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zm

107, Nr. 12, 16.6.2017, (1460)

überwiegend lamellärer Struktur von sehr

langsamemWachstum [Jundt, 2010]. Patho-

genetisch sind Osteome auf eine post-

traumatische beziehungsweise postinflam-

matorische reaktive Knochenneubildung –

hier wahrscheinlich das überstopfte Wurzel-

füllmaterial – oder auf eine Ossifikation von

bereits vorhandenen knorpeligen Vorläufer-

läsionen zurückzuführen. Die Klassifizierung

der Osteome unterscheidet drei Gruppen

aufgrund ihrer Lage [Schajowicz, 1994]:

Klassisches Osteom: findet sich im Bereich

der bindegewebig präformierten Schädel-

knochen (Tabula externa) sowie in der

Nasennebenhöhlenregion. Die bevorzugte

Lokalisation hierbei sind der Sinus frontalis

und die Cellulae ethmoidales. Vereinzelt

finden sich Osteome auch – wie im be-

schriebenen Fall – in der Kieferhöhle.

Juxtakortikales/paraossales Osteom: vor-

nehmlich an der Außenfläche der langen

Röhrenknochen.

Medulläres Osteom (Enostom): in spon-

giösem Knochen.

Klassische Osteome manifestieren sich vor

allem im vierten und im fünften Lebensjahr-

zehnt mit einer leichten Bevorzugung des

männlichen Geschlechts. Treten Osteome

bereits in der Pubertät oder im jungen Er-

wachsenenalter auf, muss – insbesondere

bei multiplem ossärem Befall – an das Vor-

liegen eines Gardner-Syndroms gedacht

werden [Jundt, 2010; Rocha, 2011]. Hierbei

handelt es sich um eine autosomal-domi-

nante Form der familiären adenomatösen

Polyposis (FAP), die mit multiplen Osteomen,

multiplen Adenomen des gesamten Colons,

Epidermoidzysten, einer Hypertrophie des

retinalen Pigmentepithels und endokrinen

Störungen assoziiert ist.

Die Grundproblematik der Erkrankung liegt

in der häufigen Entartung der Colon-Ade-

nome, so dass den Osteomen hier vor

allem die Bedeutung einer Index-Läsion

zukommt.

In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen,

dass sich die extraossären Symptome häufig

Differenzialdiagnostisch müssen bei

einer Verschattung der Kieferhöhle ent-

zündliche, traumatische und neoplas-

tische Prozesse bedacht werden.

Manifestieren sich Osteome bereits

im ersten oder im zweiten Lebensjahr-

zehnt, muss das Vorliegen eines Gardner-

Syndroms abgeklärt werden.

Solide Prozesse in der Kieferhöhle

sollten entfernt und einer histopatho-

logischen Begutachtung zugeführt wer-

den, um einen malignen Prozess auszu-

schließen.

Fazit für die Praxis

Abbildung 4: Intraoperativer Situs nach Entfernung des Knochendeckels Abbildung 5: Intraoperativer Situs nach Separierung der Raumforderung

Abbildung 6: Entfernte Raumforderung in drei Teilen

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Zahnmedizin