zm
107, Nr. 2, 16.1.2017, (132)
(Invisalign®, Align Technology, Inc., Ams-
terdam, Niederlande). Das Konzept dieser
Aligner basiert auf einer Idee von H.D.
Kesling von 1945, in dem er aus mehreren
aufeinander aufbauenden Set up-Modellen
elastische Geräte herstellte, die schrittweise
zum eigentlichen Behandlungsziel führten.
Durch den herausnehmbaren Charakter
dieser Geräte wird eine uneingeschränkte
Zahnpflege ermöglicht. Somit sind Aligner
hier festsitzenden Klammern tendenziell
überlegen [Göz, 2010].
Die 2001 in Deutschland eingeführten
Aligner der Firma Align Technology, Inc. be-
stehen aus 0,7 mm dicken thermoplasti-
schem Kunststoff [Barlattani et al., 2009;
Haubrich, 2013; Wong, 2002] und ermögli-
chen pro Schiene Zahnbewegungen von
0,25 – 0,3 mm sowie Drehungen bis zu 2°
[Torres et al., 2011] die durch ein Set-up
eingebracht werden.
Die Aligner haben zwar keinen exakten
Punkt der Kraftapplikation [Beers et al.,
2006], was die Vorhersagbarkeit von Zahn-
bewegungen schwierig macht [Hahn et al.,
2011], bleiben aber mit ihrer Kraftgröße in
der von Schwarz beschriebenen optimalen
Kraftgröße des kapillaren Blutdrucks (0,15 –
0,2 N/cm²) und innerhalb der von Rahn und
Jonas sowie Storey und Smith beschriebenen
Kraftgröße von 0,2 N beziehungsweise nach
Göz von 0,15 bis 0,3 N für die Intrusion eines
parodontal gesunden Zahnes [Rahn et al.,
1980; Schwarz, 1932; Storey et al., 1952].
Während der empfohlenen zweiwöchigen
Tragezeit nimmt diese Kraft allerdings signi-
fikant ab, wie Cao et al 2006 publizierten
[Cao et al., 2006]. Auch in unserem vorlie-
genden Fall zeigte sich der positive Effekt
auf das parodontal vorgeschädigte Gebiss.
Die Intrusion der Zähne und auch die Aus-
richtung im Zahnbogen und zueinander
sind als erfolgreich zu bewerten. Dem
Wunsch des Patienten konnte entsprochen
werden. Zahn 11 konnte funktionell und
ästhetisch in die Zahnreihe eingegliedert
und erhalten werden. Trotzdem bleibt abzu-
warten, wie sich die Zähne längerfristig ent-
wickeln werden.
Durch die Befestigung von Dauerretainern
im Ober- und Unterkiefer und das Tragen
von Schienen über Nacht ist therapeutisch
die bestmöglichste Versorgung gewährleis-
tet, da unter anderem der orthodontischen
Rezidivtendenz vorgebeugt und der paro-
dontal bedingten erhöhten Mobilität der
Zähne entgegengewirkt wird [Diedrich,
2002].
Nikotinkonsum:
Dennoch ist der Nikotin-
konsum des Patienten als negativer Faktor
nicht zu unterschätzen. Bergström stellte
2004 in einer Studie fest, dass durch den
Nikotinkonsum das Risiko an Parodontitis zu
erkranken fünf bis 20 Mal höher als normal
und zudem gleich dem Risiko für Lungen-
krebs ist [Bergström, 2004]. Auch Bosco et
al. stellten eine enge Verbindung zwischen
dem Nikotinkonsum und dem Auftreten
einer Parodontitis an Ratten fest [Bosco et
al., 2007].
Alkoholkonsum:
Mit entscheidend ist auch
die Menge des täglichen Alkoholkonsums für
die Gesundheit des Zahnhalteapparats. Hier
liegt laut einer amerikanischen Studie von
2004 das Risiko an Parodontitis zu erkranken
um 18 bis 27 Prozent höher als bei einem
Nichtkonsumenten [Finucane et al., 1990].
Auch Lages et al. und Bhat et al. konnten
diesen Zusammenhang 2015 bestätigen
[Lages et al., 2015; Bhat et al., 2015].
Koffeingenuss:
Der Genuss von Koffein ist
dagegen kontrovers zu betrachten. So gibt
es Studien wie zum Beispiel von Machida et
al. 2014, die belegen, dass ein Zusammen-
hang zwischen dem Genuss von mehr als
einer Tasse Kaffee pro Tag und dem Auftre-
ten von Parodontitis besteht [Machida et al.,
2014]. Ng et al. halten mit ihrer Veröffentli-
chung von 2014 dagegen: Sie haben in
ihrer Studie die Erfahrung gemacht, dass
Kaffeekonsum zumindest bei männlichen
Patienten auch vor parodontalem Knochen-
abbau schützen kann [Ng et al., 2014]. Eine
engmaschige Kontrolle durch den Zahnarzt
wurde dem Patienten daher empfohlen.
Dr. Sabine Weimar
Dr. Johannes Spitzbart
Goethestraße 38
40237 Düsseldorf
info@dr-spitzbart.deDie Literaturliste kann auf
www.zm-online.deabgerufen oder in der Redaktion angefordert
werden.
Abbildung 7:
Behandlungsanforde-
rungen Invisalign
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Zahnmedizin