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107, Nr. 11, 1.6.2017, (1365)
natürliche Materialien wie Holz bei einem
späteren Abbruch des Gebäudes wieder in
die Rohstoffkette eingebracht. Ökosiegel
und Fachberater helfen bei der Auswahl der
geeigneten Stoffe und Hersteller.
Unterstützung bieten hier die Architekten-
kammern der Länder, etwa mit WECOBIS
(www.wecobis.de), dem ökologischen Bau-
stoffinformationssystem der Bayerischen
Kammer. „Im Modul Planungs- und Aus-
schreibungshilfen findet man dort material-
ökologische Anforderungen für verschiedene
Baustoffgruppen“, sagt Architektin Petra
Wurmer-Weiß von der Beratungsstelle BEN.
„Was den Innenausbau betrifft, findet man
in WECOBIS zum Beispiel Anforderungen an
Bodenbeläge, Klebstoffe, Verlegewerkstoffe,
Dichtstoffe und Oberflächenbeschichtun-
gen wie Wandfarben und Lacke. Ob diese
Materialien immer die erforderlichen Eigen-
schaften hinsichtlich Hygiene in Praxis-
räumen erfüllen, muss im Einzelfall geprüft
werden.“ Ein wichtiger Punkt: Hygiene-
bestimmungen gehen vor Ökobilanz! Sie
müssen sich aber nicht immer ausschließen.
Zwischen High End und
secondhand
Was die Auswahl von Fußbodenbelägen,
Oberflächenmaterialien oder Möbeln be-
trifft, empfiehlt der US-amerikanische In-
nenarchitekt James Küster, zwischen Auf-
enthaltsbereichen (für Patienten und Praxis-
mitarbeiter) und Arbeitsbereichen mit hohen
Hygieneanforderungen (wie Behandlungs-
zimmer oder Labor) zu unterscheiden.
Küster, ein Spezialist für nachhaltig designte
Zahnarztpraxen, propagiert einen bakterio-
statischen Linoleumboden und Quarz als
umweltfreundliche Alternativen zu fleck-
freiem Stahl. Linoleum besteht weitgehend
aus Naturstoffen, hat weder schädliche Aus-
dünstungen noch ist er mit Weichmachern
durchsetzt. Anders als etwa PVC kann
Linoleum nach Ablauf der Lebensdauer zer-
kleinert und kompostiert werden. Auch der
Secondhand-Gedanke bietet viele Gestaltungs-
möglichkeiten, etwa bei Möbeln, Türen und
Türrahmen. Das heißt heute „Vintage“ –
und es hat seinen ganz eigenen Charme,
wenn Kronleuchter oder Bilderrahmen ihre
eigene Atmosphäre in die Praxis bringen.
Wie schon bei den Baustoffen lautet die
Grundregel für alle neu gekauften Produkte:
Sie sollten ökologisch gesund produziert
und langlebig sein, eine möglichst hohe
Recyclingfähigkeit haben und nicht erst
lange Verkehrswege zurücklegen müssen.
Das edle Mahagoniholz mag den Empfangs-
tresen enorm aufwerten, sein ökologischer
Fußabdruck ist übertrieben groß.