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107, Nr. 6, 16.3.2017, (592)

habe die Kammer stets ein offenes Ohr beim

Berliner Senat gefunden, erinnert sich

Schmiedel. Der schönste Beweis: So habe

etwa der damalige Gesundheitssenator Mario

Czaja 2012 bei der Feier zum 50-jährigen Ju-

biläum der Kammer Berlin den Zahnärzten

bescheinigt, sich für die Belange Bedürftiger

einzusetzen und Hilfestellung zu leisten. Be-

sonders lobend habe er das Berliner Hilfswerk

Zahnmedizin hervorgehoben.

Das Berliner Hilfswerk Zahnmedizin wurde

1999 gegründet. Anlass war ein Erdbeben in

der Türkei; die Berliner schickten Hilfe in

Form eines Dentalbusses. Heute unterstützt

das Hilfswerk die MUT-Obdachlosen-Praxis,

den „Fixpunkt“ als Anlaufstelle für Drogen-

abhängige und ein breites Engagement für

Senioren und Menschen mit Behinderungen.

Dennoch sieht Schmiedel noch erhebliches

Verbesserungspotenzial: „Traurig macht mich,

dass unser Berliner Hilfswerk nur über

110 Mitglieder verfügt. Es ist mir schlicht-

weg nicht begreifbar, dass in einer Stadt wie

Berlin, wo soziale Nöte und Verwerfungen

so evident sind, nicht mindestens die Hälfte

aller niedergelassenen Kolleginnen und Kol-

legen bereit ist, sich für einen Jahresbeitrag

von 48 Euro an der Versorgung der hilfs-

bedürftigen Menschen zu beteiligen! Hier

gilt es, gemeinsam an die Gemeinwohlver-

pflichtung zu erinnern“, plädiert er.

Im Sinne der Kollegen

Ehrenamt und Gemeinwohlverpflichtung –

dieses Engagement prägte auch die vielfäl-

tigen Kammeraktivitäten unter Schmiedels

Ägide für die und im Sinne der Berliner Kol-

legenschaft. Beispiel: die Vereinbarung, zur

Vorbereitung von Praxisbegehungen Hygiene-

schulungen in großen Gruppen durchführen

zu dürfen („Dafür hat man uns bundesweit

fast ans Kreuz genagelt.“). Weiteres Beispiel:

die Freisprechungsfeiern für ZFA („Das ist

eine Stilfrage, das macht keine weitere Heil-

berufekammer in Berlin so.“). Noch ein Bei-

spiel: die zahnmedizinische Erstversorgung

von Flüchtlingen („Hier wurde Großartiges

geleistet mit vielen Ehrenamtlichen – im Sinne

von ethischem Denken und Nächstenliebe.“).

Etwas ganz Besonderes ist für Schmiedel die

bundesweit bisher einmalige Gründung der

Sprechstunde „Seele & Zähne“, die seit 2007

von der Zahnärztekammer zusammen mit

der Psychotherapeutenkammer betrieben

wird und kostenlose Beratungen für soge-

nannte „schwierige“ Patienten anbietet.

Eine Herzensangelegenheit ist für Wolfgang

Schmiedel das Engagement für die jungen

Kollegen – etwa in Form von Netzwerken

und Informationsveranstaltungen zur Praxis-

gründung, aber auch über Standespolitik:

„Ich möchte etwas von meiner Begeiste-

rung an die junge Generation weitergeben.

Es lohnt sich, sich zu engagieren und die

Fahne der Selbstverwaltung zu verteidigen.

Es wird um das Zehnfache belohnt durch

Freundschaften und Netzwerke.“

Berliner Stimme im Bund

Akzeptanz der Berliner Kammer auf standes-

politischer Bundesebene – auch darum ging

es Schmiedel. „Mir war immer daran gelegen,

uns als ‚Berliner Stimme‘ in die langfristigen

Strategien der Bundeszahnärztekammer ein-

zubringen, um dort die Berliner Interessen

zu vertreten, ohne das große Ganze aus

dem Auge zu verlieren.“ Der Blick über den

Tellerrand war ihm nicht zuletzt auch als

Mitglied im Vorstand des BZÄK-Ausschusses

Europa wichtig. Ethik und Gemeinwohlver-

pflichtung sind für ihn Werte, die er auch in

die Gespräche mit Europaparlamentariern

getragen hat. Manche Probleme hätten so

im Vorfeld geklärt oder verhindert werden

können, sagt er. „Es stimmt mich nachdenk-

lich, dass ein Großteil der Kollegenschaft die

enorme Bedeutung von Brüssel in Bezug auf

die Vorgaben zahnärztlicher Berufsaus-

übung in Deutschland offenkundig immer

noch nicht verinnerlicht hat.“

Wie geht es jetzt für Schmiedel weiter? Für

ihn, der auf ein erfülltes berufspolitisches

Leben zurückblickt, der seine Ämter und

Aufgaben gern ausgeübt und als persön-

liche Bereicherung empfunden hat – und

das mit Dankbarkeit und Wertschätzung für

alle Weggefährten und Mitstreiter? Bis Ende

2017 wird er noch seinem Praxisnachfolger

zur Seite stehen. Und die ersten Pläne für

die neu gewonnene freie Zeit mit seiner

Frau, seinen Kindern und Enkeln sind bereits

gemacht.

pr

2010: Halloween im Legoland Discovery

Center

Nicht nur die Politik, auch die Krawatte

vereint sie: Schmiedel mit BZÄK-Präsident

Dr. Peter Engel und Vize Oesterreich.

Beim Kammerjubiläum mit Senator Mario

Czaja

Mit der EU-Abgeordneten Evelyne Gebhardt

Fotos: BZÄK/axentis.de

Foto: ZÄK Berlin

Foto: ZÄK Berlin

Foto: ZÄK Berlin

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Gesellschaft