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107, Nr. 2, 16.1.2017, (170)

Odontodysplasie

Bei der Odontodysplasie handelt es sich um

eine gleichzeitige Schmelz- und Dentindys-

plasie. So sind Schmelz-, Dentin und Pulpa-

veränderungen zu erkennen. Die Odontod-

ysplasie (Abbildungen 11 bis 15) ist eine

seltene Erkrankung, welche in der Regel an

einem oder mehreren Zähnen eines Qua-

dranten auftritt. Diese Erkrankung betrifft

vor allem Zähne im Oberkiefer (Abbildun-

gen 11 und 12) und ist etwas häufiger bei

Frauen zu beobachten. Sowohl Milchzähne

als auch permanente Zähne können davon

befallen sein. Genaue Zahlen über die Vor-

kommenshäufigkeit der Odontodysplasie

sind nicht bekannt, da diese Erkrankung so

selten ist. Die Ätiologie der Odontodysplasie

ist nach wie vor unklar.

Die betroffenen Zähne weisen gelbbraune

Verfärbungen auf (Abbildungen 11, 12 und

14) und sind kleiner als normal. Der vorhan-

dene Schmelz ist hypoplastisch und unter-

verkalkt. Schmelz und Dentin sind sehr

weich. Die Zahnkronen sind missgebildet.

Die Wurzeln sind in der Regel sehr kurz. Die

Zahnoberfläche kann Furchen, Eindellun-

gen und Grübchen aufweisen. Der Durch-

bruch und die Wurzelbildung der befallenen

Zähne sind verzögert. Infolge der stark ver-

änderten Zahnhartsubstanz ist eine stark er-

höhte Kariesanfälligkeit vorhanden. Kurz

nach dem die betroffenen Zähne die Gingi-

va durchbrochen haben, kann es deshalb

rasch zur Kariesbildung kommen. Daraus

resultieren häufig Pulpanekrosen und Abs-

zesse.

Im Röntgenbild kann der Schmelz kaum

vom Dentin unterschieden werden. Die

Zähne erscheinen verschwommen und fle-

ckig. Dies führt zu einem geisterhaften Er-

scheinungsbild, weshalb solche Zähne auch

„ghost teeth“ genannt werden (Abbildung

13). In der Pulpa findet man häufig Dentikel

(Abbildung 15). Die stark verkürzten Wur-

zeln haben ein weit offenes Foramen apicale

(Abbildung 15).

Wir danken Dr. Hermann Stich für die histolo-

gische Aufbereitung der Präparate und Prof.

Dr. Peter Hotz für die Abbildungen Nr. 5, 6a

und 6b.

Dr. Markus Schaffner

Prof. Dr. Adrian Lussi

Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv-

und Kinderzahnmedizin

Zahnmedizinische Kliniken der Universität

Bern

Freiburgstraße 7

3010 Bern, Schweiz

markussch@bluewin.ch

Literatur:

1. Schroeder HE, Pathobiologie oraler Struktu-

ren. Karger Verlag, Basel, 18–24, 26–30, 32

(1997)

2. Von Arx Th, Odontodysplasie. Schweizeri-

sche Monatsschrift Zahnmedizin 102:

723–726 (1992)

3. Van Waes HJM, Stöckli PW, Kinderzahnme-

dizin, Farbatlanten der Zahnmedizin. Thieme

Verlag, Stuttgart, 79 (2001)

Dieser Beitrag wurde erstmals im „Deutschen

Zahnärzte Kalender 2016“, Seiten 41 bis 50,

veröffentlicht. Der Nachdruck erfolgt mit

freundlicher Genehmigung des Deutschen

Ärzteverlags.

Abbildung 14: Odontodysplasie 35 (Zahn

von Abbildung 13). Die Zahnkrone ist gelb-

braun verfärbt und völlig missgebildet. Kro-

nen- und Wurzelanteile können kaum vonei-

nander unterschieden werden.

Abbildung 15: Schnitt durch die Vertikalebene

der Odontodysplasie 35 (Zahn von Abbildung

13). Kurz nach dem Durchbruch kam es zur

Kariesbildung und Pulpanekrose. Im nekroti-

schen Pulpagewebe sind noch Dentikel er-

kennbar. Schmelz und Dentin weisen irregulä-

re Strukturen auf.

Fotos: Hotz, Lussi, Stich

Abbildung 13: Odontodysplasie 35. Im Rönt-

genbild können Schmelz und Dentin kaum von-

einander unterschieden werden. Durch das ver-

schwommene und fleckige Aussehen wirkt der

betroffene Zahn geisterhaft („ghost tooth“).

Abbildung 11: Odontodysplasie 11 und 12.

Bei der Odontodysplasie sind häufig ein oder

mehrere Zahne eines Quadranten befallen.

Die betroffenen Zähne befinden sich vielfach

im anterioren Oberkieferbereich.

Abbildung 12: Odontodysplasie 14 und 15.

Gut erkennbar sind die Kronenmissbildungen

und gelbbraunen Verfärbungen der befalle-

nen Zähne.

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Zahnmedizin