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zm

107, Nr. 6, 16.3.2017, (641)

Das „Angebot“ einer Kombinierbarkeit mit

der bewährten Phosphorsäure-Ätzung war

somit völlig unabdingbar, und zwar in der

Form, dass eine (versehentliche, aber wahr-

scheinliche) Co-Ätzung des Dentins keine

negativen Folgen für den Dentinverbund

haben durfte. Sobald dies sichergestellt war,

konnte auch nichts mehr gegen die Frei-

gabe des ER-Modus als drittem Ätzmodus

sprechen.

Als Universaladhäsiv im Sinne der Kompa-

tibilität mit allen Ätztechniken eignen sich

SE-1S-Adhäsive nur, wenn

\

sie im SE-Modus eine sehr gute und

beständige Dentinhaftung aufweisen,

\

ihre Schmelzhaftung im SE-Modus aus-

reicht, um an ästhetisch unkritischen Stellen

und dort, wo die PS-Ätzung als zusätzlicher,

fehleranfälliger Arbeitsschritt die Behandlung

erschweren würde, akzeptable Resultate zu

erzielen,

\

sie zur Optimierung der Schmelzhaftung

in Verbindung mit einer PS-Ätzung des

Schmelzes eingesetzt werden können,

\

ihre Dentinhaftung nicht darunter leidet,

wenn das Dentin (versehentlich) mit PS in

Berührung kommt, und

\

es bei einer selektiven Schmelzätzung

nicht zur Herabsetzung der Schmelzhaftung

kommt, wenn der geätzte Schmelz mit dem

sauren SE-Adhäsiv in Berührung kommt.

Kurz gesagt „muss ein Universaladhäsiv als

ein selbstkonditionierendes Adhäsiv mit

Phosphorsäurekonditionierungsoption auf

Schmelz und Dentin angesehen werden“

[Ernst, 2015].

Performance mit

lichthärtenden Kompositen

\

Dentinhaftung: Self-Etch versus Etch-and-

Rinse:

Die Datenlage zu dieser Frage ist –

wie so häufig bei der In-vitro-Beurteilung

von Bondingsystemen – heterogen. Chen

et al. [2015] fanden bezüglich der Dentin-

Widersprüche bei den multimodalen Anforderungen der UAs

bezüglich ihrer chemischen Zusammensetzung

Monomere

Hydrophil/hydrophob

Ziel: ausgewogenes Verhältnis

Azidität/Ätzwirkung

Ziel: mild (pH > 2) oder ultra-mild (pH > 2,5)

Wassergehalt

Ziel: so wenig wie möglich, so viel wie nötig

Gehalt an 10-MDP

Sehr vorteilhaft. Wichtig: hoher Reinheitsgrad

HEMA-Gehalt

Ziel: so wenig wie möglich, so viel wie nötig

Tabelle 2

Quelle: modifiziert nach Alex [2015]

Vernetzungsfähig (Bildung einer stabilen und Polymermatrix; Copolymerisation mit verschiedenen

Kompositen), multi-funktionell (Reaktion mit alloplastischen Materialien, z. B. Keramik, Metall)

Hydrophil:

Benetzung des Dentins (22 Vol.-% Wasser)

Ausreichend stark für die Selbstkonditionierung

Ausreichend hoch für die Dissoziation der

Säuregruppen in den SE-Monomeren

- Chemische Bindung mit Ca

2+

-Ionen des Apatits, Bildung stabiler MDP-Ca-Salze

- Amphiphile Eigenschaften: so hydrophil wie nötig, so hydrophob wie möglich

- Im ausgehärteten Zustand: geringe Wasseraufnahme, geringe Hydrolyseanfälligkeit

Vorteile von HEMA

- gute Löslichkeit in allen Lösungsmitteln

einschließlich Wasser

- hydrophil, sehr penetrationsfähig

- gute Benetzung des Dentins

- fördert die Monomerdiffusion in Dentin,

begünstigt Hybridschichtbildung

- verhindert Phasentrennung zwischen

hydrophilen und hydrophoben Monomeren

Hydrophob:

Vermeidung von Wasseraufnahme und

hydrolytischer Zersetzung nach Polymerisation

Nicht so stark, dass die Polymerisation

chemisch- bzw. dualhärtender Komposite

gehemmt wird

Zu hoher Wassergehalt:

- begünstigt die Zersetzung der Komponenten

- reduziert die Haltbarkeit

- begünstigt Phasentrennung zwischen

hydrophilen und hydrophoben Monomeren

- erschwert die Verdunstung

- führt zu unvollständiger Polymerisation

- begünstigt Hydrolyse des ausgehärteten

Adhäsivs

- beeinträchtigt die Qualität des adhäsiven

Interface

Nachteile von HEMA

- absorbiert Wasser, fördert hydrolytische

Zersetzung

- erschwert die Verdunstung von Wasser

beim Trockenblasen

- setzt die mechanische Festigkeit des

Polymers herab

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