zm
107, Nr. 2, 16.1.2017, (120)
Ein 48-jähriger Patient wurde in der Klinik
und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und plas-
tische Gesichtschirurgie der Universitäts-
medizin Rostock durch eine niedergelassene
oralchirurgische Kollegin zur Abklärung einer
mutmaßlichen Raumforderung im Bereich
des Mundbodens links vorgestellt.
Der Patient berichtete über eine vor drei Ta-
gen erstmals wahrgenommene Schwellung
in diesem Bereich. Schmerzen, auch post-
prandial, bestanden nicht, der Speichelfluss
war normal. Der Patient gab keine Gewichts-
abnahme, keine Appetitstörung und keine
Zeichen anderer Organerkrankungen an.
Fieber konnte nicht eruiert werden.
Im Rahmen der klinischen Erstuntersuchung
fiel eine kleine, tastbare, nicht druckdolente
Raumforderung im Bereich des Mundbodens
links mit enger Lagebeziehung zu einem
Torus mandibularis (Abbildung 1) auf. Es
bestanden keine Einschränkungen der lin-
gualen Mobilität oder der Sensibilität. Die
Sprache war nicht beeinträchtigt. Die sono-
grafische Untersuchung zeigte eine 12 mm
x 12 mm große, echoreiche, inhomogene
Raumforderung im Bereich des Mundbodens
regio 34 direkt lingual des Unterkiefer-
knochens (Abbildung 2) sowie zahlreiche
am ehesten reaktiv vergrößerte Lymph-
knoten. Eine MRT-Untersuchung des Kopfes
und des Halses offenbarte eine vermehrt
Kontrastmittel anreichernde Raumforderung
im Bereich der Glandula sublingualis links mit
einer Diffusionsstörung in der Bildgebung
(Abbildung 3). Bei Vorliegen eines Tumors
unklarer Dignität der Glandula sublingualis
links erfolgte daher die In-toto-Resektion
in Intubationsnarkose (Abbildung 4). Hier
zeigte sich ein strangartiger, derber, von einer
dünnen und fragilen Kapsel umgebener
Tumor, der entlang des Torus mandibularis
links bis in den Mundboden lokalisiert war.
Der Torus mandibulär wurde abgetragen.
Die histopathologische Untersuchung des
Der besondere Fall mit CME
Polymorphes low-grade Adenokarzinom
der Glandula sublingualis
Michael Dau, Jan Liese, Peer Wolfgang Kämmerer
Schwellungen im Mund und an den Speicheldrüsen sollten ernst genommen werden.
Denn sie können, insbesondere wenn sie die kleinen Speicheldrüsen betreffen, durchaus
maligne sein. Bei den großen Speicheldrüsen ist dieses seltener der Fall. Der vorliegende
Patientenfall zeigt eine solche Problematik, die aufgrund von noch rechtzeitiger Diagnostik
und Resektion des Tumorprozesses für den Patienten glimpflich ausging.
Kliniker präsentieren Fälle mit hohem
diagnostischem Schwierigkeitsgrad.
Abbildung 1:
Präoperativer Befund mit Torus
mandibularis und einer dorsal
davon gelegenen Raumforderung
Fotos: Dau
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Zahnmedizin