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zm

107, Nr. 6, 16.3.2017, (596)

Eine Diagnose der Zahnkaries umfasst neben

der Erfassung der Veränderung und ihrer

Ausdehnung auch die Entscheidung

über eine mögliche Aktivität

der Läsion. Zur Beurteilung

der Kariesaktivität werden

primär

visuell-taktile

Kriterien herangezogen,

mit deren Hilfe die Wahr-

scheinlichkeit beziehungs-

weise die Tendenz zur Pro-

gresssion einer kariösen Läsion abge-

schätzt wird.

Prof. Dr. Anahita Jablonski-Momeni, Ober-

ärztin am Medizinischen Zentrum für

Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Abtei-

lung für Kinderzahnheilkunde der Philipps-

Universität Marburg, hat mit ihrer Arbeits-

gruppe untersucht, ob eine Karies eine Akti-

vität aufweist und innerhalb einer kurzen

Zeit eine Progressionstendenz zeigt.

Ziel der Studie war, mittels Biolumineszenz

(Calcivis

®

Caries Activity Imaging System,

Großbritannien) die Bestimmung der Läsions-

aktivität von Karies zu überprüfen. Mithilfe

dieses digitalen Verfahrens werden erkrankte

Stellen im Zahn „zum Leuchten“ gebracht,

so dass es die bisher visuell-taktil erfolgte

Diagnostik der Aktivität von Kariesläsionen

erleichtern und ergänzen könnte.

Material und Methode

Für die Studie wurden extrahierte Seiten-

zähne verwendet. Je Messpunkt wurden die

Ausdehnung und die Aktivität der Läsion

nach zwei bekannten visuellen Kriterien

[NYVAD et al. und ICDAS] klassifiziert. Alle

Messpunkte wurden mit dem Calcivis-

System digital erfasst. Vor den Messungen

vermischten die Wissenschaftler ein Protein

in Pulverform mit destilliertem Wasser und

zogen es mithilfe einer Kanüle in einen

Applikator auf. Dieser Applikator wurde in

das Calcivis-Handstück, das gleichzeitig als

Kamera eingesetzt wurde, eingefügt und

die Aufnahme erstellt. Das so entstandene

Bild wurde auf das Vorliegen einer Aktivität

(blaue Felder im Bereich des Messpunkts)

beurteilt. Danach wurden die Zähne durch

den Messpunkt geschnitten und anschließend

in Gruppen aufgeteilt. Jeweils eine Hälfte

des Zahnes wurde mit einem Verfahren zur

Inaktivierung einer Läsion – etwa Fluoride,

Kariesinfiltration, regenerative Technologien

– behandelt, die andere Hälfte blieb als Kon-

trolle unversorgt. Danach wurden weitere

Aufnahmen mit dem Calcivis-System erstellt

und diese Aufnahmen erneut auf das Vorlie-

gen einer Aktivität/Inaktivität bewertet. Als

Goldstandard zur Beurteilung der Aktivität

oder Inaktivität diente das Anfärben der

Zahnschnitte mit einer Methylrot-Lösung.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 46 extrahierte Seiten-

zähne (35 Molaren, 11 Prämolaren) unter-

sucht. Mit beiden visuellen Kriterien wurden

41 Messpunkte als aktive Läsionen und

fünf Messpunkte als nicht aktive Karies

eingestuft. Die Kappa-Werte für die Über-

Kariesdiagnostik

Biolumineszenz bringt aktive

Läsionen zum Leuchten

Wie kann eine Kariesaktivität adäquat beurteilt werden? Dieser Frage ist

die Arbeitsgruppe um Prof. Anahita Jablonski-Momeni, Oberärztin am Medizi-

nischen Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Philipps-Universität

Marburg, nachgegangen – und hat überprüft, ob sich das Biolumineszenz-

verfahren dafür eignet.

Die Abbildung links zeigt die Biolumineszenzaufnahme einer aktiven Läsion mit einer neueren Calcivis-Kamera. In der Mitte die visuelle Ansicht

eines Molaren mit aktiver Läsion okklusal, rechts im Lumineszenzmodus.

Alle Bilder: Jablonski-Momeni

Studie

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Zahnmedizin