zm
106, Nr. 24 A, 16.12.2016, (1475)
B
zu beobachten ist, stellt in der Tat
ein ernsthaftes Problem dar.
Da ca. 20 Prozent der alimentä-
ren Nitrate übers Trinkwasser
aufgenommen werden, sind
Überschreitungen des zulässigen
Höchstwerts von 50 mg/L auf-
grund der möglichen Methämo-
globinbildung für Säuglinge
bedenklich, obwohl das Krank-
heitsbild der Zyanose in Deutsch-
land praktisch nicht mehr beob-
achtet wird. Der weitere Eintrag
von Nitraten gefährdet aber
nicht nur die Integrität des Trink-
wassers, sondern bedroht durch
die Überdüngung vieler Ökosys-
teme auch die pflanzliche und
tierische Artenvielfalt unserer
Kulturlandschaften.
Der von uns favorisierte vermehr-
te Konsum nitrathaltigen Gemü-
ses bei gleichzeitiger Reduktion
des Fleischkonsums würde in der
Gesamtbilanz vermutlich jedoch
eher zu einer Reduktion des
Gesamteintrags von Nitraten in
die Umwelt führen.
Darüber hinaus wird an den
landwirtschaftlichen Fakultäten
zurzeit intensiv an einer Optimie-
rung der Düngemethoden für
Gemüsekulturen geforscht, um
die dabei entstehende Nitrat-
belastung der Böden auf ein
umweltverträgliches Mindest-
maß zu reduzieren.
Würzburg/Hohenheim
Prof. Dr. med. dent. Ulrich
Schlagenhauf
Abteilung für Parodontologie in
der Poliklinik für Zahnerhaltung
und Parodontologie
Universitätsklinikum Würzburg
Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Reinhold
Carle
Lehrstuhl für Technologie und
Analytik pflanzlicher Lebensmittel
Universität Hohenheim
Weiterführende Literatur:
Mills, C. E., Khatri, J., Maskell, P.,
Odongerel, C., Webb, A.J.:
It is rocket science – why dietary
nitrate is hard to Beet! Part II:
Further mechanisms and thera-
peutic potential of the nitrate-
nitrite-NO pathway.
Br J Clin Pharmacol. 2016 Feb 23.
doi: 10.1111/bcp.12918.
Bryan, N. S., Alexander, D. D.,
Coughlin, J. R., Milkowski, A. L.,
Boffetta, P.:
Ingested nitrate and nitrite and
stomach cancer risk: an updated
review.
Food Chem Toxicol 2012; 50:
3646–65.
Tannenbaum, S. R., John, S. W.,
Cynthia, D. L.:
Inhibition of nitrosamine formation
by ascorbic acid.
Am J Clin Nutr 1991; 53:
247–50.
Seele und Zähne – Ohne Anerkennung
bleibt es brotlose Kunst
\
Zum Beitrag: „Internationaler Tag der seelischen Gesundheit:
Beratung für Seele und Zähne“, zm 21/2016, S. 28–29.
Der Artikel sollte nicht ohne Kommentar und Ergänzung bleiben.
Seit vielen Jahren besteht auch für uns Zahnärzte die Möglichkeit die
„psychosomatische Grundkompetenz“ zu erwerben. Nach Ableis-
tung der notwendigen Balintstunden hat man die Voraussetzung
zur Anerkennung dieses Fachgebietes. Nur der Gesetzgeber und die
Standespolitik verhindern seit langem diese Anerkennung, wie sie
Allgemeinärzten als Zusatzbezeichnung zusteht.
Naturgemäß erlernt niemand eine „brotlose Kunst“, so dass der
zahnärztliche Patient, zumindest der Kassenpatient, weiterhin auf
zeitgemäße Betreuung verzichten muss.
Dr. Jens Wilhelms, Hannover
9
DMS V – Warum fehlt eine wichtige
Altersgruppe?
\
Zum Titel: „Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie“,
zm 17/2016, S.36–44.
Ich habe die fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie in gebundener
Form vorliegen und frage mich, ob die Kollegen wissen, dass die
Gruppe der 45- bis 64-jährigen Deutschen überhaupt nicht mitunter-
sucht wurde?
Dass dies schon bei der DMS IV auch nicht geschah, macht die Sache
nicht logischer. Gerade diese Altersgruppe macht doch einen großen
Teil unserer Parodontitis-Patienten aus, und ich habe nicht das Gefühl,
dass sich in dieser Gruppe der orale Befund verbessert hat. Es wird
der Eindruck erweckt, dass sich die Mundgesundheit aller Deutschen
verbessert hat, ohne darauf hinzuweisen, dass die große Gruppe der
45- bis 64-Jährigen nicht erfasst wurde.
Dr. Volker Storcks, Kiel
Antwort:
Basis der DMS V sind WHO-Standards
Warum „fehlt“ in der DMS V die Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen?
Nachfolgend nimmt der wissenschaftliche Studienleiter der DMS V,
PD Dr. A. Rainer Jordan, zu den untersuchten Altersgruppen Stellung.
In der Fünften Deutschen Mund-
gesundheitsstudie (DMS V) wur-
den die von der Weltgesundheits-
organisation empfohlenen Alters-
gruppen für Mundgesundheits-
studien untersucht, um mit den
Ergebnissen auch international
vergleichbar zu sein. Diese WHO-
Standards sehen für Erwachsene
die Altersgruppe der 35- bis
44-Jährigen vor und für Senioren
die Altersgruppe der 65- bis
74-Jährigen. Richtig ist, dass
damit die Altersgruppe der 45-
bis 64-Jährigen nicht vorgesehen
ist und somit in der DMS V auch
nicht untersucht wurde. Vor dem
Hintergrund des demografischen
Wandels wurde jedoch zusätzlich
die Altersgruppe der 75- bis 100-
Jährigen eingeschlossen. Damit
wurden wichtige Informationen
zum Mundgesundheitszustand
von Menschen mit Pflegebedarf
generiert, die für Deutschland
auf einem bevölkerungsreprä-
sentativen Niveau ebenfalls nicht
vorlagen.
Planmäßig wird die DMS VI im
Jahr 2022 durchgeführt werden. In
dieser Studie werden die Studien-
teilnehmer der DMS V in einem
Extra-Modul longitudinal erneut
untersucht, so dass zu diesem
Zeitpunkt dann auch Kennzahlen
für die Altersgruppe der 43- bis
52-Jährigen vorliegen. Mit diesem
Verfahren lässt sich die Wissens-
lücke der von der WHO nicht
empfohlenen Altersgruppen suk-
zessive schließen. Übrigens: Min-
destens genauso wichtig ist ja,
die Informationsdefizite zwischen
den 12-Jährigen und den 35- bis
44-Jährigen zu schließen, was wir
mit dem geschilderten Verfahren
ebenfalls angehen.
PD. Dr. A. Rainer Jordan, MSc.
Wissenschaftlicher Direktor IDZ
Universitätsstraße 73, 50931 Köln