenwart fortgesetzt hat. Dieser
Trend konnte in den beiden vergangenen
Jahrzehnten auch in der Bundesrepublik
Deutschland nachgewiesen werden. Bei
den Zwölfjährigen reduzierte sich der
Kariesbefall bis heute regional unter-
schiedlich auf unter 1,0 DMFT.
Parallel zum beobachteten caries decline
wurden ebenfalls Veränderungen im Ka-
riesbefallsmuster offensichtlich. Bis etwa
zum 13./14. Lebensjahr konzentriert sich
der Kariesbefall mit 60 bis > 90 Prozent auf
die Fissuren und Grübchen der Molaren.
Damit wird deutlich, dass die bleibenden
Molaren und deren Fissuren beziehungs-
weise Grübchen die Zähne beziehungs-
weise Zahnflächen mit der höchsten
Kariesgefährdung im Kindes- und Jugend-
alter sind.
Darüber hinaus verschob sich das klinische
Erscheinungsbild kariöser Fissuren und
Grübchen in den vergangenen Jahr-
zehnten von manifesten Läsionen zu-
gunsten von nicht kavitierten Karies-
vorstufen beziehungsweise wurde deren
weitreichende Bedeutung in der Epide-
miologie erkannt.
Mit dem Kariesrückgang zeigte sich wei-
terhin eine Ungleichverteilung der Erkran-
kung Karies bei Kindern und Jugendlichen
zuungunsten von sozial benachteiligten
Kindern und Jugendlichen. Dieser Trend
wurde im Rahmen der jüngsten Deutschen
Mundgesundheitsstudie (DMS V) eindeu-
tig bestätigt (siehe zm 17/2016).
Karies ist damit nach wie vor eine prä-
valente Erkrankung im Kindes- und
Jugendalter, insbesondere dann, wenn
nicht kavitierte kariöse Läsionen Berück-
sichtigung finden. Als Kariesrisikoflächen
sind neben den Fissuren und Grübchen
die Approximalflächen herauszustellen.
Die Fissuren- und Grübchenversiegelung
wird in der Bundesrepublik Deutschland
im Rahmen der Individualprophylaxe ge-
nutzt. In nahezu allen epidemiologischen
Erhebungen der zurückliegenden beiden
Jahrzehnte waren durchschnittlich etwa zwei
bis drei Molaren pro Kind beziehungs-
weise Jugendlichen versiegelt. Wurde das
Retentionsverhalten mit berücksichtigt,
so war ein Großteil der Versiegelungen oft
nur partiell intakt.
Kariesverbreitung und Nutzung der Versiegelung
Monitoring:
Versiegelte und unversiegelte Fissuren
und Grübchen sollen einer regelmäßigen
Kontrolle unterzogen werden. Die Verlaufs-
kontrollen sollen sich an den durch die Ka-
riesrisikoeinstufung festgelegten Intervallen
orientieren.
Im Fall eines Retentionsverlusts soll die
Nachversiegelung entsprechend den Indi-
kationsempfehlungen geprüft werden.
Die Erstellung dieser S3-Leitlinie „Fissuren-
und Grübchenversiegelung“ erfolgte unter
Federführung der Deutschen Gesellschaft für
Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) und der Deut-
schen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ)
im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für
Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK).
Die Leitlinienentwicklung wurde beraten durch
die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)
und organisatorisch unterstützt durch das
Zentrum Zahnärztliche Qualität (ZZQ).
Die Leitlinie ist auf der Website der AWMF
unter http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ ll/083–002.html veröffentlicht.Prof. Dr. Jan Kühnisch
Prof. Dr. Reinhard Hickel
Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Goethestr. 70, 80336 München
jkuehn@dent.med.uni-muenchen.deProf. Dr. Franz-Xaver Reichl
Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie
sowie
Walther-Straub-Institut für Pharmakologie
und Toxikologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Goethestr. 33, 80336 München
Prof. Dr. Roswitha Heinrich-Weltzien
Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde
und Kinderzahnheilkunde
Uniklinikum Jena
Bachstr. 18, 07743 Jena
Hier finden Sie aktuelle
Leitlinien in Kurzform
– und für die Praxis
relevant – dargestellt.
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