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107, Nr. 12, 16.6.2017, (1461)
erst nach einer Latenzzeit von zehn bis 15
Jahren zeigen [Jundt, 2010], worüber die
Patienten aufgeklärt werden sollten. Nach
aktueller Literatur präsentieren zehn Prozent
der Bevölkerung Osteome im Becken, in
der Wirbelsäule oder in den Rippen, so dass
diese in diesen Regionen als Normvariante
einzuordnen sind [Jundt, 2010]. Eine Osteom-
bildung im Bereich der Nasennebenhöhlen
ist deutlich seltener und wird bei 0,5 bis 1
Prozent der Nasennebenhöhlenaufnahmen
als Zufallsbefund diagnostiziert. Mit circa 80
Prozent bildet dabei der Sinus frontalis den
Hauptmanifestationsort im Nasenneben-
höhlensystem, gefolgt von den Cellulae
ethmoidales [Jundt, 2010; Hosemann,
2010]. Demgegenüber treten Osteome in
den Kieferhöhlen extrem selten auf [Rocha,
2011].
Radiologisch lassen sich Osteome als
kugelige bis ovale Verschattungen darstel-
len [Jundt, 2010]. Klassische Osteome der
Nasennebenhöhlen bleiben oftmals lange
Zeit symptomfrei [Jundt, 2010; Hosemann,
2010] und sind somit häufig Zufallsbefunde
[Woldenberg, 2005]. Erst bei Größenzunahme
entwickeln sich aufgrund der Sekretabfluss-
störung und der zunehmenden mechanischen
Druckwirkung unspezifische Kopfschmerzen
respektive Sinusitiden [Jundt, 2010; Hose-
mann, 2010]. In extremen Fällen ist auch
der Einbruch eines Kieferhöhlenosteoms in
die Orbitahöhle mit damit verbundener Di-
plopie und Visusverlust beschrieben worden
[Park, 2006].
Mit der Ausbreitung der 3–D-Bildgebung
in der Zahnheilkunde werden Osteome
zunehmend auch im Rahmen der zahnärzt-
lichen Diagnostik erfasst und müssen dann
bei der Befunderstellung beurteilt werden.
Letztendlich stellen sie damit viel häufiger
ein differenzialdiagnostisches als ein thera-
peutisches Problem dar.
Die Therapie beinhaltet die Abtragung und
die histopathologische Begutachtung des
Osteoms. Damit soll vor allem ein malignes
Geschehen, beispielsweise im Sinne eines
Osteosarkoms, das speziell im Initialstadium
ähnliche klinische und radiologische Cha-
rakteristika aufweisen kann, sicher ausge-
schlossen werden [Rocha, 2011].
Die Entfernung von Osteomen der Kiefer-
höhle kann bei kleineren Tumoren über
einen endonasalen Zugang durchgeführt
werden. Bei größeren Tumoren empfiehlt
sich hingegen – wie im vorliegenden Fall –
ein osteoplastischer Zugang zur Kiefer-
höhle, um eine vollständige Resektion der
Raumforderung zu gewährleisten. Größere
Osteome müssen hierbei in aller Regel in ein-
zelne Fragmente zerlegt und anschließend
geborgen werden [Jundt, 2010; Hosemann,
2010]. Die histopathologische Aufarbeitung
ergibt vornehmlich lamellären Knochen, der
als kompakter Knochen beziehungsweise
in Form von Trabekeln angeordnet ist.
Zwischen den Trabekeln zeigen sich Fett-
und Bindegewebsanteile, die unterschiedlich
stark ausgeprägt sein können. Vor allem bei
deutlich ausgebildetem Bindegewebe kann
sich die Abgrenzung zum ossifizierenden
Fibrom bisweilen schwierig gestalten
[Jundt, 2010]. Differenzialdiagnostisch
kommen darüber hinaus Osteoblastome
und Odontome in Betracht [Rocha, 2011].
Dr. med. dent. Ingo Buttchereit
PD Dr. med. habil. Dr. med. dent. Peer W.
Kämmerer, MA, FEBOMFS
Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und
Plastische Gesichtschirurgie
Universitätsmedizin Rostock
Schillingallee 35
18057 Rostock
peer.kaemmerer@med.uni-rostock.deDr. med. dent. Bärbel Riemer-Krammer
Private Praxis, Rostock
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Abbildung 7: PSA postoperativ
Abbildung 8: Klinische Situation zehn Tage
postoperativ
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