zm
107, Nr. 3, 1.2.2017, (240)
Die „Volkskrankheiten“ Parodontitis und
Diabetes mellitus teilen nicht nur viele Ge-
meinsamkeiten – wie Risikofaktoren, eine
multifaktorielle Ätiologie, einen überwie-
gend chronischen Krankheitsverlauf mit
destruktiven Veränderungen, möglichen
Funktionseinschränkungen und einer Beein-
trächtigung der Lebensqualität Betroffener.
Im vergangenen Jahrzehnt wurde auch eine
bidirektionale Beziehung zwischen den bei-
den Erkrankungen festgestellt [Preshaw et
al., 2012; Kuzmanova et al., 2016].
Wechselbeziehungen
zwischen den Krankheiten
Einfluss von Diabetes auf Parodontitis
Diabetes mellitus gilt heutzutage als etab-
lierter Risikofaktor für Parodontitis [Genco &
Borgnakke, 2013]. Studien aus den ver-
gangenen Jahrzehnten haben gezeigt, dass
Diabetiker häufiger an einer Parodontitis
erkranken als Nichtdiabetiker. Darüber hi-
naus wurde bei Diabetikern in allen Alters-
gruppen und unabhängig vom Diabetes-
Typ ein höherer und im Alter zunehmender
Schweregrad der Parodontitis als bei Nicht-
diabetikern festgestellt. Dabei sind sowohl
die mittlere Sondierungstiefe als auch der
mittlere klinische Attachmentverlust bei
Diabetikern erhöht [Khader et al., 2006;
Lalla et al., 2006]. Prospektiv gesehen
schreitet der parodontale Knochenabbau
bei Diabetikern schneller als bei Nichtdiabe-
tikern voran. Insbesondere bei schlechter
glykämischer Einstellung steigt das Risiko für
parodontale Destruktionen und gingivale
Interaktionen bei Zahnbett- und systemischen Erkrankungen
Wie sind Parodontitis und Diabetes mellitus
vergesellschaftet?
D. Kuzmanova, S. Jepsen, H. Dommisch
Ein gestörter Glukosemetabolismus, eine erhöhte Infektanfälligkeit, eine gestörte
Wundheilung, ein erhöhtes Parodontitisrisiko und eine Prädisposition für kardio-
vaskuläre Ereignisse – die Behandlung von Diabetespatienten mit Parodontitis in
der Zahnarztpraxis stellt eine besondere Herausforderung dar. Durch die hohe
Prävalenz beider Erkrankungen in einer immer älter werdenden Gesellschaft
rückt diese Problematik zunehmend in den Mittelpunkt des zahnärztlichen
Behandlungsalltags.
Abbildung 1: Patient mit aggressiver Parodontitis und Typ-1-Diabetes (HbA1c: 6,3%): Fotostatus der Ausgangssituation vor
Therapiebeginn, spontaner Pusaustritt an den Zähnen 12, 26 und 36
Fotos: H. Dommisch_V. Cordes
42
Zahnmedizin