zm
107, Nr. 2, 16.1.2017, (168)
Dentinogenesis imperfecta
Bei dieser genetisch bedingten Dentindys-
plasie sind in der Regel beide Dentitionen
betroffen und ein bilateralsymmetrisches
Erscheinungsbild vorhanden.
Die Dentinogenesis imperfecta (Abbildun-
gen 5 bis 10) kann ein Symptom der Osteo-
genesis imperfecta (Glasknochenkrankheit)
sein (Typ I). Bei der Osteogenesis imperfecta
sind zudem erhöhte Knochenbrüchigkeit,
Schwerhörigkeit, Kleinwuchs, blaue Skleren,
Hyperextensibilität der Gelenke, Herzklap-
penfehlbildungen, Kurzsichtigkeit und an-
dere Symptome zu beobachten. Die Denti-
nogenesis imperfecta tritt aber auch ohne
Osteogenesis imperfecta auf (Typ II oder
hereditär opaleszierendes Dentin). Die Prä-
valenz des hereditär opaleszierenden Den-
tins beträgt 1:8.000. Als Ursache für alle
Typen der Dentinogenesis imperfecta wird
ein Gendefekt bei der Dentinmatrixbildung
vermutet.
Zuerst bilden die vorhandenen Odontoblas-
ten normales Dentin. Später werden die
Odontoblasten zunehmend durch mesen-
chymale Zellen ersetzt, welche atypisches
Dentin mit irregulär verlaufenden Dentintu-
buli bilden (Abbildungen 7a, b und 9). Die
Dentinogenesis imperfecta führt zu einer
blaubraunen Verfärbung der Milchzähne
und zu einer bernstein-/perlmuttartigen
Verfärbung der permanenten Zähne (Abbil-
dungen 5, 6a,b und 8). Das vorhandene
Dentin ist weicher als normal. Die histologi-
schen Schnitte zeigen eine oft wellige
Schmelz-Dentin-Grenze, was auf einen De-
fekt des Schmelz-Dentinverbundes schlie-
ßen lässt (Abbildung 10). Infolge der man-
gelhaften Schmelz-Dentinverbindung split-
tert häufig Schmelz ab. Diese Schmelzab-
splitterungen können zu Kariesbildung an
atypischer Lokalisation führen (Abbildun-
gen 6a, b). Zudem unterliegen die Zähne ei-
ner erhöhten Attrition. Irreguläre Dentinbil-
dung kann nach dem Zahndurchbruch die
gesamte Pulpakammer obliterieren. Beim
gleichen Patienten können jedoch vollstän-
dig obliterierte neben normalen Pulpakam-
mern beobachtet werden.
Fortsetzung auf Seite 76
Abbildungen 6a, b: Infolge des mangelhaften Schmelz-Dentinverbundes kann es bei der Denti-
nogenesis imperfecta zu Schmelzabsplitterungen kommen. Dies führte zu atypischer Kariesbil-
dung an den Hockerspitzen der Zähne 45 a) und 35 b).
Abbildungen 7a, b: Die beiden Ausschnitte aus dem Kronen- a) und Wurzelbereich b) zeigen das
stark dysplastisch veränderte Dentin.
Abbildung 5: Frontzahne bei einem Patienten mit Dentinogenesis imperfecta Typ II. Typisch für
die Dentinogenesis imperfecta ist die bernstein-/perlmuttartige Verfärbung des Dentins, welche
durch den Schmelz durchschimmert.
Fotos: Schaffner, Lussi
74
Zahnmedizin