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107, Nr. 2, 16.1.2017, (108)
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Herr Al Shalak, aus welchem Grund
sind Sie nach Deutschland gekom-
men?
Im Oktober 2013 habe ich mein Zahn-
medizinstudium in Syrien abgeschlossen.
Vor allem zum Ende hin war das nicht mehr
leicht. Deshalb bin ich anschließend sofort
nach Saudi-Arabien gegangen. Dort habe
ich fast eineinhalb Jahre verbracht und in
der „medical city king saud“, einem großen
Krankenhaus in Riad, eine Art praktisches
Jahr gemacht, um erste Erfahrungen zu
sammeln. Dort habe ich mich aber nicht
wohl gefühlt. Obwohl ich eine relativ lange
Zeit dort war, habe ich immer gedacht, „ich
pass hier nicht rein“.
Es war immer ein Traum von mir, nach
Deutschland zu gehen, seit ich angefangen
habe zu studieren. Genauer gesagt, war es
der gemeinsame Traum von mir und
meinem besten Kumpel Hadi [lacht]. Wir
wollten nach Deutschland und uns auf
Oralchirurgie spezialisieren. Das war beim
Essen immer DAS Thema.
Im Jahr 2015 habe ich mich also dann für
einen Implantologie-Fortbildungskurs in der
Schweiz angemeldet. Schon ein Jahr zuvor
hatte ich diesen Kurs gemeinsam mit
meinem Vater, der Oralchirurg ist, gemacht.
Beim zweiten Mal war es schon deutlich
schwieriger, das Visum für die Ausreise zu
bekommen. Ich musste lange darauf war-
ten, aber dann hat es tatsächlich geklappt.
Und so bin ich mit dem Flugzeug in die
Schweiz geflogen – und habe dann den Zug
genommen nach Berlin.
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Anfangs kannten sie nur sehr wenige
deutsche Wörter. Wie ging es weiter?
Ich bin am 1. September 2015 in Berlin an-
gekommen. Damals war es noch leicht, Asyl
zu bekommen. Aber ich wollte dies nicht –
ich wollte so schnell wie möglich arbeiten.
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Sie haben es also abgelehnt, Asyl zu
beantragen?
Ja. Es gibt viele Leute, die ganz anders
handeln würden. Und viele sind vermutlich
gegen meine Meinung, aber ich stehe noch
heute dazu – auch nach all den Schwierig-
keiten, die ich bekommen habe.
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Was haben Sie denn stattdessen ge-
macht?
Ich habe mich für einen Sprachkurs ange-
meldet, bin dann zur Ausländerbehörde
gegangen und habe ein Studentenvisum
beantragt. Das war gar nicht so leicht. Ich
konnte nur ein bisschen Deutsch und habe
am Anfang nur Englisch gesprochen. Ich
musste unzählige Anträge und Formulare
ausfüllen. Zwei- oder dreimal musste ich zur
Ausländerbehörde und alles einreichen –
und dann hat es geklappt: Ich habe für zehn
Monate eine Aufenthaltsgenehmigung als
Sprachstudent bekommen.
Berufseinstieg eines ausländischen Zahnarztes
„Zahnmedizin ist überall gleich –
nur die Patienten sind anders“
Den Status als Flüchtling wollte er nicht haben, deshalb ist der 25-jährige Syrer
Ghassan Al Shalak als Sprachstudent nach Deutschland gekommen – mit dem
Ziel, hier eine Anstellung als Assistenzzahnarzt zu finden. Zehn Monate später –
nach mehreren Sprachprüfungen, zahllosen Formularen und Anträgen – droht
ihm die Abschiebung. Doch dann ging plötzlich alles ganz schnell.
Seit dem 1. September 2015 lebt ZA Ghassan Al Shalak in Berlin, seit dem 1. August 2016
arbeitet er als Assistenzzahnarzt in zwei Praxen in Kreuzberg und Zehlendorf. „Es war ein
steiniger Weg, der sich aber gelohnt hat“, sagt der 25-Jährige.
Foto: nh-zm
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