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zm

107, Nr. 6, 16.3.2017, (594)

Die Effektivität von Pferdecoachings ist wis-

senschaftlich belegt. Grundsätzlich greifen

tiergestützte Seminare auf die positiven

Effekte der Mensch-Tier-Beziehung zurück.

Die psychotherapeutische Arbeit mit Tieren

kann emotional öffnend, stresssenkend und

handlungsmotivierend wirken – und in der

Folge ein leichtes, nachhaltiges Lernen

fördern. Darauf basiert auch das pferde-

gestützte Coaching.

Da die Situation für die Teilnehmer neu und

ungewohnt ist, bleibt wenig Raum für auf-

gesetztes oder einstudiertes Verhalten. Mit-

hilfe von Videoaufnahmen, gezielten Frage-

stellungen, einem Feedback und der ab-

schließenden Auswertung werden den Teil-

nehmern das Selbst- und das Fremdbild

gespiegelt. Themen sind: delegieren, Ent-

scheidungen treffen, Kommunikations-

verhalten – oder ganz konkret: der sichere

Umgang mit Angstpatienten. Dazu gibt es

Übungen, bei denen es darum geht, dem

Pferd Schutz zu vermitteln – beispielweise

ruhig unter einer Plane durchzugehen. Pferde

sind Fluchttiere, verspüren sie Unsicherheit,

reagieren sie instinktiv und wollen sich in

Sicherheit bringen – so wie es auch der

Angstpatient möchte, aber nicht kann.

Kann ich gut führen?

Auch den Umgang mit „übergriffigen“

Patienten kann man mit Pferden üben. Die

Fragen lauten dann: Wo lasse ich mir als

Behandler die Zügel aus der Hand nehmen?

Ab wann zwingt mich der Patient zum Bei-

spiel zu einer wunscherfüllenden Behand-

lung? Der Zahnarzt kann mithilfe des Pfer-

des nachvollziehen, an welchem Punkt er

resigniert, wann ihn das Pferd – respektive

der Patient oder auch ein Familienmitglied

(Kinder oder der Partner) – unterdrückt und

die Führung übernimmt. Lernziel: So setze

ich Grenzen richtig!

Schließlich kann man auch die Teamarbeit

im Rahmen des pferdegestützten Coachings

verbessern und sich selbst wie einzelne Kol-

legen in Achtsamkeit trainieren lassen. Oft-

mals äußern die Teilnehmer dann Sätze wie

„Genauso fühle ich mich auch immer in der

Praxis!“ oder „Du hast mich gar nicht ge-

sehen, als du mit dem Pferd so dicht an mir

vorbeigelaufen bist. Das ist immer so!“

Während man sich im Praxisalltag gewöhn-

lich nicht traut, heiße Eisen anzusprechen,

kommen beim pferdegestützten Coaching

diese Dinge auf den Tisch, schon allein weil

Pferdecoaching

Haben Sie die Zügel in der Hand?

Pferdecoachings stehen für die Interaktion zwischen Pferd, Mensch und eigener Persönlichkeit. Für das Training müssen

Sie kein Pferdenarr sein und auch nicht reiten können. Wenn es um Führungskompetenzen, Teamführung und (Patienten-)

Kommunikation geht, zeigt das Tier Ihnen trotzdem, wo es hakt – und wie man es im Job besser macht.

Pferde sind ideale Trainingspartner, wenn es darum geht, die eigenen Führungskompetenzen auszuloten. Besitzt der Mensch, der mit dem Pferd

trainiert, keine natürliche Autorität, wird ihm das Tier den Gehorsam verweigern. In diesem Training war das nicht der Fall – das Pferd folgte.

Foto: zm-sf

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Praxis