zm
107, Nr. 1, 1.1.2017, (32)
milieu [Thomas, 2013]. Allerdings gibt es
Patienten mit protrahierter oder wiederhol-
ter periimplantärer Entzündung (Mucositis/
Periimplantitis).
Hier wird nach Ausschluss von Einfluss-
faktoren wie bakterielle Besiedelung, Rauch-
verhalten, verbliebene Zementreste oder
Grunderkrankungen [Albrektsson, 2016]
auch nach Risikofaktoren für die Entstehung
einer „Titanunverträglichkeit“ geforscht.
Theoretisch kommen eine unspezifische er-
höhte Entzündungsneigung, eine gestörte
Entzündungsregulation oder eine spezifische
Überempfindlichkeit im Sinne von Allergie
infrage.
Bei schwerer Parodontitis – ohne den „con-
founding factor“ Rauchen – war schon vor
Jahren eine genetische Prägung als Teilfak-
tor beschrieben worden [Kornman, 1997].
Noch ist in unseren Augen allerdings nicht
geklärt, welchen Einfluss ein Zytokin-
(IL-1ß-)Polymorphismus auf die Standzeit
von Titan-Zahnimplantaten hat.
Eine kürzlich erstellte Metaanalyse von Liao
et al. hat die Vielzahl der erschienenen, teils
kontroversen Publikationen zusammenge-
fasst. Die Autoren betonen die noch unklare
Datenlage [Liao, 2014] mit dem Hinweis,
dass sich mögliche Assoziationen bei
Kombination mehrerer Faktoren ergeben
könnten. Viele Patienten fragen vor dem
Setzen von Titan-Zahnimplantaten nach
einem prädiktiven Test für das Versagen /
für vermehrte Komplikationen.
Zusammenfassung
und Ausblick
Für die Autoren dieses Artikels ist die dies-
bezügliche Aussagekraft eines In-vitro-
Zytokin-Ausschüttungsverhaltens von Ti-
tan-stimulierten Blutzellen noch nicht aus-
reichend durch große (prospektive) Studien
evaluiert. Es gibt derzeit auch noch keine
exakte Testmöglichkeit bei Verdacht auf
Titanallergie: weder im Lymphozyten-Trans-
formations-Test (LTT) noch im Epikutantest.
Auch die histologische Untersuchung kann
das nicht klären. Zumindest wird 2017
eine multinationale Multicenterstudie zur
Etablierung neuer Metall- (auch Titan-)
Epikutantestpräparationen starten. Dem-
entsprechend ist der Begriff „Titanallergie“
in der Allergologen-Fachwelt noch nicht an-
erkannt und entsprechend skeptisch sollten
Publikationen beurteilt werden, die diesen
Begriff als gegeben ansehen [Sicilia, 2008].
Natürlich setzt sich das Immunsystem mit
im Körper freigesetztem Titan auseinander,
wobei es wohl eher zu „Toleranz/Verträg-
lichkeit“ kommt [Thomas, 2013].
Prof. Dr. Peter Thomas
Dr. Burkhard Summer
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und
Allergologie
der LMU München
Frauenlobstr. 9–11
80337 München
Peter.Thomas@med.uni-muenchen.dePD Dr. Gerhard Iglhaut
Georg-August-Universität-Göttingen,
Abteilung MKG-Chirurgie
und
zahnärztliche Praxis
Bahnhofstr. 20
87700 Memmingen
Abbildung 2: Ausgewählte Einflussfaktoren für eine periimplantäre Entzündung
Quelle klinische Abbildung: PD Dr. G. Iglhaut
Für eine erfolgreich ge-
löste Fortbildung erhal-
ten Sie 2 CME-Punkte
der BZÄK/DGZMK.
Titanunverträglichkeiten
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Foto: privat
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werden.
Prof. Dr. med. Peter Thomas
1985 Approbation in München, 1986 Amerikanisches
Staatsexamen, 1987 Promotion, ab 1990 Uniklinik
München, Dermatologie, 1995 Facharzt (mit Allergologie
und Umweltmedizin), 2000 Habilitation, 2006 apl.
Professur.
Forschungsschwerpunkt: Mechanismen der (Metall-)
Implantatallergie (Betreuung einer Spezialsprechstunde,
Forschungsvorhaben zu Entzündungsmechanismen bei
Implantatallergie, Referenzallergologe (AG11) der
Deutschen Orthopädischen Gesellschaft und der Deutschen
Gesellschaft für Implantologie (DGI))
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Fortbildung: Toxikologie und Allergologie