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zm

107, Nr. 11, 1.6.2017, (1324)

ist in 95 Prozent der Fälle mit einer Infektion

durch das Epstein-Barr-Virus assoziiert [Herold

et al., 2006]. Die Lokalisation im Ober- und

Unterkieferknochen sowie das Auftreten im

Kindes- und Jugendalter sind typisch. Bei der

sporadischen, in Europa und Nordamerika

auftretenden Form hingegen ist eine EBV-

Assoziation nur in 20 Prozent der Fälle nach-

zuweisen und die Erkrankung manifestiert

sich vornehmlich in abdominellen Lymph-

knoten.

In Deutschland stellen Burkitt-Lymphome

einen Anteil von vier Prozent aller Non-

Hodgkin-Lymphome dar. Beim erwachsenen

Patienten ist die Erkrankung häufig mit

einer Infektion mit dem Humanen Immun-

defizienz-Virus (HIV) vergesellschaftet.

Auf molekulargenetischer Ebene liegt in

80 Prozent der Fälle eine Translokation

von Chromosom 8 auf Chromosom 14

zugrunde [Herold, et al., 2006]. Dadurch

gerät das c-myc-Gen, das als Transkriptions-

faktor eine wichtige Rolle bei der Steuerung

der Zellteilung innehat, unter den Einfluss

von Promotern der Immunoglobulin-Gene.

Da diese Gene laufend transkribiert werden,

kommt es zu einer Überexpression von

c-myc und damit zur Entartung der Zelle.

Durch weitere Transformationsprozesse wie

beispielsweise einem Rearrangement der

Immunglobulin-Gene wird der Apoptose-

Mechanismus gestört und es kommt zur

monoklonalen Proliferation.

Therapie

Die Therapie orientiert sich an der für akute

lymphatische Leukämien und richtet sich

nach dem Krankheitsstadium. Prognostisch

ungünstig sind dabei eine Erhöhung des

LDH-Werts im Plasma auf mehr als 500 U/l

und der Befall des zentralen Nervensystems

(ZNS).

Standardtherapie ist eine systemische Hoch-

dosis-Chemotherapie mit intrathekaler Che-

moprophylaxe beziehungsweise -therapie

[Woessmann et al., 2005; Cairo et al., 2007].

Eine Bestrahlung kommt nur im Fall von

Rezidiven oder bei manifestem ZNS-Befall in

Betracht [Salzburg et al., 2007].

Eine chirurgische Intervention dient ledig-

lich zur histologischen Sicherung und darf

nur im Ausnahmefall bei risikolos und voll-

ständig resektablen Befunden in therapeu-

tischer Absicht erfolgen [S1-Leitlinie Non-

Hodgkin-Lymphome, 2009].

Der zusätzliche Einsatz monoklonaler Anti-

körper – wie das gegen CD20 gerichtete

Präparat Rituximab – eröffnet auch im

Kindes- und Jugendalter neue Therapie-

optionen [Giulino-Roth et al., 2016]. Im

Fall der Therapierefraktärität besteht die

Option einer myeloablativen Chemo-

therapie mit konsekutiver autologer

Stammzelltransplantation.

OA Dr. Jan Wolff

Simon Burg

Prof. Dr. Dr. Martin Gosau

Klinik für Mund-, Kiefer-, und plastische

Gesichtschirurgie, Klinikum Nürnberg

Universitätsklinik der Paracelsus

Medizinischen Privatuniversität

Breslauer Str. 201

90471 Nürnberg

jan.wolff@klinikum-nuernberg.de

Dr. Volker Mordstein

Institut für Pathologie, Klinikum Nürnberg

Universitätsklinik der Paracelsus

Medizinischen Privatuniversität

Breslauer Str. 201

90471 Nürnberg

Die Literaturliste kann auf

www.zm-online.de

abgerufen oder in der Redaktion angefordert

werden.

Abbildung 5: Histologie: Infiltrate eines blastär anmutenden, prolifera-

tionsaktiven Tumors: mittelgroße Zellkerne mit relativ kleinen Nucleolen,

typisches „Sternhimmelbild“ (Originalvergrößerung 100x, HE)

Abbildung 6: Immunhistochemische Aufarbeitung: Kräftige nukleäre

Reaktivität mit einem Antikörper für c-myc (Originalvergößerung 100x,

Farbstoff DAB)

Bei Zahnlockerungen unklarer Genese

müssen Knochenneubildungen oder sys-

temische Erkrankungen als Ursache aus-

geschlossen werden.

Schwellungen müssen nicht immer

entzündlich bedingt sein und können

ebenfalls Malignome maskieren.

Eine weiterführende bildgebende

Diagnostik, die histopathologische Un-

tersuchung sowie eine laborchemische

Analyse sind in diesen Fällen obligat.

Um eine schnelle Behandlung mit

eventueller Kuration zu ermöglichen,

empfiehlt sich die sofortige Überleitung

von Patienten mit Non-Hodgkin-Lym-

phomen in ein spezialisiertes Zentrum.

Durch die zunehmende Behandlung

von Migranten ist mit einem vermehrten

Auftreten von dort endemischen, spezi-

fischen Krankheitsbildern zu rechnen.

Fazit für die Praxis

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Zahnmedizin