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zm

107, Nr. 12, 16.6.2017, (1462)

Aphthen treten als schmerzhafte Ulzeratio-

nen auf, die innerhalb von Wochen bis

Monaten und Jahren rezidivieren [Kramer

et al., 1980]. Sie können in der Mundhöhle,

im Rachenraum, aber auch an anderen

Stellen auftreten. Synonym werden sie in

der Literatur auch als habituelle Aphthen,

chronisch rezidivierende Aphthen, rezidivie-

rende benigne Aphthosis, in der englisch-

sprachigen Literatur als recurrent aphthous

ulceration, recurrent oral ulceration, canker

sore, aphthous ulcerations, recurrent apht-

hous stomatitis und aphtha bezeichnet.

Die Häufigkeit des Auftretens rezidivierender

Aphthen liegt zwischen 5 und 60 Prozent

[Majorana et al., 2010; Hornstein, 1998; Jurge

et al., 2006]. Sie treten bei Frauen häufiger

auf als bei Männern [Chattopadhyay et al.,

2007], beginnen meist im zweiten oder im

dritten Lebensjahrzent und kommen seltener

bei alten Menschen vor [Reichart, 2000].

Sie gehören zu den häufigsten Erkrankungen

der Mund- und Rachenschleimhaut. Zudem

besteht bei 30 bis 40 Prozent der Patienten

eine familiäre Häufung rezidivierender

Aphthen [Shohat-Zabarski et al., 1992]. Bei

Kindern und Jugendlichen repräsentieren

Aphthen die häufigste Läsion der Mund-

schleimhaut [Kleinman et al., 1994]. Die

Ätiologie oropharyngealer Aphthen ist nach

wie vor ungeklärt. Daher besteht weiterer

Forschungsbedarf.

Als Differenzialdiagnosen zu Aphthen sind

Malignome und deren Vorstufen, andere

Stomatopathien, reaktive Veränderungen

der Mund- und Rachenschleimhaut, gastro-

intestinale Syndrome, mukokutane Erkran-

kungen des rheumatischen Formenkreises,

bullöse und lichenoide Dermatosen und

Infektionskrankheiten zu berücksichtigen.

Morphologie und Klinik

In Übersicht 1 sind morphologische und

klinische Kriterien zur Unterscheidung einer

aphthösen Läsion von anderen ulzerösen

Läsionen aufgeführt. Die rechtzeitige diffe-

renzialdiagnostische Abwägung ist wichtig,

um präkanzeröse Vorläuferläsionen imMund-

und Rachenbereich zu erkennen – zur Prä-

vention der Entstehung eines oropharyn-

gealen Karzinoms, beziehungsweise um die

Diagnose bereits im Frühstadium zu sichern,

denn eine Therapieverzögerung von mehr

als vier Wochen führt bei oropharyngealen

Karzinomen zu einer signifikant schlechteren

Überlebensrate [Allison et al., 1998; Kowalski

et al., 2001], aber auch zur Notwendigkeit

der Anwendung multimodaler und aggres-

siverer Therapiestrategien.

In der aktuellen S2k-Leitlinie „Diagnostik

und Therapieoptionen von Aphthen und

aphthoiden Läsionen der Mund- und

Rachenschleimhaut“ [AWMF-Register-Nr.

007–101; Jackowski et al., 2017] werden

diese Zusammenhänge besonders heraus-

gestellt. Daher sei in diesem Kontext auf die

besondere Bedeutung und enge differenzial-

diagnostische Beziehung zur S2k-Leitlinie

„Diagnostik und Management von Vorläufer-

läsionen des oralen Plattenephitelkarzinoms

in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“

[AWMF-Register-Nr. 007–092; Kunkel et al.,

2010] und zur S2k-Leitlinie „Diagnostik und

S2k-Leitlinie zu oropharyngealen Aphthen und aphthoiden Läsionen

Aphthen – Update zu Diagnostik und Therapie

Frank Peter Strietzel*, Jochen Jackowski* (*geteilte Erstautorenschaft), Andreas Altenburg, Jörg Beck, Markus Hullmann,

Tilmann Kallinich, Ina Kötter, Armin Laubert, Wilko Weichert, Andrea-Maria Schmidt-Westhausen

Habituelle Aphthen gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Mund- und Rachenschleimhaut – aktuell ist dazu eine

S2k-Leitlinie erschienen. Die wesentlichen Fakten zur Diagnostik und Therapie haben die Autoren der Leitlinie in diesem

Artikel zusammengefasst. Wichtig ist, dass eine Aphthe immer auch Ausdruck einer Systemerkrankung sein kann.

Solitäre Aphthe an der Zungenspitze (Patient, 71 Jahre)

Foto: Andrea Maria Schmidt-Westhausen

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