

zm
107, Nr. 9, 1.5.2017, (1078)
reich versucht wurde, den Zahn zu erhalten.
Außer Frage steht, dass für diese Problema-
tik ebenfalls die operative Behandlung mit
Implantation von Schmelzmatrixproteinen
als regenerativer Impuls durchaus diskutabel
gewesen wäre [Ramseier CA. et al., 2000
und 2012]. Dennoch sei hier nochmals
erwähnt, dass bei der forcierten Extrusion
ausschließlich mit körpereigenen Mechanis-
men der Wundheilung und Regeneration
gearbeitet werden konnte [Fahmy MD. et
al., 2016].
Fall 2: Socket Preservation ohne Fremdma-
terialien
Nachdem im Rahmen einer Gesamtsanierung
Zahn 21 nicht erhaltungswürdig gewesen
ist, erfolgte eine forcierte Extrusion begin-
nend mit rund 700 cN mit zwei Gummi-
wechseln innerhalb von zwei Tagen und
anschließend eine komplett noninvasive
Entfernung des Zahnes.
Direkt unterhalb des Zahnhalses wurde eine
etwa 2,5 bis 3 mm dicke Wurzelscheibe ab-
getrennt und genau an ihre ursprüngliche
Stelle so replantiert, dass das umliegende
Weichgewebe „wie gewohnt“ protektiv
gestützt wurde (Abbildung 13). Die Vorher-
sagbarkeit dieser Methode konnte auch
durch einen etwas außergewöhnlichen,
weiteren Fall verifiziert werden: Entgegen
unserer Vorgabe, sich etwa sechs Wochen
nach der Replantation der Wurzelscheibe er-
neut vorzustellen, erschien die Patientin erst
fünf Jahre später wieder in der Praxis und
selbst nach diesem langen Zeitraum war der
bukkale Knochen unter der replantierten
Wurzelscheibe vollständig erhalten geblie-
ben (Abbildung 14).
Im hier beschriebenen Fall des Zahnes 21
wurde über die replantierte Scheibe die
provisorische Versorgung so erstellt bezie-
hungsweise eingegliedert, dass die Scheibe
in ihrer Position gesichert war und auch die
Zunge (besonders in den ersten etwa 14
Tagen) selbige nicht mobilisieren konnte
(Abbildung 15). Durch das gut erhaltene
Parodont war die Wurzelscheibe nach die-
sem Zeitraum bindegewebig wieder einge-
wachsen. Unter der replantierten Wurzel-
scheibe an Zahn 21 (Abbildung 16) erfolgte
in nur acht Wochen eine vollständige Kno-
chenregeneration der Alveole. Dabei blieb
auch der bukkale Hart- und Weichgewebs-
anteil vollständig erhalten. Nach Entfer-
nung der Scheibe war für eine optimale
Positionierung des Implantats in allen
Dimensionen ausreichend Knochen vorhan-
den (Abbildungen 17 und 18).
Ergebnis:
Da nicht nur die bukkale Kno-
chenwand mit dieser Methode vollständig
erhalten werden konnte, sondern auch das
periphere Weichgewebe gestützt wurde
(Abbildung 19), konnte unter vollständi-
gem Erhalt der Papillen mittels der einge-
gliederten Krone ein in jeder Hinsicht opti-
Abbildung 13: Unter der replantierten etwa 2,5 bis 3 mm starken Wurzelscheibe kann die Alveo-
le komplett reossifizieren und gleichzeitig ist das Hart- und Weichgewebe (bukkale Lamelle, Papil-
len) optimal gestützt.
Abbildung 14: Extru-
sion des Zahnes 35:
Entgegen der Vorgabe
hat uns die Patientin
erst fünf Jahre nach
Extraktion und Re-
plantation der Wur-
zelscheibe wieder
konsultiert. Selbst
nach diesem langen
(nicht geplanten)
Zeitraum hat die wie-
der angewachsene
Wurzelscheibe das
Hart- und Weichge-
webe komplett ge-
stützt, so dass eine
Implantation ohne
weitere, aufwendige
augmentative Maß-
nahmen leicht mög-
lich ist.
Abbildung 15: Nach
Repositionierung der
Wurzelscheibe Regio
021 wurde dieser Be-
reich mit einem
Kunststoffprovisorium
versorgt, das die Wur-
zelscheibe gegen
Zungen- und Lippen-
druck geschützt hat.
44
Zahnmedizin