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107, Nr. 6, 16.3.2017, (590)
einen befreundeten Kieferorthopäden über-
geben. Er ist dort jetzt noch als Angestellter
tätig. Schmiedels Spezialgebiet war und ist
die Behandlung von Kiefergelenkerkrankun-
gen. Wer wissen will, wie Schmiedel berufs-
politisch „tickt“, sollte sein berufliches Credo
kennen: „Übe deinen Beruf mit Liebe aus!“
Hinzu kommt die strikte Befolgung der im
Genfer Gelöbnis formulierten Forderung an
den Arzt: „Die Gesundheit meines Patienten
soll oberstes Gebot meines Handelns sein.“
Schmiedel „brennt“ für diese Leitsätze. Sie
ziehen sich wie ein roter Faden durch seine
Praxistätigkeit wie durch sein berufspoli-
tisches Engagement. Qualitäten wie Wert-
schätzung, Freundlichkeit, Gerechtigkeit
und Hinwendung – zum Menschen wie zur
Sache – spielen für ihn eine große Rolle. Ge-
lebte Ethik im Sinne des Gemeinwohls also.
Ein Wörtchen mitreden
Doch warum Standespolitik? Schmiedel be-
gründet das so: „Ich bin schon sehr früh zu
dem Entschluss gekommen, mein Leben,
meine Berufsausübung selbst gestalten zu
wollen und nicht fremdbestimmt von
anderen verwalten zu lassen.“ Seine Ämter
standen stets unter der Überschrift, selbst
ein Wörtchen mitreden zu können, aber
auch früh über berufspolitische Herausfor-
derungen informiert zu sein, um rechtzeitig
gegensteuern zu können.
Berufspolitisch ein Wörtchen mitreden –
dazu kam es erstmals im Jahr der Wende.
1989 wurde Wolfgang Schmiedel zum
Landesvorsitzenden der Berliner Kiefer-
orthopäden (BDK) gewählt. Gleichzeitig
wurde er zum Referenten KFO bei der
Berliner KZV ernannt. Dann folgten ver-
schiedene Etappen und Ämter bei den Gre-
mien der zahnärztlichen Selbstverwaltung,
sowohl bei der Kammer als auch bei der
KZV Berlin. Schmiedel wurde Vorsitzender
der Vertreterversammlung der KZV Berlin:
„Diese Erfahrungen waren der Grundstein
für meine spätere Tätigkeit als stellvertre-
tender Versammlungsleiter der Bundes-
versammlung der Deutschen Zahnärzte,
ganz sicher aber auch mit ein Grund für
meine Wahl zum Präsidenten der Zahn-
ärztekammer Berlin.“
Daneben war er in wissenschaftlichen Ge-
sellschaften tätig, unter anderem als Vor-
standsmitglied der Deutschen Gesellschaft
für Kieferorthopädie (DGKFO) sowie als
Präsident der EFOSA (European Federation
of Orthodontic Specialists Association): „Das
hat meine Überzeugung gestärkt, dass es
mehr denn je notwendig ist, bei allen na-
tionalen Überlegungen zur zahnärztlichen
Berufsausübung die europäischen Entwick-
lungen nicht aus den Augen zu verlieren.“
Der Kammerpräsident
2004 folgte die Wahl zum Berliner Kammer-
präsidenten – ein Amt, das er bis Februar
2017 ausübte, und zwar als bisher einziger
Kieferorthopäde in Deutschland, der zum
Präsidenten einer Zahnärztekammer gewählt
wurde. Ein Blick zurück: „Schon bald musste
ich lernen, dass sich mein Anspruch, es allen
Kolleginnen und Kollegen in Berlin recht
machen zu wollen, als illusorisch erwies. Die
starken Verteilungskämpfe in der Stadt mit
der größten Zahnarztdichte der Welt und
die damit verbundenen standespolitischen
Auseinandersetzungen innerhalb der Kolle-
genschaft, aber auch zwischen Kammer und
KZV, brachten mich nicht nur einmal an den
Rand der Verzweiflung.“
Schmiedel gelang es, Versammlungen – auch
trotz gegenteiliger Ansichten – in einem
kollegialen Stil zu leiten: „Meine größte
Herausforderung bestand darin, der Berliner
Kollegenschaft zu vermitteln, wie wichtig
es ist, gegenüber Gesetzgeber und Politik
mit einer Stimme zu sprechen, um nicht
wehrlos immer wieder Einschränkungen
und Eingriffe in die freie Berufsausübung
hinnehmen zu müssen.“
Gemeinwohlverpflichtung
als Türöffner
Glaubwürdigkeit und die Notwendigkeit,
in der Berufspolitik mit einer Stimme zu
sprechen – Schmiedels Anliegen war es,
der Berliner Kammer bei der regionalen
Gesundheitspolitik Gewicht und Akzeptanz
zu verleihen. Die Verpflichtung des Berufs-
stands zum Gemeinwohl diente dabei als
Türöffner. Aufgrund ihres sozialen Einsatzes
Der gute Draht zur Politik: mit BMG-Staats-
sekretärin Annette Widmann-Mauz
Zusammen mit BZÄK-Vize Prof. Dietmar
Oesterreich bei der KoKo Hilfsaktionen 2013
auf der IDS
Fotos: BZÄK/axentis.de
Mit dem Vorsteher des Hilfswerks Deutscher
Zahnärzte, Dr. Klaus Winter
Prophylaxe-Preisverleihung in einer Berliner
Grundschule
Foto: ZÄK Berlin
Foto: ZÄK Berlin
Foto: BZÄK/axentis.de
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