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zm

107, Nr. 3, 1.2.2017, (206)

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Die zm-Redaktion ist frei in

der Annahme von Leserbriefen

und behält sich sinnwahrende

Kürzungen vor. Außerdem behal-

ten wir uns vor, Leserbriefe auch

in der digitalen Ausgabe der zm

und bei

www.zm-online.de

zu

veröffentlichen. Bitte geben Sie

immer Ihren vollen Namen und

Ihre Adresse an.

Eine persönliche Sicht: Sehen wir wirklich die zahnärztliche Realität?

... und handeln dementspre-

chend?

Die zm ist unser Standesblatt. So

weit, so gut. Ich lese sie, muss

aber konstatieren, dass viele der

standes- und berufspolitischen

Verlautbarungen mich an den be-

rühmten Elfenbeinturm erinnern.

Oder um ein aktuelles Beispiel zu

bemühen: Bei den Präsident-

schaftswahlen in den USA waren

sich die Statistiker ob ihrer ausge-

feilten Analysemodelle auch ab-

solut sicher, dass Hillary Clinton

die Wahl eigentlich schon ge-

wonnen hatte ...

Wie wir alle wissen, wurde etwas

anderes Realität. Wenn ich nun ver-

suche, meine berufliche Realität

mit der publizierten in Deckung zu

bringen, habe ich damit erheb-

liche Schwierigkeiten. Vielmehr

liegt so manches im Argen und

ich befürchte, dass auch uns der

Trump-Effekt droht, weil wir die

Defizite nicht sehen woll(t)en.

Nachfolgend einige, mir persön-

lich wichtige Beispiele:

1. Die Zukunft der Zahnmedizin

wird dunkler.

In machtvollen Tönen drohen die

interessierten Kreise mit schnell

eintretenden wirtschaftlichen

Katastrophen in der Zahnärzte-

schaft, wenn man an die Zukunft

Hoffnungen und Wünsche in

Richtung einer wissenschaftlich

basierten Veränderung knüpft.

Die Wörter wie „Planwirtschaft„,

„destruktiv“, „nicht zielführend“,

„Befreiungsschlag“, „Zähne und

Klauen“ fallen.

ImÜbrigen werden „Gesetze von

Menschen gemacht, die davon

nichts verstehen!“ (Engel, zm 21,

S. 38).

Warum melden sich nicht Zahn-

ärzte und sagen „Wir sind die

Zahnärzte! Und wir wollen nicht

ständig eingenebelt werden.“?

2. Man entwickelt eine Burgen-

mentalität.

Bedrohungen kommen immer

nur von außen: EU, Gesundheits-

minister und Leistungsbezahler

sind die Gegner. Dazu gehören

sicher auch Leserbriefschreiber!

3. Was tun die interessierten

Kreise eigentlich für die zukünftige

Entwicklung der Zahnmedizin?

a. Sie lassen zu, dass bis zu 63

Prozent der in Deutschland mil-

lionenfach gesetzten Implantate

eine Periimplantitis haben!

Es war mutig von Prof. Dr.

Christof Dörfer, auf der Haupt-

versammlung des FVDZ über

eine Erkrankung zu reden, die

so stark auf dem Rückzug ist

(Aussage über die DMS V, 2016).

Haben diese interessierten Kreise

jemals nachgefragt, wieso aus-

gewiesene Parodontologen nur

mit ZMPs, ZMFs oder fortgebil-

deten ZFAs in ihrer Praxis zusam-

menarbeiten?

b. Sie lassen zu, dass Behandler,

die überproportional Parodontitis

behandeln, weiterhin auffällig

werden (Eickholz, 2011). Es wird

wohl keine Initiative „Mehr

Parodontitis behandeln in 2017“

geben.

c. Das wird es nicht geben, dass

die interessierten Kreise über die

Länder ihre Kontakte und ihren

Einfluss für zusätzliche Ausbil-

dungen von Zahnärzten an der

Universität geltend machen, im

Sinne eines Spezialisten oder

Facharztes für Parodontologie!

d. Das wird es nicht geben, dass

die interessierten Kreise milden

Druck auf die Universitäten aus-

üben: Zahnärztliche Studenten

sollten mehr Lehre um die Paro-

dontitis erhalten (bisher nur 6 %;

KFO doppelt so viel!) (Eickholz,

2012),

e. Das wird es nicht geben:

Jede zahnärztliche Universität

in Deutschland braucht einen

eigenen Lehrstuhl für Parodonto-

logie.

f. Auch das wird es nicht geben:

der absolute „Sukkubus“ für die

interessierten Kreise ist die Aner-

kennung eines Berufes, der in

Deutschland nicht erwähnens-

wert ist. Denn er arbeitet nur

geduldet und kann durch das

schon vorhandene Personal

hinreichend ersetzt werden

(Engel; zm 105; 23B; 1.12.2015;

S. 18–21). Im Grunde ist die

Parodontitis kein Problem in

Deutschland! Aber was sagen 20

Millionen Patienten dazu? Also

wird es das nicht geben: Die

interessierten Kreise setzen sich

für die staatliche Anerkennung

der Dentalhygienikerin ein (nach

EU-Norm 180ECTS).

Allerdings: Wenn mehr staatlich

anerkannte Dentalhygienikerin-

nen hier arbeiten, dann droht

die Abhängigkeit der Menschen/

Zahnärzte von einer kleinen Be-

rufsgruppe! (Engel:„Zahnmedizin

groß denken“, (Engel; zm 105;

23B; 1.12.2015; S. 18–21).

Ich gestehe, dass es mich schon

getroffen hat: Ich bin abhängig!

Was hat es mich Zeit in Berlin

gekostet, bis ich meine RDH

(registered Dental Hygienist) aus

New York gefunden habe. Ich

werde sie aufsuchen, wann immer

es notwendig erscheint! Und so

mein Implantat und meine Zähne

erhalten: Alter: 73; Taschentiefen

2–3 mm.

Das ist „zielführend“!

Auf meinen nächsten Besuch bei

ihr freue ich mich!

Dr. Jörg Junker, Berlin

Foto: FVDZ

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Zum Beitrag: „Hauptversammlung des FVDZ: Aufstehen und den Mund aufmachen“, zm 21/2016, S. 36ff.

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