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107, Nr. 12, 16.6.2017, (1465)
Diagnostik, um mögliche alternative Ur-
sachen der Aphthosis zu erkennen.
Diagnostik und
Differenzialdiagnostik
Zugrunde liegende Erkrankungen und aus-
drücklich neoplastische Vorläuferläsionen
oder ein manifestes Malignom sind insbe-
sondere im Erwachsenenalter differenzial-
diagnostisch auszuschließen.
Das Auftreten oropharyngealer aphthoider
Erosionen beziehungsweise Ulzerationen kann
auf Zusammenhänge mit autoinflammato-
rischen sowie intermediären Erkrankungen
mit autoinflammatorischen und autoimmu-
nologischen Aspekten vermutlicher immun-
pathologischer Ätiologie, hämatologischen
Ursachen und Mangelerscheinungen, Er-
krankungen des rheumatischen Formen-
kreises, Medikamentenanwendungen, mög-
licherweise auch mit bestimmten Nah-
rungsmitteln, weiteren Stoffen, Infektions-
krankheiten, wahrscheinlich genetischen
Faktoren und anderen Erkrankungen, bei-
spielsweise prädisponierenden Faktoren,
hindeuten. Daher sollten bei differenzial-
diagnostischen Abwägungen etwaige Mal-
absorptions- oder Mangelzustände, Arznei-
mittelunverträglichkeiten oder systemische
Erkrankungen Berücksichtigung finden
[Kunkel et al., 2010].
Eine weiterführende spezialisierte Diagnostik
sollte zudem bei Verdacht auf eine hämato-
logische oder immunologische Erkrankung
als Hintergrund einer aphthoiden bezie-
hungsweise ulzerösen Läsion erfolgen.
Zunächst sollten lokal begrenzte ulzeröse
Läsionen anamnestisch und klinisch hin-
sichtlich möglicher mechanischer Ursachen
– wie zum Beispiel Prothesendruckstellen,
lokale Reizungen durch Halteelemente
von Prothesen, mechanische Irritationen
durch Restaurationen, etwaige Fadenreste
nach operativen Eingriffen im Mund- oder
Rachenbereich oder auch potenzielle Zu-
stände nach zahnärztlichen Behandlungen
(wie Irritationen durch Watterollen oder
ähnlich), chemische oder thermische
Irritationen oder lokale Einwirkungen von
Medikamenten – untersucht werden.
Bei der pathohistologischen Untersuchung
sind in der Regel nur unspezifische Ver-
änderungen erkennbar. Zentral finden sich
eine Nekrose und Fibrin, durchsetzt von
Granulozyten. Am Rand entwickelt sich
Granulationsgewebe. Bei granulomatösen
Systemerkrankungen (wie M. Crohn mit
Beteiligung der Mundhöhle) kann man
typische Crohn-Granulome finden. Bei
immunsupprimierten Patienten ist die ent-
zündliche Reaktion geringer, beziehungs-
weise sie fällt zum Beispiel bei der Agranulo-
zytose aus.
Grundsätzlich soll entsprechend der S2k-
Leitlinie der DGMKG und der DGZMK bei
einer unklaren Mundschleimhautverände-
rung ohne Rückbildungstendenz nach einer
Beobachtung oder Therapie über zwei
Wochen und ohne eindeutige Zuordnung
zu einer definierten Grundkrankheit oder
Ursache eine histologische Abklärung zum
Ausschluss eines Plattenepithelkarzinoms und
seiner Vorläuferläsionen erfolgen [Kunkel et
Aphthöse Läsionen
Ausschließlich in der Mundhöhle
Stets gleiche Seite
Nicht ausschließlich in der Mundhöhle/
weitere Symptome / Manifestationen
Rezidivierend
M. Behçet
Fieber, Lymphadenitis
Ja
Ja
Nein
Nein
Kindesalter
Herpes simplex
4 4 4
4 4
4
4
4
3
3
3
3
3
2
2
2
1
1
Stomatitis
aphthosa
Gingivo-
stomatitis
herpetica,
Hand-Fuß-
Mundkrank-
heit, PFAPA
Lokale Therapie
HIV, Neutropenie
M. Crohn
Fachzentrum
Lokale Therapie
Nein
Ja
Rezidivierende Aphthe, Typus minor
6
6
5
5
5
5
5
5
6
6
Übersicht 3: Algorithmus zur Diagnostik oropharyngealer Aphthen
Anmerkung: Die Diagnose des M. Behçet erfolgt nach den bei Jackowski et al. [2017] aufge-
führten Kriterien. Fachzentrum: Betreuung durch spezialisierten Zahnarzt, Fachzahnarzt für
Oralchirurgie und Facharzt insbesondere für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie oder Hals-,
Nasen-, Ohrenheilkunde sowie zum Beispiel Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten,
Innere Medizin oder Kinder- und Jugendmedizin.
Quelle: modifiziert nach Scully et al., 2008; Legal et al., 2013
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