

zm
107, Nr. 12, 16.6.2017, (1466)
al., 2010; Altenburg et al., 2014]. In gleicher
Weise soll bei Rachenschleimhautverände-
rungen verfahren werden.
Übersicht 3 [aus: Jackowski et al., 2017]
gibt den diagnostischen Algorithmus für
oropharyngeale Aphthen wieder.
Therapie
Da die Ätiologie der rezidivierenden be-
nignen Aphthosis nicht geklärt ist, erfolgt
die Therapie symptomatisch (siehe auch
Übersicht 4). In Deutschland sind hierzu der-
zeit lediglich Kortikosteroide und topische
Antiseptika sowie Antiphlogistika zugelassen,
die meisten anderen Substanzen kommen
im „Off-Label-Use“ (siehe Kasten) [Alloson
et al., 1998] zum Einsatz.
Da kontrollierte Studien ganz überwiegend
an Erwachsenen durchgeführt wurden, ist
die Indikation für Kinder und Jugendliche
sowie während der Schwangerschaft und
Stillzeit im Einzelfall gesondert zu prüfen.
Nach Anwendung eines CO
2
- oder Nd:YAG-
Lasers bei der Behandlung oropharyngealer
Aphthen wurde eine unmittelbare Schmerz-
reduktion beobachtet.
Bei länger als 14 Tage bestehenden Läsionen
im Erwachsenenalter ist eine Biopsie obligat,
vor allen Dingen wenn klinisch eine eindeu-
tige Zuordnung zu habituellen Aphthen
(Typus minor) nicht möglich ist.
Entsprechend der S2k-Leitlinie „Diagnostik
und Management von Vorläuferläsionen des
oralen Plattenepithelkarzinoms in der Zahn-,
Mund- und Kieferheilkunde“ [AWMF-Register-
Nr. 007/092; Kunkel et al., 2010] ist eine
Abgrenzung von Vorläuferläsionen zu mor-
phologisch ähnlichen Erkrankungen der
Mundhöhle und des Rachens, zu denen
auch die rezidivierenden oropharyngealen
Aphthen gehören, erforderlich.
Bei länger bestehenden Aphthen im Kindes-
alter ist nur im Ausnahmefall eine Biopsie in-
diziert. Hier sollte die Abklärung möglicher
weiterer Differenzialdiagnosen durch einen
erfahrenen Pädiater oder Dermatologen er-
folgen.
Bei habituellen oropharyngealen Aphthen
sollten Lokalpräparate als Erstlinientherapie
wegen des niedrigen Risikos systemischer
Nebenwirkungen zur Anwendung kommen.
Zu den topisch zu applizierenden Medika-
menten zählen grundsätzlich Präparate, die
adstringierend (Tinctura myrrhae et ratanhiae
zur Behandlung gelegentlich auftretender
Aphthen), antiseptisch (chlorhexidinhaltige
Gele), antiinflammatorisch (kortisonhaltige
Salben, die bei rezidivierendem Verlauf von
Aphthen zwei- bis dreimal täglich lokal ap-
pliziert werden können), lokalanästhetisch
(Lokalanästhetika) oder antibiotisch (Tetra-
cyclin, Minocyclin: ab dem achten Lebens-
jahr) wirken. Lokalanästhetisch wirksame
Medikamente sind vor der Einnahme von
Mahlzeiten zu verabreichen. Ansonsten sind
Tinkturen, Gele und Salben postprandial
Für die Empfehlung zum Einsatz bei
Aphthen und aphthoiden Läsionen
der Mund- und Rachenschleimhaut
müssen die „Off-Label-Use“-Kriterien
beachtet werden:
nachgewiesene Wirksamkeit
günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis
fehlender Alternativ-Heilversuch.
Ein „Off-Label-Use“ ist nur bei schwer-
wiegenden Verlaufsformen statthaft,
wenn es keine therapeutischen Alter-
nativen gibt. Dem Stand der wissen-
schaftlichen Erkenntnisse entsprechend
muss die begründete Aussicht bestehen,
dass die Behandlung erfolgreich verläuft.
Darüber hinaus unterliegt die Aufklärung
einer zusätzlichen, besonderen Ver-
pflichtung. Die Patientinnen/Patienten
sind auf den Umstand des „Off-Label-
Use“ und daraus resultierende mög-
liche Handlungskonsequenzen aufmerk-
sam zu machen. Eine gemeinsame
Entscheidungsfindung ist notwendig
[aus: Jackowski et al., 2017].
Anmerkung der Autoren
Übersicht 4: Therapieschema für rezidivierende Aphthen
im Erwachsenenalter
Quelle: nach Altenburg et al., 2014; aus Jackowski et al., 2017
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Zahnmedizin