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107, Nr. 6, 16.3.2017, (637)
zumindest stark aufgelockert werden, damit
das Konditionierungsmittel die darunter lie-
gende Zahnhartsubstanz demineralisieren
kann. Traditionell wurde für die Konditionie-
rung Phosphorsäure (PS) verwendet
(Abbil-
dung 1a)
. Während es für die Schmelzhaftung
genügt, nach PS-Ätzung, Wasserspray und
Trocknen ein hydrophobes Adhäsiv aufzu-
tragen, ist die Herstellung einer Dentin-
haftung aufgrund der tubulären Struktur
und des Wassergehalts des Dentins deutlich
schwieriger. Für die Benetzung des feuchten
Dentins mit dem hydrophoben Adhäsiv be-
darf es einer Grundierung mit einem Primer,
der unter anderem hydrophile Monomere
enthält. Die Sequenz PS-Ätzung, Primer-
Applikation und Adhäsiv-Vorstrich entspricht
dem Vorgehen bei einem klassischen Drei-
Schritt-Etch-and-Rinse-System (ER-3S; zum
Beispiel GLUMA Solid Bond; OptiBond FL).
Die PS-Ätzung des Dentins ist nicht un-
problematisch. Die vollständige Entfernung
der Schmierschichtpropfen aus den Tubuli
verstärkt den Austritt von Dentinliquor,
was im Fall einer unvollständigen Dentin-
versiegelung durch Primer und Adhäsiv zu
einer postoperativen Hypersensibilität füh-
ren kann. Das Risiko einer unvollständigen
Filmbildung ist bei den Zwei-Schritt-Etch-
and-Rinse-Systemen (ER-2S) gegenüber ER-
3S-Systemen erhöht. Weitere Probleme der
PS-Ätzung des Dentins sind das erschwerte
„Wassermanagement“ in dem freigelegten
Kollagengeflecht, die Mobilisierung und
Aktivierung von Metallomatrixproteinasen,
die zur Zersetzung des Kollagens beitragen,
und der Entzug von Ca
2+
-Ionen, die damit
für eine mögliche chemische (Ionen-)Bindung
nicht mehr zur Verfügung stehen. Studien
haben gezeigt, dass eine mehrjährige Was-
serlagerung der Proben sowohl bei ER-2S-
als auch bei ER-3S-Systemen zu einer Herab-
setzung der Dentinhaftung führt [DeMunck
et al., 2012].
\
Selbstkonditionierung:
Im Vergleich zur
PS-Ätzung ist die Konditionierung des Den-
tins mit sauren Monomeren, die Phosphat-,
Phosphonat- oder Carboxylatgruppen ent-
halten, deutlich weniger aggressiv. Beson-
deres Interesse gilt dem Monomer 10-Meth-
acryloyl-oxydecyl-dihydrogenphosphat
(10-MDP;
Abbildung 3)
, das mit den Ca
2+
-
Ionen des nicht vollständig aufgelösten
Apatits wasserunlösliche Salze bilden kann,
Charakterisierung aktuell verfügbarer Universaladhäsive
Produktname
(Hersteller)
Adhese Universal
(ivoclar vivadent)
All-Bond Universal
(Bisco)
Clearfil Universal
Bond (Kuraray)
Futurabond U
(Voco)
G-Premio Bond
(GC)
Tabelle 1a
Quelle: Haller/Merz
pH
2,5
3,2
2,3
2,3
1,5
Funktionelles
Monomer (ionische
Bindung an Apatit
und Metalloxide)
10-MDP
10-MDP*
(* in Sicherheitsdaten-
blatt nicht aufgelistet)
10-MDP
„Saures Adhäsiv-
monomer“ (lt. Sicher-
heitsdatenblatt)
4-MET, MDP
Kompatibilität mit
selbsthärtenden
Kompositen
Ja, aber …
für die Befestigung von
Wurzelkanalstiften nicht
zugelassen
Ja, aber …
Wurzelkanalstifte:
LC des Adhäsivs
vor Insertion
Ohne Aktivator nur in
Verbindung mit Clearfil
DC Core Plus oder
Panavia SA Cement
(beide Kuraray)
Wurzelkanalstifte:
LC des Adhäsivs
vor Insertion
Ja
Keine Freigabe
Haftvermittlung
zu alloplastischen
Materialien
Nur für Komposit-
und Kompomerrepa-
ratur freigegeben
Für Glaskeramik wird
ein Universalprimer
empfohlen
Für optimale Haftung
an Glaskeramik oder
Zirkonoxid wird ein
entsprechender Spezi-
alprimer empfohlen
Für optimale Haftung
an Glaskeramik
wird ein Silanprimer
empfohlen
Keine Einschränkung
Für Glaskeramik wird
ein Silanprimer
empfohlen
Silan
Nein
Nein
Ja
Nein
Nein
Besonderheiten
Kein Hinweis zur
Wirksamkeit als
Haftvermittler an
Zirkonoxid,
Aluminiumoxid
oder NEM
Auftrag in zwei
separaten Schichten
Indirekte Restauration:
LC des Adhäsivs
erforderlich
Kurze Applikationszeit
(10s)
Begrenzte
Verarbeitungszeit,
da dualhärtend
Kompatibel mit
dualhärtenden
Kompositen, wenn
diese lichtgehärtet
werden
Passive Applikation (10s)
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